24.10.2014

Die Küche zur Idee ... und andere Top-Themen der Küchenmeile

Hand aufs Herz: Wie viele Messe-Stationen haben Sie in diesem Herbst geschafft? Der Besuch beim Küchenmöbellieferanten Ihres Vertrauens ist gesetzt. Blieb darüber hinaus Zeit für neue Kontakte? Für einen weiteren Küchenmöbelhersteller, oder gar einen dritten? Und dann die Abwägung: Lieber Miele, Blanco und Bauknecht auf Gut Böckel? Oder doch Schüller, Leicht und Franke im house4kitchen?

Oder beide Adressen? Die area30 bietet Stoff für einen ganzen Tag. Die neu eröffnete Designwerkstatt hört sich interessant an. Neff ist auch mal wieder da – im Kaiserpalais von Bad Oeynhausen. Und natürlich die Aussteller rund um AEG und Groenje im MAZ. Und überhaupt: Wer intensiv mit Siemens, Bosch, Liebherr oder Samsung zusammenarbeitet, für den ist die IFA in Berlin eine weitere Reise wert. Der Messeherbst hat es in sich, und bis die wichtigsten Stationen abgeklappert sind, ist so mancher Liter Sprit durch die Leitung gerauscht.Aber was sind nun die Trends fürs Küchenjahr 2015? Als erstes fallen einem dazu die modischen Aspekte ein. Bei den Farben ist viel Grau im Umlauf. Eiche weiß seine Position zu behaupten, wenngleich es erste Versuche gibt, etwas helleres Holz zu verbauen. Die Bandbreite reicht traditionell von Massivholz über Furnier bis zum Kunststoff. Wobei selbst Fachleute immer mehr ins Zaudern geraten, wenn sie die Materialwahl ohne Hilfsmittel bestimmen sollen. Keramik, Stein und selbst Metall haben ebenfalls den Weg in die Produktion gefunden. Und natürlich Glas. Wobei es nicht ganz unproblematisch ist, ein starres Frontmaterial auf eine „arbeitende“ Trägerplatte zu bringen – und zu erwarten, dass dies in der feuchtigkeitsgeschwängerten Küchenluft keine Spannungen hervorruft. Bei den Herstellern hält man sich bedeckt und möchte nicht gern über Reklamationsquoten zu diesem Thema sprechen. Hinter den Kulissen wurde und wird indes munter an Lösungen gearbeitet.Einer der Messebegriffe schlechthin heißt Lacklaminat. Hält man sich rein an den Begriff, handelt es sich um eine lackierte Laminatfläche. Doch gefehlt: Lacklaminat ist eine Holzwerkstoff-Trägerplatte mit Folienfinish. Damit können wahlweise extrem glänzende oder auffallend matte Oberflächen realisiert werden. Und preisgünstiger als die lackierte Variante soll es auch sein. Dennoch bleibt es eine Folie. Die Alltagstauglichkeit steht auf dem Prüfstand.Die Gestaltung der Nische ist ein weiteres starkes Thema: Mit Relingsystem, Licht und bedruckten Flächen aus Glas oder Schichtstoff. Gesprächsstoff bieten zudem vernetzungsfähige Hausgeräte, die auf der IFA einen unglaublichen Medienhype ausgelöst haben. Und ganz und gar nicht hintan zu stellen: Immer mehr Küchenmöbelhersteller werben ganz offensiv mit ihren Techniklieferanten. Da werden im Einzelfall Blum und Grass in einem Programm präsentiert, ohne dass es zu allergischen Schocks kommt, und selbst die gewöhnlich etwas geheimniskrämerisch agierenden Verantwortlichen von SieMatic präsentieren sich in aller Öffentlichkeit mit den Zulieferern von Vauth-Sagel.Modische Details bietet auch dieser Messeherbst zuhauf. Parallel gibt es Themen, die grundsätzlicher angesiedelt sind. Viel beachtet wurde zum Beispiel, wie Schüller die gute alte Landhausküche entstaubt hat. Der „Country Style“ made in Herrieden trifft mitten ins Herz der allgegenwärtigen Individualisierungswelle. Nieburg Küchen hat ebenfalls interessante Ideen dazu. Auch über die Neupositionierung von Nolte wurde viel geredet. Die Querdenker-Schiene „nolte neo“ wird sicherlich nicht ad hoc DER Umsatzbringer, doch sie kann als ein Baustein von vielen helfen, verkrustete Strukturen aufzubrechen, die sich im Zuge einer allzu dominierenden Komplettvermarktungsstrategie gebildet haben.„Die Küche zur Idee“ hatten Heidrun Brinkmeyer und ihr Team bei Ballerina. Konzipiert wurde eine generationenübergreifende Komfortküche, in der sich auch ältere Menschen oder Menschen mit Handicap wohlfühlen – die aber nicht aussieht wie eine Planung für das Altersheim um die Ecke.Die Headline „Die Küche zur Idee“ beschreibt auch die tielsa-Aktivitäten vortrefflich. Das Unternehmen der Alno-Gruppe hat die Strategie der beweglichen Küche deutlich verfeinert und um gesellschaftlich relevante Sicherheitsaspekte ergänzt. Wie kaum ein zweiter Küchenmöbelhersteller zeigt tielsa aktuell, wie der Begriff „Vernetzte Küche“ sinnvoll und vor allem finanziell für eine breite Käuferschicht umsetzbar mit Leben gefüllt werden kann.Inspirationen bot dieser Messeherbst en Masse. In dieser Ausgabe haben wir möglichst viele Ideen und Neuheiten dargestellt. Auf der LivingKitchen im Januar können diese dann praktisch inspiziert werden. Ganz übersichtlich und zeitlich beherrschbar an einem Ort. Dass namhafte Hersteller wie Alno, Nolte und Electrolux nicht mit dabei sind, ist bedauerlich. Viele andere nutzen die Chance. Dies wiederum ist erfreulich.

 
Dirk Biermann, Chefredakteur
d.biermann@kuechenplaner-magazin.de