15.10.2013

Die Top-Themen der Küchenmeile (3): Von Acryl bis Altholz

Als vor einigen Jahren die ersten Fronten mit Sägerauoptiken und Synchronporen die Ausstellungen eroberten, schien das Grundthema der Küchenoptik auf Jahre besetzt. Naturnähe lautet seitdem das Gebot der Stunde. Immer authentischer mussten die Nachbildungen wirken mit sicht- und fühlbaren Einschlüssen, Rissen oder sonstigen simulierten Beeinträchtigungen.

Das naturnahe Prinzip wirkt nach wie vor. Ob als Nachbildung oder wirklich: In den Marktnischen des Möbelbaus gedeihen Glas und andere „echte“ Frontmaterialien wie Leder, Keramik, Metalle und feinporiger Beton. Das gilt besonders für Arbeitsplatten, die sich immer rustikaler geben. Doch die Schere der Materialität geht inzwischen weit auseinander und reicht von „künstlich aber richtig gut gemacht“ bis zu „wenn schon echt, dann kompromisslos einzigartig“. Als günstige Alternative zu Einscheibensicherheitsglas (ESG) erobern zum Beispiel widerstandsfähige Polymerfronten die Sortimente. Ähnlich wie die ungezählten Eiche-Nachbildungen bei den Holzdekoren wirken diese Hochglanzflächen täuschend echt – mit gefaster Kante inklusive. Lieferant Rehau grüßte kreuz und quer durch die ostwestfälischen Ausstellungen. Auf der anderen Seite begnügt sich der anspruchsvolle Teil der Küchenplanung immer weniger gern mit Nachgemachtem. Mag es echt aussehen wie es will. Die allgegenwärtige Suche nach Authentizität führt Designer, Furnierscouts und Frontenhersteller inzwischen auf Bauernhöfe und zu Abbruchunternehmen. Fronten aus Altholz scheint das Potenzial für einen respektablen Trend in der hochwertigen Nische zu haben. Die Furniere dafür – meist sind es Furniere aber natürlich im Einzelfall auch massive Fronten - werden aus Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte alten Dielen und Dachstuhlbalken gefertigt. Ballerina hat zur Hausmesse 2013 eine „Altholz-Eiche“ ins Programm aufgenommen. Ebenso Schüller mit der „Alteiche“ – konkret kombiniert mit Glasfronten in einem matten Indigoblau. Sehr edel in der Anmutung (siehe Foto sowie Schaufenster auf S. 16), wozu die matte Oberfläche einen maßgeblichen Teil beiträgt. Zugleich offenbart dieses Planungsbeispiel eine zweite optische Schere. Das Brot und Butter-Geschäft wird weiterhin auf Glanz und Hochglanz setzen. Im Premium jedoch finden matte und supermatte Optiken ihren übersichtlichen aber stabilen Markt. ‚Hauptsache anders’ ist ein wichtiges Kriterium in einer Welt, die Individualität zum Standard erklärt.