18.12.2019

Miele übernimmt Hersteller von Einbau-Gewächshäusern

Mit der Übernahme der insolventen Agrilution GmbH steigt Miele in den Markt für „Vertical Farming“ ein. Damit will der Gütersloher Hausgerätekonzern seine Kompetenz im Bereich kreativer Genussvielfalt und „Healthy Lifestyle“ weiter ausbauen. Im Mittelpunkt steht die Einbau-Lösung „Plantcube“.

Das Einbaugerät „Plantcube“ bringt erntefrische Salate, Kräuter und Microgreens in die Küche. Aktuell stehen 25 Sorten zur Auswahl. Foto: Agrilution

Der Begriff „Vertical Farming“ beschreibt mehrstöckige Gewächshäuser, die laut Zukunftsforschern einen immer höheren Stellenwert gewinnen. Etwa in urbanen Ballungsräumen für eine ortsnahe und platzsparende Versorgung. Mit dem „Plantcube“ von Agrilution zieht dieses Konzept auch in die heimischen vier Wände ein. Die vollautomatisierten Gewächsschränke werden im Netz zu einem Verkaufspreis von rund 3.000 Euro gehandelt sind nicht größer als ein Standardkühlschrank. Sie sollen abgestimmte Wachstumsbedingungen bei minimalem Aufwand bieten. Laut Miele sind diese Geräte zudem ein Design-Highlight für Küche oder Wohnzimmer.

Immer frische Kräuter zur Hand
Das „Plantcubes“-Konzept von Agrilution setzt auf ein geschlossenes Ökosystem mit Saatmatten, kontrolliertem Licht und Klima sowie einer automatisierten Bewässerung. Gesteuert wird das System über die Agrilution Cloud. Einblick in den Wachstumsprozess und Hinweise zu Wartung und Ernte liefert eine benutzerfreundliche App.
„Immer mehr Menschen leben im urbanen Raum, streben aber gleichzeitig nach einem bewussten Leben und individueller Freiheit“, sagt Maximilian Lössl, der Agrilution mit seinem Partner Philipp Wagner gemeinsam gegründet hat. „Und unser ‚Plantcube‘ bringt frischere Salate, Kräuter und Microgreens direkt in die Küche.“ Mit „Microgreens“ sind Keimlinge gemeint, die schon nach wenigen Tagen geerntet werden können.

Täglich ernten
Aktuell bietet Agrilution 25 verschiedene Salate, Kräuter und Microgreens an, darunter auch ausgefallene Sorten wie roter Pak Choi oder Wasabina Blattsenf. Ein bis drei Wochen nach dem Start eines „Plantcubes“ seien erste Ernten möglich, danach könne sogar täglich geerntet werden, sagt Lössl. Nur kontrolliertes und gentechnisch unverändertes Saatgut wird verwendet. Die lebensmittelechten Saatmatten, die Agrilution in München selbst produziert, bestehen nach eigenen Angaben zu 100 Prozent aus upgecycelten Textilresten. Dazu heißt es: „Während ein einziger Salat auf dem Feld bis zu 120 Liter Wasser braucht, lässt sich mit dieser Menge ein kompletter ‚Plantcube‘ ein ganzes Jahr lang voll auslasten.“ Im Markt sind die „Plantcubes“ seit März 2019.

Gründer und Belegschaft bleiben an Bord
Der Einstieg der Miele Gruppe in dieses Geschäft fand unmittelbar nach der am 1. Dezember erfolgten Eröffnung eines Insolvenzverfahrens statt. Den Antrag hierzu hatte die Agrilution GmbH selbst gestellt, nachdem sich eine anstehende Finanzierungsrunde nicht wie geplant hatte realisieren lassen. Im Zuge dieser Insolvenz hat die Miele Gruppe die Marke, das Know-how und weitere Vermögenswerte übernommen (sogenannter Asset Deal) und auf die neu formierte Agrilution Systems GmbH übertragen. Die 100-Prozent-Tochter der Miele Venture Capital GmbH übernimmt auf Basis eines Erwerberkonzepts auch fast alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

www.miele.de