28.04.2010

Etwas vom Roten und eine Portion vom Blauen - dazu einige Tröpfchen Gelb und einen ordentlichen Schluck Grün. Schon zischt und brodelt es wie in einer waschechten Hexenküche. Was Koelnmesse-Geschäftsführer Gerald Böse im Rahmen einer Pressekonferenz jüngst öffentlichkeitswirksam zusammenmischen ließ, hatte mit Zauberei allerdings wenig zu tun. Mehr mit Visionskraft, Engagement und Charisma. Die Zutaten sind - inhaltlich betrachtet - Exportförderung, mediale Präsenz und Publikumsrelevanz. Das Ergebnis lässt aufhorchen und trägt den Namen KitchenLiving. Ab 2011 wird die Küchenmesse im zweijährigen Turnus parallel zur imm cologne stattfinden. Als international angelegte Veranstaltung für die gesamte Küchenbranche mit Küchenmöbeln, Hausgeräten, Spülen + Armaturen, Arbeitsplatten und Zubehör bis hin zum Lichtdesign. Die LivingKitchen als medial inszeniertes Großereignis, garniert mit drei Publikumstagen.

Die Nachricht ruft in der Branche unterschiedliche Reaktionen hervor. Die einen jubeln stürmisch, die anderen lächeln zufrieden abwartend, und noch andere kramen tief in den für Erinnerungen zuständigen Gehirnwindungen und wispern bedeutungsschwangerer: "Haben wir alles schon gehabt."
Tatsächlich erinnert das Konzept der LivingKitchen stark an eine imm cuisinale, die - ebenfalls parallel zur imm cologne - im Jahr 2005 von vielen Beteiligten über den grünen Klee gelobt wurde, um dann sang und klanglos entsorgt zu werden. Die Küchenmöbelhersteller hatten "ihrer" cuisinale nach einer tollen Messe überraschend den Rücken gekehrt, woraufhin die stark vertretene Hausgeräteindustrie ihre Zelte ebenfalls abbaute und diese mit etwas Verzögerung gen Berlin zur IFA verschiffen ließ. Küchenmesse ohne Küchenmöbel lässt an Sinnhaftigkeit wahrlich zweifeln.
Nun also der nächste Versuch. Es scheint, als hätten die Beteiligten aus alten Fehlern gelernt. So haben sich die mittelständisch geprägten Mitgliedsunternehmen der Marketinggemeinschaft A 30 bereits ein Jahr vor der Veranstaltung mehrheitlich für eine internationale Küchenmesse in Deutschland ausgesprochen, ohne ihre bewährten Hausmessen dafür zu opfern. Warum auch? Hier werden grundverschiedene Zielgruppen bedient. Von den "Big Five" haben sich Nobilia und Alno klar positioniert, es sollte wundern, wenn sich die Marktbegleiter Nolte, Häcker und Schüller diese Chance entgehen ließen. Ebenso wie die führenden Hersteller der Hausgeräteindustrie, die sich zwar auf der Berliner IFA für den Elektrogerätehandel mächtig ins Zeug legen, denen aber nach wie vor eine adäquate Küchenheimat fehlt. Hier ist sie.
Die LivingKitchen ist eine famose Chance für alle Branchenbeteiligten, das Gesamtprodukt Küche nach vorn zu bringen. National wie international. Denen, die sich dafür stark gemacht haben, gebührt kollektiver Dank. Kurz vor Beginn der heißen Karnevalsphase kann es nur lauten: Und jetzt alle...!
Dirk Biermann, Chefredakteur
d.biermann@strobel-verlag.de