05.02.2024

„2023 ist für die deutsche Elektro- und Digitalindustrie insgesamt recht ordentlich gewesen“, bilanziert ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel das vergangene Jahr. Zum dritten Mal in Folge konnte die reale, preisbereinigte Produktion gesteigert werden. Was nicht für die Gebrauchsgüter gilt.

Dr. Gunther Kegel, Präsident der deutschen Elektro- und Digitalindustrie. Foto: ZVEI / Alexander Grüber

Auf Basis der Zahlen bis einschließlich November 2023 liegt die Steigerung bei 1,4 Prozent, teilte der Verband im Rahmen der Jahresauftaktpressekonferenz mit. Damit habe sich die Branche in einem schwierigen Umfeld als robust erwiesen. „Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Unternehmen noch historisch hohe Auftragsbestände abarbeiten konnten, als die Neubestellungen spätestens ab dem zweiten Quartal bereits zurückgingen“, so der Verband weiter. Die nominalen Erlöse der Branche erreichten im vergangenen Jahr mit 242 Milliarden Euro erneut eine Rekordmarke (+8%).

Gebrauchsgüter haben stark verloren
Abermals hat sich die in ihrer Zusammensetzung heterogene Branche uneinheitlich entwickelt. Den stärksten Produktionszuwachs verzeichneten Batterien (+7%), gefolgt von elektronischen Bauelementen (+6%), Energietechnik (+4%) und Automation (+3%). Die Gebrauchsgüter dagegen verzeichneten einen deutlichen Rückgang (-13%). „Erfreulich ist, dass bei der Beschäftigung nochmals zugelegt werden konnte“, sagt Kegel. Allein in Deutschland beschäftigte die Branche zuletzt 910.000 Menschen (+12.000 gegenüber 2022).

Schlüsseltechnologien in Ökosystemen stärken
Die Aufwendungen der Elektro- und Digitalindustrie für Forschung und Entwicklung (22,1 Mrd. Euro) und Investitionen (9 Mrd. Euro) sind auf Rekordniveau und oberhalb des Vor-Corona-Niveaus. Viele von den jährlich angemeldeten mehr als 13.000 Patenten zahlen auf die drei Megatrends ein. „Unsere Branche ist bei Patenten für grüne Technologien gut aufgestellt, sieht sich aber immer stärkerer Konkurrenz aus China ausgesetzt“, sagt Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. „Industriepolitisch genießt ‚Green Tech‘ in China höchste Wertschätzung und wird vom Staat stark gefördert.“

Mehr Mut gefordert
In einer immer stärker von geopolitischen Erwägungen geprägten Welt müssten sich Europa und Deutschland auf ein raueres wirtschaftspolitisches Klima einstellen. Von der EU fordert der ZVEI mehr Mut und eine insgesamt deutlich innovationsoffenere Haltung. „Unser Eindruck ist, dass die EU aktuell beim Einsatz von künstlicher Intelligenz vor allem regulatorisch vorprescht und dabei viel zu wenig präzise ist. Die vorliegende KI-Verordnung droht so zu einer massiven Innovationsbremse zu werden, die mit unnötigen bürokratischen Kosten und einem hohen Maß an Rechtsunsicherheit für die Industrie einhergeht.“ Positiv bewertet der Verband, dass die EU zur Stärkung ihrer technologischen Souveränität die strategische Bedeutung von Schlüsseltechnologien herausstellt. Es sei wichtig, stärker in Ökosystemen zu handeln. „Eine leistungsstarke Chipindustrie etwa braucht Verbindungstechnik und Elektronikfertigung“, so Weber. Der Weltmarktanteil dieser Technologien ist seit 2000 stark zurückgegangen und beträgt bei der Verbindungstechnik nur noch drei Prozent. „Es bestehen mittlerweile zu große Abhängigkeiten. Die Produktion solcher Komponenten muss als förderfähig unter dem ‚Net-Zero Industry Act‘ eingestuft werden.“

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