20.12.2013

Servicepoint A30: Vom „Prinzip kostenlos“ bis zur Gemeinschaftsküche

Dr. Kerstin Hoffmann hatte eine gewagte These im Gepäck, Hannes Bäuerle ungewöhnliche Material-Innovationen – und Adeline Seidel zeigte auf, wie sich die Wohntrends bis 2025 entwickeln werden. Dieser spannende Themenmix prägte die Veranstaltung „Möbel-Visionen“ im Servicepoint A30 in Bünde.

Organisatorin Katrin de Louw (2.v.r.) vom neelsen designmanagement mit den Referenten Dr. Kerstin Hoffmann, Hannes Bäuerle und Adeline Seidel (v.l.). Foto: Plaßhenrich

Bereits zum ersten Vortrag von der Journalistin und Kommunikationsexpertin Kerstin Hoffmann am frühen Morgen war der Saal gut gefüllt. Ihr Thema: „Prinzip kostenlos: neue Kunden im Internet, aber auch auf klassischen Wegen.“ Ihre Thesen: „Wer jetzt nicht die Kommunikation über das Internet und die sozialen Medien nutzt, ist in ein paar Jahren nicht mehr da.“ Nein, das war sie noch nicht, die gewagte These. Aber die Journalistin sagte auch: „Verschenken Sie ihr Wissen, um ihr Produkt zu verkaufen.“ Hoffmann ist der Meinung, dass ein Unternehmen sein Wissen gezielt verschenken kann, da das heutzutage sowieso kaum noch zu schützen ist. Zumindest in einem Großteil der Fälle. Wenn ein Betrieb also offensiv mit seinem Wissen umgeht, schafft er die gewünschte Aufmerksamkeit. „Sie punkten mit hochwertigen Inhalten“, erklärt sie.

Aber die Journalistin gibt auch zu bedenken: „Wir leben zwar in großartigen Zeiten, in denen es leicht ist, sich zu vernetzen. Aber wir leben auch in schwierigen Zeiten, weil es zahlreiche Kommunikationswege gibt.“ Deshalb seien für eine wirkungsvolle Unternehmenskommunikation ein starkes Konzept und eine professionelle Strategie unerlässlich. Jedes Unternehmen muss sich fragen: Was sind meine kurz-, mittel- und langfristigen Ziele? Wen will ich erreichen? Welchen Nutzen hat der Empfänger? Was ist mein Alleinstellungsmerkmal? Das seien aber nur einige Fragen, um erfolgreich zu kommunizieren. „Schaffen Sie einen Mehrwert“, rät die Hoffmann. „Ich prophezeie ihnen: Wenn Sie ein Jahr lang eine professionelle Kommunikationsstrategie pflegen, steigern Sie Ihren Umsatz um 25 Prozent.“

 

Faszinierende Materialwelt

Ebenso wie es immer wieder neue Kommunikationswege gibt (Hoffmann: „Alles ist im Aufbruch.“), verdeutlichte Hannes Bäuerle seinen Zuhörern, dass auch stetig innovative Materialien entwickelt werden. „Darin liegt noch sehr viel Potenzial, dass bisher noch nicht erkannt wurde“, sagt der Geschäftsführer der Materialbibliothek Raumprobe aus Stuttgart. Durch die Verknüpfung von verschiedenen Materialien, Formen, Farben und Fertigungstechniken werden immer wieder neue Produkte geschaffen. Material wird kombiniert oder auch wiederentdeckt. „Zurzeit erleben die rauen Oberflächen ein Revival oder auch Materialien wie Kalkputz, der unendlich viele Gestaltungsmöglichkeiten bietet“, sagt Bäuerle.

Raumprobe vergab 2013 erstmals den Materialpreis. „Die eingereichten Vorschläge haben uns gezeigt, dass die Materialwelt ein immenses Feld ist, das große Faszination ausübt“, meint der Geschäftsführer. Dazu habe Material unglaublich viele Einflussmöglichkeiten und macht Marken mächtig. Besonders angetan haben Bäuerle die Materialvorschläge, die von Studenten kamen. „Daher mein Appell an Sie: Gehen Sie an die Universitäten. Nutzen Sie deren Kreativpotenzial“, sagt er: „Die Studierenden gehen noch ohne Scheuklappen durch die Welt und probieren immer wieder neue Dinge aus.“

 

Flexibel wohnen

Wie das zukünftige Material eingesetzt werden kann, stellte Adeline Seidel vom Zukunftsinstitut Frankfurt am Main vor. Ihr Vortragsthema: „Die zentralen Wohntrends bis 2025“. Denn die sozialen Strukturen haben sich bereits sehr verändert und tun dies noch immer. Die Singlegesellschaft nehme immer mehr zu, die klassischen Familienstrukturen dagegen ab. „In zentraler Innenstadtlage sind 50 Prozent der Wohnungen Singlehaushalte“, sagt die Stadtplanerin. Dadurch verändere sich die Anforderung ans Wohnen. Jetzt gibt es bereits Apartmenthäuser, in denen eine Person in einem Zimmer mit Bad und Kochnische wohnen. In diesen gibt es aber auch Gemeinschaftsräume. Die Bewohner müssen sich um so gut wie nichts kümmern. Es wird für sie gewaschen, geputzt und viele andere Dinge erledigt. Wer sich für so eine Wohnsituation entscheidet, hat natürlich keine Möglichkeiten in seinen eigenen vier Wänden Freunde oder die Familie zu bekochen. Aber auch dafür gibt es Lösungen. So werden in Großstädten heute schon „Küchen auf Zeit“ vermietet, die für mehrere Personen Platz bietet. Der Tenor von Seidels Vortrag zielte darauf ab, dass in Zukunft auf immer kleineren Raum gelebt wird. Dabei sind die Möbel und Wände aber so mobil, dass die Räume ganz flexibel und individuell der jeweiligen Wohnsituation angepasst werden können. Ein hoch spannendes Thema, dass die Möbelindustrie noch fordern wird.

 

Besucherrekord

Neben den Vorträgen stellten die Unternehmen 3H Lacke, BASF, Christian Kröger, Elektra, Glassolutions Saint Gobain, Glunz, Homatrade, Hornschuch, Kröning, Neelsen, Schattdecor, SWL und Westag & Getalit ihre Produkte aus und hatten dazu ihre Kunden aus Industrie und Innenarchitektur eingeladen. Mit 144 Teilnehmern erreichte die Veranstaltung einen neuen Besucherrekord. „Damit sind wir an unsere Kapazitätsgrenze gestoßen“, sagt Organisatorin Katrin de Louw vom neelsen designmanagement. Dieser Zuspruch zeige auch, so de Louw, „dass die Möbel-Visionen im Herbst und der Trendfilter im Frühjahr stets gewachsene Events sind“. Die nächste Veranstaltung im Servicepoint A30 findet im Frühjahr statt. Zum Trendfilter 2014 am 15. Mai werden wieder interessante Referenten erwartet. Eine Anmeldung ist zwingend erforderlich. Mail-Kontakt: ausstellung@servicepointa30.de.

(Astrid Plaßhenrich)

www.servicepointa30.de