01.01.2011

Mit der Liebe ist das so eine Sache. Entweder sie fließt. Oder sie fließt nicht. Fußball ist dafür ein schönes Beispiel. Als gebürtiger Ostwestfale hängt mein Herz unterschwellig an Arminia Bielefeld. Das ist nicht immer einfach, doch was will man machen.

Wie viele Tiefs meines Lieblingsvereins mich bereits in deprimierte Zustände hineinmanövriert haben? Wie viele Gegentreffer in letzter Sekunde den Adrenalinspiegel in bedenkliche Sphären der Fassungslosigkeit katapultiert haben? Wie hämisch die Kollegen an ungezählten Montagen die Wochenend-Klatsche kommentiert haben? Fragen Sie nicht. Zu oft, zu viele, zu häufig. Zwischenzeitliche Versuche, die Farben zu wechseln und ein Fan des SC Freiburg zu sein, scheiterten im Ansatz. Obwohl die Breisgauer, komme, was wolle, immer so fröhlich feiern, hat es mit der tief verwurzelten Zuneigung zum SC nie klappen wollen. Mit Dortmund, dem HSV und Stuttgart auch nicht. Mainz wäre jetzt zu viel Mainstream.
Nun dümple ich mit „meiner“ Arminia erneut im Tabellenkeller der 2. Liga und weiß gar nicht, über wen ich mich mehr wundere. Über die seltsam unmotiviert wirkenden Kicker? Über die mit einer tragischen Rechenschwäche geschlagenen Vorstände (der Verein ist so gut wie zahlungsunfähig)? Oder über die vielen wild schimpfenden und gestikulierenden Tribünengäste, die schon zwei Minuten nach Spielbeginn an nichts ein gutes Haar lassen?
Apropos Tribüne. Bleiben wir beim Fußball und geben wir uns einer ungewöhnlichen Vorstellung hin. Es ist Länderspiel. Ein wegweisendes Match. Deutschland trifft auf.. sagen wir Italien. Der Gegner ist austauschbar, interessanter ist das sonderbare Verhalten unserer Nationalspieler. Statt wie gewohnt auf dem Grün dem Runden hinterher zu jagen, zu laufen, zu kämpfen, zu tricksen und zu kombinieren, sitzt die Kicker-Elite auf der Tribüne und harrt der Dinge, die da kommen. Nur ein überzeugender und siegreicher Auftritt wird den Weg zur kommenden WM ebnen, doch die Herren Schweinsteiger, Özil, Klose und Mitstreiter üben sich in abgeklärter Zurückhaltung. „Wir wollten erst mal sehen, was der Gegner macht und ob sich ein besonderes Engagement überhaupt lohnt“, diktiert Käpt’n Lahm den verdutzten Reportern gewohnt eloquent in den Block. Die Fachwelt ist verwirrt, und die fußballinteressierte Öffentlichkeit stöhnt: „Und das zu Hause! Vor heimischem Publikum! Wie peinlich!“
„Runter von der Tribüne, rauf aufs Spielfeld.“ Dies möchte man auch einigen Ausstellern zurufen, die zwar Standfläche auf der internationalen Küchenmesse LivingKitchen im Januar in Köln gebucht haben, sich in ihrer Kommunikation indes eigenartig zurückhalten. „Wir müssen erst mal sehen, ob die LivingKitchen überhaupt erfolgreich ist“, lautet eine in den vergangenen Wochen häufiger gehörte Einschätzung aus den Reihen der Küchen-, Geräte- und Zubehörindustrie. Das will nicht recht zueinander passen. Mit einem abwartenden „wir müssen mal sehen“ ist kein Blumentopf zu gewinnen. Weder beim Fußball, noch auf einer Messe.
Erfolge fallen nicht vom Himmel, sie finden statt, weil jemand sie will und sich entsprechend verhält. Die Kölner LivingKitchen braucht Internationalität, damit sie ein Erfolg ist? Dann mal zu: Wenn jeder Aussteller seine internationalen Kunden kreativ einlädt, ist ein Riesenschritt getan. Die Verantwortlichen der Koelnmesse sind dazu längst am Werk. Wir aus Deutschland kommen übrigens auch gern. Die Küchenspezialisten hierzulande warten dringend auf die Impulse einer medienwirksam vermarkteten Küchenmesse wie die LivingKitchen, um den erheblichen Modernisierungsrückstand ins Rollen zu bringen.
Die deutsche Küchenindustrie tritt auf breiter Front und weitestgehend in Bestbesetzung in Köln an. Dass Küchenmöbelhersteller wie Häcker, SieMatic und bulthaup den Kevin geben und sich wie seinerzeit der verschnupfte Schalker Kurani frühzeitig vom Spielfeld verabschiedet haben, ist bei aller Wertschätzung für die genannten Unternehmen zu vernachlässigen. Diese Unternehmen werden ihre Gründe haben. Es wäre jedoch ein klassisches Eigentor, wenn die LivingKitchen in den Sand gesetzt würde, weil die handelnden Akteure in erster Linie auf das achten, was die anderen machen, und ihre eigenen Möglichkeiten darüber vernachlässigen.
Liebe ist da. Oder sie ist nicht da. Die Zuneigung zu einer nachhaltig erfolgreichen Messe für die GESAMTE Küchenbranche in Deutschland kommt in diesem Fall mit dem Tun. So wie sich der Appetit beim Essen einstellt, meint

Dirk Biermann, Chefredakteur
d.biermann@kuechenplaner-magazin.de