XXXLutz will den größten deutschen Möbelhändler übernehmen
Die anvisierte Übernahme mit rund 140 Standorten in Deutschland, Tschechien und der Slowakei durch XXXLutz kommentiert Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie, so: „Die geplante Übernahme der porta-Gruppe durch XXXLutz ist eine dramatische Nachricht für die deutsche Möbelindustrie. Käme dieser Kauf zustande, würde sich die ohnehin schon hohe Konzentration im deutschen Möbelhandel weiter verschärfen und eine bedrohliche Größenordnung erreichen. Unsere mittelständischen Hersteller sehen sich seit Jahren einer wachsenden Marktmacht des Handels gegenüber und sind zu immer größeren Zugeständnissen gezwungen. Gerade aktuell setzt die XXXLutz-Gruppe beziehungsweise ihr Einkaufsverband Giga die deutschen Lieferanten mit aus unserer Sicht unhaltbaren Forderungen unter Druck. Wir fordern eine eingehende kartellrechtliche Prüfung dieses Vorhabens nicht nur auf europäischer, sondern auch auf deutscher Ebene, um die Marktstellung in einzelnen Regionen und in einzelnen Preissegmenten zu bewerten. Neben der Wettbewerbsverzerrung sind auch negative Auswirkungen auf die Verbraucher zu befürchten, etwa in Form abnehmender Angebotsvielfalt.“
Zu den Fakten
Mit einem Jahresumsatz von mehr als 6 Mrd. Euro ist die XXXLutz Unternehmensgruppe mit Sitz in Wels (nahe Linz) schon heute einer der drei größten Möbelhändler der Welt. Der Konzern betreibt über 370 Einrichtungshäuser in 14 europäischen Ländern (Österreich, Deutschland, Tschechien, Ungarn, Slowenien, Slowakei, Kroatien, Rumänien, Bulgarien, Schweiz, Schweden, Serbien, Polen und Belgien) und beschäftigt mehr als 27.100 Mitarbeiter. Zudem werden bereits 24 Onlineshops in den Vertriebsschienen XXXLutz, Möbelix und Mömax betrieben. Stimmen die Kartellwächter zu, kämen rund 140 Standorte dazu. Zur porta-Gruppe gehören aktuell 26 großflächige porta-Einrichtungshäuser, zwei porta-Küchenwelten in Berlin-Mahlsdorf und Leipzig-Paunsdorf, 95 Märkte des Omnichannel-Einrichtungsdiscounters SB-Möbel BOSS, 22 Einrichtungsmärkte der ASKO-Gruppe in Tschechien und der Slowakei sowie der sachsen-anhaltinische Möbelhändler Möbel Letz. Das Unternehmen wurde 1965 von Hermann Gärtner und dem 2017 verstorbenen Wilhelm Fahrenkamp gegründet. Das erste porta-Haus wurde in Barkhausen bei Porta Westfalica eröffnet. Inzwischen gilt die Gruppe als einer der größten deutschen Möbelhändler mit einem Jahresumsatz (2023) von 1,14 Mrd. Euro (Quelle: Statista).
„Nach reiflicher Überlegung“
In einer gemeinsamen Pressemitteilung heißt es, dass sich die Inhaberfamilien von porta nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen habe, ihr fast 60 Jahre altes Unternehmen in die Hände der XXXLutz Gruppe zu legen. „In Verantwortung für das Lebenswerk der porta-Gründer und vor allem in Verantwortung für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sie der Überzeugung, damit die Zukunft der Unternehmensgruppe nachhaltig abzusichern.“ Über den Kaufpreis haben beide Partner Stillschweigen vereinbart.
Paul de Jong, Geschäftsführer der porta-Holding, wird in der Pressemitteilung so zitiert: „Mit XXXLutz haben wir einen Partner gefunden, dessen Aufstellung und Standorte sich gut mit der porta Unternehmensgruppe ergänzen. Wir sind überzeugt, dass das neue Unternehmen auch und gerade im harten Wettbewerbsumfeld beste Voraussetzungen für die weitere, gemeinsame Entwicklung bietet.“
Gründerfamilien scheiden aus
Im Zuge der geplanten Übernahme scheiden die Gründerfamilien Gärtner und Fahrenkamp aus dem Unternehmen aus. „Für die Gründerfamilien ist dieser Schritt nicht einfach, geschieht jedoch in der Überzeugung, für die Unternehmensgruppe die besten Entwicklungschancen zu sichern. Das Wettbewerbsumfeld, vor allem auch im Onlinemöbelhandel, erfordert neben hohen Investitionen auch starke Partnerschaften. XXXLutz ist mit seinem starken Omnichannelauftritt prädestiniert, zukünftig am Markt eine bedeutende Rolle zu spielen“, betont Paul de Jong.
Statement von XXXLutz
„Wir freuen uns auf die neuen Kolleginnen und Kollegen in Deutschland, Tschechien und der Slowakei. Gemeinsam werden wir dem steigenden Onlinehandel und dem rauen wirtschaftlichen Gegenwind in unserer Branche entgegentreten. Wir glauben fest an den stationären Handel in Kombination mit einem starken Onlineshop. Die Kunden informieren sich gerne Online, aber wollen sich schlussendlich vor allem bei größeren Anschaffungen vor Ort im Möbelhaus von fachkundigem Personal beraten lassen und Möbel sowie Einrichtungsgegenstände testen und fühlen“, so Mag Thomas Saliger, Unternehmenssprecher der XXXLutz Gruppe.