20.09.2023

„Wir sind Treiber auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit“

Geht es um Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Recycling, versteht sich der Technologiekonzern SCHOTT als ein Vorreiter auch in der Welt der Kochflächen für Hausgeräte. Was dies für die Marke CERAN® bedeutet, verraten Kathrin Becker und Dr. Jörn Besinger im Interview.

Kathrin Becker, Director Marketing, und Dr. Jörn Besinger, Head of Product Management & New Business Development Cooking. Fotos: SCHOTT

Die Glasschmelze ist ein energieintensiver Prozess. SCHOTT hat sich dennoch das Ziel gesetzt, den kompletten Produktionsprozess zu dekarbonisieren. Dazu benötigt das Unternehmen grüne Energieträger zu wettbewerbsfähigen Preisen.

KÜCHENPLANER: Wenn ich die Begriffe „Kochfläche“ und „Nachhaltigkeit“ zusammen google, stoße ich ziemlich schnell auf CERAN®. Zufall?
Kathrin Becker:
Kein Zufall. Das sage ich ganz selbstbewusst. Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit beschäftigen uns bei SCHOTT schon seit vielen Jahrzehnten. Heute zählen die beiden Themen zu den wichtigsten Forschungsfeldern im Konzern.
Dr. Jörn Besinger: Und auch das ist kein Zufall, sondern hat einen naheliegenden und zugleich herausfordernden Grund. Alle unsere Produkte aus Spezialgläsern und Glaskeramiken entstehen in einem sehr energieintensiven Schmelzprozess, bei dem zum Großteil noch fossile Brennstoffe eingesetzt werden. Auch die Auswahl der Rohstoffe für das Glas entscheidet über mehr oder weniger Umweltbelastung durch CO2-Emissionen. Dass möglichst wenig Belastung entsteht, dafür braucht es unternehmerischen Willen und echte Ingenieurskunst. Diesem Geist hat sich SCHOTT als Technologiekonzern und Stiftungsunternehmen verschrieben.

Was sind hier Ihre Ziele, und wie weit sind Sie auf Ihrem Weg bisher gekommen?
Dr. Jörn Besinger: SCHOTT will bis 2030 der weltweit erste klimaneutrale Spezialglashersteller in seiner Produktion werden. Für die Experten: wir sprechen hier von Scope 1- und Scope 2-Emissionen. Die ersten Schritte sind wir bereits gegangen, wir setzen bereits zu 100 Prozent Grünstrom ein und konnten dadurch unseren CO2-Ausstoß in den letzten zwei Jahren um über 60 Prozent senken. Um weiter reduzieren zu können, müssen wir aber wegkommen vom Erdgasbetrieb unserer Schmelzwannen, hin zur Befeuerung mit grünem Wasserstoff und zur Elektrifizierung der Wannen. Der Weg ist weit und auch kostenintensiv, aber erste Tests an unseren Anlagen zeigen, dass wir gut vorankommen. Besonders freut uns, dass wir mit diesen ambitionierten Zielen gerade auch für den deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert worden sind.
Kathrin Becker: Unser CERAN®-Geschäft spielt dabei eine besondere Rolle, weil wir innerhalb des Konzerns mit unseren Kochfeldern ein anteilig hohes Produktionsvolumen haben. Zum anderen haben wir auch eine große Verantwortung nach außen, weil unsere Marke SCHOTT CERAN® auf den Geräten unserer Kunden sichtbar ist. Auch die Endverbraucher verbinden mit dem CERAN®-Logo einen hohen Qualitätsanspruch. Wir haben darum schon frühzeitig auf Umweltverträglichkeit hingearbeitet.

Nennen Sie uns ein Beispiel?
Kathrin Becker: Zum Beispiel haben wir bereits in den 2000er-Jahren für unsere CERAN® Kochfläche komplett neue Standards für umweltfreundlichere Produktionsmethoden gesetzt. Unsere Ingenieure haben es geschafft, ein Produktionsverfahren ohne giftige Schwermetallzusätze zu entwickeln. Diese patentierte Technologie spart derzeit jährlich rund 200 Tonnen Arsen und Antimon ein. Dafür ist SCHOTT CERAN® schon im Rahmen des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2011 ausgezeichnet worden.

Das ist ja die Vergangenheit. Was dürfen wir als nächstes von SCHOTT erwarten?
Dr. Jörn Besinger: Es ist unser Ziel unsere Produktionsprozesse zu dekarbonisieren – auch wenn wir noch Hürden überwinden müssen.  Wir machen wie gesagt gute Fortschritte, sind aber auch auf externe Unterstützung angewiesen. Unsere Forschung läuft auf Hochtouren, jetzt brauchen wir grüne Energieträger zu wettbewerbsfähigen Preisen und eine weitreichende Infrastruktur. Vorher können wir unsere Wannen, die ja ständig laufen und kontinuierlich versorgt werden müssen, nicht umstellen.
Kathrin Becker: Das Thema Dekarbonisierung ist für uns, aber auch für unsere Kunden und Partner in der Hausgeräteindustrie entscheidend. Deswegen sind wir mit ihnen in ständigem Austausch, um Fortschritte zu ermöglichen und Dinge in Bewegung zu setzen. Gemeinsam verstehen wir uns als Treiber für mehr Nachhaltigkeit in der Branche.

Gilt das auch für das Thema Kreislaufwirtschaft, das überall an Bedeutung gewinnt?
Dr. Jörn Besinger: Daran haben wir größtes Interesse. Und auch hier wollen wir vorangehen und von Anfang an mitgestalten. Deshalb haben wir Pilotprojekte zum Recycling von Glaskeramik initiiert. Wir sprechen mit Recyclingpartnern und unseren Kunden, um Glaskeramik aus alten Hausgeräten oder Glaskeramikbruch aus der Montage zurückzugewinnen. Wir wollen dieses Altmaterial wieder in die Glasschmelze für Neuprodukte einfließen lassen. Dazu gibt es vorher viele Fragen zu beantworten, insbesondere zur Rückführung von Altgeräten. Eine getrennte Sammlung von Kochgeräten wäre hier ein Durchbruch. Wir wollen solche zirkulären Wertschöpfungsketten von Grund auf neu denken und aufbauen.

Gibt es dazu auch Vorgaben der EU, die Kreislaufwirtschaft in vielen Branchen umsetzen will?
Dr. Jörn Besinger: Die EU will, dass ihre Mitgliedsstaaten bis 2050 vollständig dekarbonisiert sind. Unseres Wissens gibt es in diesem Zuge derzeit noch keine Recycling-Regelungen speziell für Kochgeräte. Aber als wichtige Instrumente zum Kampf gegen Elektroschrott sowie zur Verbesserung der Ressourceneffizienz von Weißer Ware werden unter anderem Ökodesign sowie Wiederverwendbarkeit betrachtet.

Nachhaltigkeit ist zunehmend auch eine Forderung der Endverbraucher – also auch ein Kaufargument. Welche Rolle spielt das für SCHOTT?
Kathrin Becker: Ja, natürlich wird Nachhaltigkeit ein immer stärkeres Argument für die Kaufentscheidung. Gut so, finde ich. SCHOTT will hierzu auch Angebote machen. Denn jede Kaufentscheidung für nachhaltige Produkte fördert den Trend zu mehr Nachhaltigkeit. Ich glaube, dass wir alle aufgefordert sind, unseren Beitrag zu leisten, ob als Unternehmen oder als Verbraucher.
Dr. Jörn Besinger: Warum betreiben wir den gewaltigen Aufwand des Technologiewandels in unserer Produktion? Weil wir glauben, dass wir etwas ändern können. Forschen, Erfinden und Entwickeln ist Teil der DNA von SCHOTT, ebenso wie die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung. Deshalb wollen wir auch künftig das Unternehmen sein, dem die Kunden vertrauen, wenn es um glaubwürdiges Engagement für den Klimaschutz geht.