15.03.2009

Wenn von einem Jahr auf das andere rund 25% der Aussteller einer Messe fern bleiben, dann schrillen beim Veranstalter die Alarmglocken, und alle Signallampen stehen auf Rot. Dunkelrot.

Das dürfte bei der Survey in Bielefeld Anfang Februar nicht anders gewesen sein. Als Ausrichter einer Reihe von Möbelzuliefermessen, die halb Europa und inzwischen auch China erobert haben, war mit Sicherheit niemand erfreut, als feststand, dass bei der jüngsten Ausgabe im lippischen Bad Salzuflen unplanmäßig viel teure Ausstellungsfläche frei bleiben wird. Etwa 600 statt 800 Aussteller - das reißt Lücken.

Dirk Biermann, Chefredakteur, www.kuechenplaner-magazin.de

Messechef Peter H. Meyer gilt als Branchenfuchs, der weiß, wann er allen Unannehmlichkeiten zum Trotz mit einem strahlenden Lächeln in die Offensive zu gehen hat. So machte er gar nicht erst den Versuch, die kosmetischen Bemühungen seines Teams klein zu reden oder gar zu leugnen. "Wir belegen in diesem Jahr deutlich weniger Fläche als im Spitzenjahr 2008", redete er Klartext und führte in seiner Ursachenforschung "zyklische Überschneidungen" mit der internationalen Branchenleitmesse interzum an und berichtete von ebenso aktuellen wie "leidvollen Erfahrungen", dass die wirtschaftliche Lage einige Unternehmen veranlasst habe, gebuchte Ausstellungsfläche ausgesprochen kurzfristig nicht zu nutzen. Sprich: "Diese Unternehmen sind einfach nicht erschienen." Widersprechen wollte und konnte dem ZOW-Macher in seiner Analyse niemand.
Darüber hinaus drängt sich dem Beobachter ein weiterer Grund auf: Die ZOW setzt konzeptionell stark auf die regionale Karte bei klarer und unermüdlich formulierter Abgrenzung zur Kölner interzum und deren Leitmessencharakter. Optimal auf die Produktzyklen der Möbelindustrie abgestimmt, steht die ZOW weniger für glanzvolle Imageauftritte als für handfeste Basisarbeit. Statt einer Veranstaltung für ganz Westeuropa gibt es seit Jahren sich beständig entwickelnde ZOW-Schauen neben Bad Salzuflen auch in Italien, Spanien, der Türkei und in Russland. Hinzu kommen zwei Standorte in China. Wer also mit einem regionalen Konzept wirbt, darf sich nicht wundern, wenn seine unter dem Strich vergleichsweise übersichtliche Zielgruppe die kurzen Wege nutzt und nicht sämtliche Veranstaltungen abklappert. Besonders in Zeiten betrieblicher Reisekostenrestriktion.
Auch wenn in der Meyerschen Buchhaltung die Sektkorken diesmal wohl im Flaschenhals stecken geblieben sind: Der Effektivität der Möbelzuliefermesse in Bad Salzuflen tat der zahlenmäßige Rückgang keinen Abbruch. Ostwestfalen-Lippe ist nach wie vor DIE starke Möbelregion, und für die Entscheider der Wohn- und Küchenmöbler im Umkreis von 200 Kilometer rund ums Messezentrum an der B 239 ist die Schau vor der eigenen Haustür nach wie vor ein Muss. Entsprechend hielt sich die Zahl der langen Gesichter in Grenzen, und nicht nur Messe-Chef Peter H. Meyer hatte "trotz Flächenreduktion" ein ähnliches Frequenzempfinden wie in den Vorjahren. Was auch immer genau das bedeuten mag.
Bei der ZOW 2009 hat der Veranstalter aus der Not eine Tugend gemacht und mit einem auf die Zukunft ausgerichteten und ausgesprochen praxisorientierten Rahmenprogramm für echte Highlights gesorgt.
Weniger Fläche, weniger Aussteller, weniger Besucher als in den Vorjahren. Selten hat eine Messe, nach herkömmlicher Denkart betrachtet, auf einen Schlag mehr Federn lassen müssen. Aus einer anderen Perspektive betrachtet: Selten hat eine Veranstaltung so sehr vom Weniger profitiert. Und die traditionell angespannte Parkplatzsituation war auch entschärft.

Dirk Biermann, Chefredakteur
www.kuechenplaner-magazin.de