10.04.2009

Rastermaße. Auf der Suche nach der perfekten Planung haben einige Küchenmöbelhersteller ihre Planungsmaße neu definiert und auf den Hausmessen vorgestellt - als das Nonplusultra!

Neben Schüller, RWK und Nobilia hat auch Nolte Küchen (Abbildung) eine neue Rastermaßphilosophie vorgestellt.

Was haben der Goldene Schnitt und die neuen Einbauküchen gemeinsam? Geometrische Formen in idealen Proportionen. Denn für das menschliche Auge gelten die Streckenverhältnisse im Goldenen Schnitt, wie sie auch in der Natur und der Kunst vorkommen, als Inbegriff von Harmonie und Ästhetik. Das wussten auch die großen Baumeister der Antike. Viele Sakralbauten und berühmte Schlossanlagen wurden danach erbaut. Die erste genaue Beschreibung des Goldenen Schnittes stammt von Euklid (ca. 300 v. Chr.), der bei seinen Untersuchungen der Platonischen Körper und des Fünfecks darauf stieß, denn das Ganze basiert auf reiner Mathematik.

Immer komplexer
Rastermaße werden bei der Küchenplanung schon lange eingesetzt, wie sie in der EN 1116 für Möbel und Geräte festgelegt sind (z.B. für die Höhe der Unterschränke, Sockel, Arbeitsplatten). Für die Breitenabmessungen verwenden die Hersteller die 10er- oder 15er-Teilung (10-cm- bzw. 15-cm-Raster). Doch so einfach das Küchenplanen früher war, so komplex ist es inzwischen geworden, denn die Ansprüche an Funktionalität, Individualität und Design sind enorm gestiegen. Bei den vielen planerischen Möglichkeiten heute können allerdings Effizienz, Übersichtlichkeit und Einfachheit im Verkaufsalltag leiden. Deshalb sollen die neuen Rastersysteme die Küchenplanung auch spürbar vereinfachen.

Der feine Unterschied
Vergleicht man eine alte Küchenplanung mit einer neuen „Raster-Küche“, so merkt zunächst nur der Fachmann etwas. Kunden werden den Unterschied nicht genau benennen können – ­außer dass ihnen die aktuelle Küchenplanung noch besser gefällt. Das liegt an dem neuen, eleganten Fugenbild. Denn auf der Suche nach der perfekten Planung und dem Maß der Zukunft haben ein paar Hersteller neue Rastermaße zur Herbstmesse vorgestellt, wie z.B. RWK, Schüller, Nolte und Nobilia. Doch auch andere arbeiten bereits mit speziellen Rastern, wie Nagel Küchen („Unser Raster ist der Millimeter“), Leicht (Linie Concept 40) oder pronorm (proline 128). Sie alle wissen: Die enor­me Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten macht noch lange keine perfekte Küchenplanung aus. Erst das durchgängige Einhalten eines bestimmten Rastermaßes und die gekonnte Variation mit den Vielfachen dieses Rasters entscheiden darüber, ob das Gesamtbild überzeugt.

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Elementar
Für eine konsequente Einhaltung seines neuen 127er-Rastermaßes plädiert deshalb auch Jochen Kuhlmann, geschäftsführender Gesellschafter von RWK-Einbauküchen bei seiner neuen Linie e.volution. Denn nur dadurch ergäben sich klare Strukturen für eine zeitlose Eleganz – reduziert aufs Maximale. Der Basisaufbau des Standardkorpus besteht hier aus einer 6-Raster-Front-Aufteilung (Korpushöhe 762 mm), was einen zusätzlichen Schubkasten und damit bis zu 20% mehr Stauraum ermöglicht. Die Einbauhöhe beträgt 91 cm bzw. 96 cm inkl. Sockel und Arbeitsplatte. „Die konsequente Vermeidung von Ausgleichblenden über Gerätenischen wird durch geräteabhängige Konstruktionen und eine Frontaufteilung sämtlicher Geräte-Umbauschränke erreicht“, so Kuhlmann. Für die RWK-Produktlinie e.motion bleibt es dagegen beim klassischen 5er-Raster (Bauhöhe 720 mm).

Durchgeschult
Schüller hat neben dem weiterhin bestehenden 125er-Raster für sein Küchen-Konzept next 125 das neue Rastersystem 130 mm für den Consumer-Bereich (C2/C3) eingeführt: einem 6er- und 5,5er-Raster für Unterschränke mit den Maßen 780 mm und 715 mm. In der neuen Schulungsbroschüre, die jedem Verkaufshandbuch beiliegt, erfahren Küchenverkäufer alles Wesentliche hierzu. Noch mehr Informationen und Planungstipps gibt es allerdings in einer groß angelegten Schulungsinitiative, mit der Schüller im Oktober startete. Bis Ende 2008 will das Unternehmen rund 1000 versierte Küchenverkäufer im Messezentrum Löhne und in Herrieden planerisch fit machen.

Dreidimensional
Am schnellsten für Küchenverkäufer nachvollziehbar war die Präsentation von Nolte: Hier waren die unterschiedlichen Arbeitshöhen visuell gut umgesetzt, u.a. per Aufkleber auf allen Küchenfronten. Auch die neuen Fronten Trend Line und Trend Line Plus greifen das neue Rastermaß mit ihren angedeuteten Fugen auf. Nolte hatte zudem einen separaten Planungs-Showroom eingerichtet, in dem die „Matrix 150“ detailliert vorgestellt wurde. Dahinter verbirgt sich das neue Rastersystem „150 mm mal X“, mit dem sich alles – Breite, Höhe und Tiefe (!) – planen lassen. Trotz Planungsvielfalt ergibt sich dadurch stets ein harmonisches und ruhiges Gesamtbild, das sich auf zwei Grundlinien konzentriert: eine Unterschrank- und eine Hängeschranklinie.

Formal perfekt
Mehr Planungssicherheit gibt es auch für Nobilia-Händler, die zwischen zwei Rastern wählen können: dem modernen 4er-Raster oder dem klassischen 5er-Raster. Beim 4er ist die Basis-Standardhöhe in maximal vier 177 mm hohe Schubkästen unterteilt. Die Auszüge sind 357 mm hoch; das 72er-Frontbild basiert auf einer Türhöhe von 717 mm. Beim klassischen 5er-Raster gibt es maximal fünf 141 mm hohe Schubkästen. Die Auszüge sind 285 mm hoch, die Türen (573 mm) werden mit einer Blende verstiftet bzw. unter einem Schubkasten platziert.

Passgenau
Interessant dürfte sein, wie einige neue Rastermaße das Thema Kompakt-Einbaugeräte für die 38er- und 45er-Nische in den Griff bekommen? Zum Glück gibt es ja Edelstahlblenden und Wärmeschubladen zum „Höhenausgleich“. Angela Grond
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