29.05.2013

Sachsenküchen: Nichts für die Senioren-Ecke

Auf Knopfdruck stets die richtige Arbeitshöhe. Mit ERGOmatic präsentiert Sachsenküchen das erste marktreife Möbelsystem, das sich in der Höhe verstellen lässt. Für den Fachhandel ein wunderbares Thema, sich zu profilieren, meinen die Verantwortlichen. Und zwar jenseits von Gehhilfe und Gerontotechnik.

Mit Speck fängt man Mäuse. Und mit farbenfrohen Arbeitsflächen Kunden, die sich für komfortable Ergonomie in der Küche begeistern können. So geschehen auf der LivingKitchen im Januar in Köln. Sachsenküchen präsentierte dort sein höhenverstellbares Möbelsystem ERGOmatic, mit dem sich eine ganze Kücheninsel um 20 Zentimeter nach unten oder oben bewegen lässt - und damit Menschen mit einer Körperlänge zwischen 1,60 und 2 Meter die optimalen Bedingungen bei der Küchenarbeit beschert. Das ist technisch betrachtet bemerkenswert, lässt sich optisch indes kaum angemessen darstellen. Denn die elektromotorische Hubtechnik verbirgt sich unsichtbar im Sockel. Also bestückte der Küchenmöbelhersteller die Ausstellungsinsel für die Messe mit einer nicht alltäglichen Arbeitsfläche – und siehe da: Die Kunden strömten auf den Stand, um sich das ungewöhnliche Exponat genau anzusehen. „Diese Reaktionen hatten wir uns zwar erhofft, das Ausmaß hat uns dann aber doch überrascht“, gesteht Sachsenküchen-Geschäftsführer Elko Beeg rückblickend und kann sich ein verschmitztes Lächeln ob des gelungenen Coups kaum verkneifen. Warum auch? Denn das Kundenecho sei überwältigend positiv gewesen. Besonders an den Endverbrauchertagen. Wobei sich der Ablauf mehrmals in der Stunde ähnelte: Kaum hatten sich die interessierten Messegäste ums extravagante Möbel versammelt, bewegte sich dies auch schon lautlos und wie von Zauberhand nach oben oder unten. Wahlweise per Fernbedienung gesteuert oder über ein Bedienelement in der Arbeitsplatte. Plastischer lassen sich die Vorteile einer ergonomisch korrekten Küchenplanung nicht darstellen – inklusive eines emotionalen Aha-Effekts.

 

Schon 30 Platzierungen

Inzwischen hat Sachsenküchen alle nötigen Zertifizierungen und GS-Zeichen urkundlich Schwarz auf Weiß und mit dem Vertrieb begonnen. Rund 20 Küchenspezialisten konnten innerhalb der ersten beiden Monate überzeugt werden, und im Sommer sollen es 30 Fachhändler sein, die ein bewegliches Möbelsystem in ihrer Ausstellung zeigen. Dabei agiert der Küchenmöbelhersteller bewusst selektiv. „ERGOmatic muss man wollen und können“, betonte Vertriebs- und Marketingleiter Andreas Schmidt bei einem Präsentationstermin in den Räumen von H&K Einrichtungen in Jena. Denn ein solches System werde nicht über den Katalog verkauft, das müssen die Kunden im wahrsten Sinn des Wortes erfahren. Prädestiniert seien Händler mit einer anspruchsvollen Ausstellung sowie eine gut einsehbare Platzierung in vorderer Linie. Im besten Fall wird das gesamte Ergonomiekonzept von Sachsenküchen dargestellt. Ein höhenverstellbarer Lift-Tisch gehört ebenso dazu wie beispielsweise Möbel, die den halbhohen Einbau des Geschirrspülers ermöglichen. Dabei begleitet Sachsenküchen engagierte Händler und schult Verkäufer und Monteure. „Die Vermarktung dieses innovativen Möbelsystems ist für den Handel eine große Chance – aber sicher auch eine Herausforderung“, resümiert Geschäftsführer Elko Beeg. „Aber es ist eine ganz besondere Möglichkeit, sich vom Wettbewerb abzusetzen und eigenständig zu profilieren“, ergänzt Andreas Schmidt.

Was Frank Seidler uneingeschränkt bestätigt. Seidler ist geschäftsführender Gesellschafter von H&K Einrichtungen in Jena und kennt sich mit Ergonomie bestens aus. Bei Objekteinrichtungen, im Büro und auch in der Küche. „Ergonomie ist für uns seit vielen Jahren ein Grundthema“, erzählt der Planer und Geschäftsmann. Das Ergonomie-Konzept von Sachsenküchen bezeichnet er als „einen ganz tollen Aufhänger“. Schon etliche Jahre vor der aktuellen Initiative haben er und sein Team mit beweglichen Küchenmöbeln experimentiert und motorisch angetriebene Tisch mit Holz verkleidet. Die Kunden seien damals schon begeistert gewesen, doch habe es noch mit der gesetzlich abgesicherten technischen Umsetzung gehapert.

 

Versierter Technik-Partner

Diese Baustelle macht das aktuelle ERGOmatic-System rundum vergessen. Als Technik-Partner ist das Unternehmen Linak mit im Boot. Dabei handelt es sich um einen Spezialisten mit Hauptsitz in Dänemark, der auf mehrere Jahrzehnte Erfahrung in der Entwicklung und Herstellung von elektromotorischen Hubsystemen zurückgreifen kann. Mehrere Millionen Systeme in unterschiedlichsten Leistungsklassen bringen Dinge in Bewegung. Bevorzugt in Büros und im Gesundheitswesen. „In der Bürotechnik sind angepasste Arbeitshöhen schon weit verbreitet“, weiß Christoph Messung von der deutschen Tochter Linak GmbH. Rund 20% aller Büromöbel seien in Deutschland elektromotorisch verstellbar. In Skandinavien seien es annährend 90%. „Dort ist das Thema Ergonomie sehr viel weiter“, so Messing. Ähnlich wie Elko Beeg und Andreas Schmidt glaubt auch er, dass mittelfristig bis zu fünf Prozent aller in Deutschland verkauften Küchen mit einem Bewegungssystem ausgestattet werden können. Wenn alles optimal liefe, auch bis zu 10%.

 

Komfort für alle

Damit Einschätzungen dieser Art gar nicht erst zum Wunschdenken verkommen, ist von Anfang ein eine bewusste Positionierung nötig. „ERGOmatic gehört nicht in die Senioren-Ecke“, stellt Andreas Schmidt betont sachlich fest. Und für den erlauchten Käuferkreis hochwertigster Premiumküchen sei das System ebenfalls nicht bestimmt. Komfort für alle, laute vielmehr das Motto. „Schließlich weiß der Rücken eines 20-Jährigen eine ergonomisch korrekte Arbeitshöhe ebenso zu schätzen wie reifere Küchennutzer“, weiß Elke Herzog, Fachberaterin im Team von H&K. Die Architektin bestätigt das außerordentliche Kundeninteresse an ergonomisch ausgefeilten Küchenplanungen. Wer sich heute eine Küche von Elke Herzog einrichten lassen möchte, muss gut zwei Wochen Wartezeit in Kauf nehmen. So lange ist sie ausgebucht.

Stellt sich die die Frage nach den Kosten für die gesunde Portion Rückenfreundlichkeit mehr. Elko Beeg nennt 2.500 bis 5.000 Euro als Spanne für den Einbau des ERGOmatic-Systems. Je nach Gewicht, das gestemmt werden muss. Die konkrete Zahl der Kilos rechnet sich aus dem Eigengewicht der Möbel, der Arbeitsfläche sowie des Stauguts. Da kommt schnell was zusammen. Wobei gleichzeitig ein weiteres wichtiges Verkaufsargument angesprochen ist. Denn bei einer Kücheninsel mit Hubsystem wird nicht nur die Arbeitshöhe korrekt positioniert, sondern auch das Staugut angehoben. Für den ebenfalls angebotenen Lift-Tisch betrage die Preisspanne etwa 1400 bis 1700 Euro – je nach Größe und Ausstattung. Der Tisch lässt sich bis zu 50 cm in der Höhe verfahren und erlaubt so die rückenfreundliche Essensvorbereitung ebenso wie das gemütliche Sitzen beim und nach dem Essen.

 

Einfache Montage

In allen Fällen unkompliziert gestalte sich die Montage, betonen alle Beteiligte. Je nach Aufgabenstellung kommen mehrere Hubsysteme mit einer Tragkraft von jeweils 120 Kilo zum Einsatz. Diese Hubsysteme sind gruppenweise in einem verschweißten Rahmen positioniert. Sachsenküchen bietet ERGOmatic in ein- oder zweiteiligen Ausführungen an. Man ahnt es – je nach anzuhebender Fläche und Gewicht. Das System sei frei planbar und in Längen von 1,20 bis zu 4 Meter realisierbar. Und dann heißt es nur noch Plug & Play. Sprich: Stecker rein und fertig. „Unsere Monteure sind sofort damit klargekommen“, bestätigte auch H&K-Chef Frank Seidler. Die Antriebssysteme selbst seien wartungsfrei und laut Hersteller Linak ausgesprochen resistent gegen Störungen. Oder wie es Christoph Messing ausdrückt: „Die Ausfallwahrscheinlichkeit ist sehr gering, wie die langjährige Erfahrung zeigt.“

Auf die Kücheninsel ist die Höhenverstellung übrigens nicht beschränkt. Auch Küchenzeilen können so ausgestattet werden. Oder Funktionselemente wie Kochstelle oder Spülcenter, bei denen eine Höhenanpassung besonders ins Gewicht fällt. „Voraussetzung für die Zeilenmontage ist jedoch eine glatte durchgehende Nischenrückwand“, betont Sachsenküchen. Als Hubsockelsystem kommt eine flexible Plattform für Schränke im 520er-Höhenraster zum Einsatz. Damit könne jede Insel und Zeile individuell gestaltet werden. Mit einer farbenfrohen Arbeitsfläche inklusive. Schlicht geht aber auch. Dirk Biermann

www.sachsenkuechen.de

www.linak.de

www.huk-einrichtigungen.de