02.11.2023

Die Küchenmeile hat schon viele Geschichten geschrieben. Die folgende ist nur deshalb so unterhaltsam, weil sie gut ausgegangen ist. Nerven hat sie trotzdem gekostet.

Dirk Biermann, Chefredakteur KÜCHENPLANER, online/offline.

Löhne, Mitte September. Die Weltstadt der Küchen hat sich zur Küchenmeile vorbereitet und damit auf weit über 10.000 Besucher aus ganz Europa. Wie Perlen auf einer Kette reihen sich die renommierten Adressen aneinander. area30, h4k, KCL, Architekturwerkstatt, IDF34 - dazu die Ausstellungen von Nolte Küchen, Bauformat, RWK Kuhlmann und SieMatic. Es gibt viel zu sehen und im wahrsten Sinne des Wortes zu erfahren. Die Straßen in Löhne sind proppenvoll in diesen Tagen. Das weiß man aus Erfahrung. Drei Tage vor Messebeginn dann das Unfassbare. Die Hauptverbindungsader Oeynhausener Straße sollte von jetzt auf sofort gesperrt werden. Wegen Brückenbauarbeiten. Die Sperrung hätte auch dazu geführt, dass aus Richtung Autobahnausfahrt Gohfeld die Aussteller an der Oeynhausener Straße abgeschnitten gewesen wären. Ein miserables Timing. Selbst bei hart gesottenen Messeveranstaltern dürften die Vorboten leichte Panik ausgelöst haben. IDF34-Inhaber Kai Schäffer soll bei der morgendlichen Lektüre der lokalen Tageszeitung vor Schreck sogar fast das Frühstücksbrötchen aus der Hand gefallen sein.

„Was ist nur in die Verantwortlichen der Stadt Löhne gefahren?“, fragt man sich. Doch die Stadtbediensteten waren unschuldig. Und selbst unangenehm überrascht, als sie erfuhren, dass Mitarbeiter der ausführenden Baufirma mit den Vorbereitungen für die Sperrungen (ab Donnerstag) beschäftigt waren. Denn der Zeitplan für die zwar langfristig vorbereiteten, dann aber kurzfristig angesetzten Arbeiten lag nicht in ihrer Verantwortung. Zuständig ist Straßen NRW. Dort ist man auf Spezialfirmen angewiesen, die ihre für anspruchsvolle Brückensanierungen notwendigen Spezialmaschinen teilweise nur mit wenigen Tagen Vorlauf zur Verfügung stellen können. Und dann muss vor Ort alles zackig vonstattengehen. Wie in diesem Fall.

Innerhalb kürzester Zeit kam Bewegung in die Sache. Krisengespräche mit den Behörden und der Baufirma wurden geführt und die Medien informiert. Stefan Waldenmaier, LEICHT-Chef und Betreiber der Architekturwerkstatt, kannte jemanden, der gute Verbindungen ins Ministerium nach Düsseldorf hatte. Die Drähte liefen heiß. Alle Möglichkeiten wurden ausgenutzt und dem Vernehmen nach bis zum Äußersten ausgereizt. Um 15.30 Uhr am Donnerstagnachmittag dann die Entwarnung: Die mehrmonatige Sperrung wird auf den Montag nach der Messe verschoben, die bereits aufgestellten Schilder an den Straßenrand gerückt. Die Erleichterung darüber war allgegenwärtig. Und die Messeveranstalter wussten, bei wem sie sich bedanken konnten. Stefan Waldenmaier formulierte es so: „Lob und Respekt an die Behörden und Verantwortlichen vor Ort, dass sie so schnell reagiert und gehandelt haben.“ Ähnlich die Einschätzung von Kai Schäffer. „Wir müssen dem Bürgermeister für seinen Einsatz danken“, wird er in der Lokalpresse (Neue Westfälische) zitiert.

Das ist also gerade noch mal gut gegangen. Ob das auch für eine andere Geschichte der Küchenmeile 2023 gilt, bleibt abzuwarten. Denn dass die MHK Group auf ihrem Branchenabend im Museum Marta eine branchenweite digitale Plattform für das Bestellmanagement („nahtlose End-to-end-Prozesse zwischen Herstellern und Küchenfachhandel“) präsentierte, kam vielerorts gar nicht gut an. Verständlicherweise vor allem bei den Wettbewerbsverbänden, die um ihre Datenhoheit fürchten. Die Idee an sich könnte für die Branche nützlich sein. Sie muss aber von allen getragen werden und für alle auch emotional umsetzbar sein. Vielleicht hätte man vorher darüber reden sollen.

Dirk Biermann

Dieser Beitrag ist als Editorial der Ausgabe KÜCHENPLANER 10/11 2023 erschienen.