Motoren der Entwicklung

Man könnte eine ganze Ausgabe von „der küchenplaner“ allein nur mit den Produktentwicklungen der Zubehörbranche füllen. Wie stark ihr kreativer Genius ist, zeigt sich an der nicht abreißenden Folge innovativer Produkte und Lösungen für die moderne Einbauküche. Jeder von uns – ob Küchenmöbelproduzent, Fachhändler, Medienvertreter oder Endverbraucher – wird eine Erfindung ganz besonders schätzen. Wie ist das für die Unternehmen selbst? Anlass für die Redaktion, bei den Verantwortlichen von Blum, Grass, Hailo, Hettich, Kesseböhmer und Vauth-Sagel nachzufragen, welche fünf Produkte sie für die jeweils herausragenden in ihrer Unternehmensgeschichte halten.

„Ich mag jedes Produkt, das den Komfort in der Küche verbessert und die perfekte Bewegung unterstützt“, sagt Hubert Schwarz, Geschäftsführer Blum GmbH Deutschland.

Blum

„Unser Scharnier Clip top Blumotion mit integrierter Dämpfung für eine möglichst perfekte Bewegung (2009) und unser Auszugsystem Tandembox“, sagt Hubert Schwarz, Geschäftsführer Blum GmbH Deutschland. „Durch den Vollauszug und die Blumotion-Dämpfung hat sich sehr viel bewegt“. Die neue Scharnierlösung Clip top Blumotion entspricht dem aktuellen Design­trend nach Schlichtheit. Die gesamte Dämpfungstechnik ist im Scharniertopf untergebracht – eine technische Meisterleistung, denn die Herausforderung dabei war, das höchst komplexe Dämpfungssystem auf kleinstem Raum direkt im Scharnier unterzubringen. Die erste Tandembox kam 1993 heraus – Blumotion für Schubkästen und Auszüge im Jahr 2001 und ein paar Jahre später dann für Türen (2007). Das Auszugssystem wird in verschiedenen Ausführungen angeboten, punktet mit einer komfortablen Technik, einfachen Verarbeitung und erlaubt viele Anwendungen. „Dann unsere Klappenbeschläge Aventos, als neue, komfortable Lösung für den Oberschrankbereich“, so Hubert Schwarz. Sie kamen 2005 auf den Markt und eignen sich auch bei großen Fronten. „Und natürlich unsere elektrische Bewegungsunterstützung Servo-Drive, die 2006 für Schubkästen und Auszüge und zwei Jahre später für Klappen eingeführt wurde. Nicht zu vergessen unsere Montagetechnik Inserta für die schnelle, werkzeuglose und komfortable Montage von Beschlagslösungen (1993). Sie ist zudem einfach und sicher und sie bedeutet bei den Clip- und Inserta-Scharnieren eine Zeitersparnis von bis zu 60% für Hersteller und Monteure.“

Frank Nessler, Geschäftsführer Grass-Gruppe Vertrieb und Marketing: „Bei Grass geht es uns bei der Entwicklung und Einführung neuer Produktlösungen um die Bewegung der Möbel und den Komfort für den Nutzer. Dies sind die beiden Eigenschaften, die unsere Bewegungs-Systeme verbinden und die nicht nur unsere Herzen höher schlagen lassen.“

Grass
„Im Laufe der Unternehmensgeschichte von Grass wurden zahlreiche Innovationen bzw. Weltneuheiten, wie das erste Ganzmetallscharnier entwickelt“, erläutert Frank Nessler, Geschäftsführer Grass-Gruppe Vertrieb und Marketing. „Rückblickend und chronologisch betrachtet denke ich zuerst an die Bewegungs-Systeme DWD XP sowie Nova Pro, die 2003 dem Markt vorgestellt wurden. Es handelt sich bei beiden Systemen um doppelwandige Auszugs-Systeme, die höchsten Komfort und individuelle Gestaltungsmöglichkeiten bieten, von der Führung bis zum Aufsatz-System. Im April 2007 präsentierten wir Senso­tronic erstmalig auf der Eurocucina in Mailand. Heute immer noch weltweit einmalig punktet das vollelektronisch gesteuerte Auszugs-System mit einem nie dagewesenen steuerbaren Bewegungsablauf samt Kollisionsschutz und Blockadeerkennung.“ Sensomatic folgte 2009. Es handelt sich hierbei um ein elektromechanisches Öffnen von Schubkästen und Frontauszügen für die Balance aus Designanspruch und funktionalem Komfort. Ende letzten Jahres launchte Grass dann Dyna­pro, das erste komplett synchronisierte Unterflur-Führungssystem für Holzschubkästen. „Elegant, komfortabel, unsichtbar und äußerst wirkungsvoll“, so Nessler. „Kurz vor der Markteinführung steht unsere neue Scharnier-Generation Tiomos. Ende 2010 läuten wir damit eine neue Ära intelligenter und hochfunktionaler Scharniere ein.“

Hailo-Geschäftsführer Winfried Czilwa: „Auf der ZOW 2010 präsentierten wir neue Einbauten für Küchenschränke mit integriertem Medizin- und Erste-Hilfe-Package (Medisafe) und das Hailo Emergency Center. Diese Entwicklungen machen Spaß wenn man sieht, was noch alles möglich ist, daher gehören sie zu meinen Lieblingsprodukten.“

Hailo
Zu den bahnbrechenden Innovationen zählt für Hailo-Geschäftsführer Winfried Czilwa der Tandem. Schon in den 80er-Jahren, als die Mülltrennung in Deutschland aufkam, hat das Unternehmen seinen ersten Einbau-Abfalltrenner auf den Markt gebracht. „Dann der Stepfix – der erfolgreichste Einbau-Klapptritt der Welt, mit dem wir unsere Kompetenz in Sachen Leitern und Steigtechnik auch in der Einbauküche beweisen“, ergänzt Czilwa. Nicht zu vergessen das Ordnungs- und Abfalltrennsystem für den Eckspülenschrank, den Rondo. „Damit gelang Hailo in den 90er-Jahren ein ganz großer Wurf. Der Rondo gilt als Vorreiter für viele Nachahmer-Produkte in der Branche. Bis heute hat er – jetzt in der dritten Generation – seine besonderen Merkmale erhalten, die aufgrund patentierter Features seine Alleinstellung in diesem Bereich untermauern.“ Als herausragend gelten auch die Ordnungssysteme AluLine. Mit den Serien Accento und Vario-AluLine hat Hailo im vergangenen Jahrzehnt einen neuen Bereich in der Küche in Angriff genommen. Neben den bereits etablierten Abfalltrennern im Unterschrank, wurden nun auch Ordnungssysteme für Unterschränke, Oberschränke und die Nische zwischen Ober-und Unterschrank entwickelt. „Mit dem Cargo beschreiten wir eine neue Dimension der Abfalltrennung“, sagt Czilwa. Eine intensive und enge Zusammenarbeit mit der Küchenindustrie hat das Unternehmen bewogen, maßgeschneiderte Konzepte anzubieten, die exakt auf die Schränke und Auszugssysteme unterschiedlicher Hersteller und Schrankbreite passen. Aus der umfangreichen Cargo-Serie wurden für breite Auszüge inzwischen die Separato-Modelle entwickelt – als Ordnungs- und Abfalltrenn-Kombinationen.

Wolfgang Steib, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb Hettich: „Alle unsere Produkte leisten ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg. Sei es durch besondere Innovationskraft, besondere Umsatzstärke, besonderen Endverbrauchernutzen, besondere Eyecatcher-Eigenschaften, besonders gute Verarbeitungsmöglichkeiten etc.“ Foto: Hettich

Hettich
Für Wolfgang Steib, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb, steht an erster Stelle die hochwertige Quadro Führung – als im Möbelmarkt wegweisende verdeckte Schubkastenführung. „Sie ermöglicht vielfältige zuverlässige Anwendungsbereiche, da das Prinzip der in Stahlprofilen laufenden Stahlkugeln seine Stärke sowohl in Küchen- und Wohnmöbeln, als auch unter verschärften Bedingungen im Backofen oder Kühlschrank beweist.“ Mit Sensys brachte das Unternehmen ein Scharnier mit integrierter Dämpfung auf den Markt, „dessen einzigartiger automatischer Selbstanzug für ein exklusives Schließerlebnis sorgt, das ist Emotion pur!“, so Steib. Zum ComfortLine Schubkastensystem bemerkt der Geschäftsführer Marketing und Vertrieb, dass es das erste Schubkastensystem am Markt gewesen sei, mit einer komplett geschlossenen Auszugseite für eine bessere Ausnutzung des Stauraums und einer Belastungsfähigkeit von bis zu 80 kg. Ein weiteres Highlight ist das InnoTech Schubkastensystem und sein Plattformkonzept; es ermögliche auf der Basis einer Schubkastenzarge eine einfache und wirtschaftliche, aber wirkungsvolle Differenzierung: vom normalen Schubkasten mit oder ohne Dekorprofil über den Auszug mit Reling bis hin zum sehr hochwertigen Auszug mit DesignSide aus Glas. „Es wird im Gegensatz zu anderen Schubkastensystemen immer mit den gleichen Bauteilen gearbeitet, was neben den Vorteilen in Produktion und Logistik auch ein einfaches Umrüsten von Musterküchen ermöglicht“, ergänzt Steib. Zuletzt noch das Küchenconcept 2015 (präsentiert 2009) als schlüssige Fortführung des Küchenconcepts 2010 (1999). „Beide Konzepte belegen die vorausschauende Trendforschung und das integrative Innovationsmanagement von Hettich, welches die Küche als Mittelpunkt des Wohnraums sieht.“

Das Lieblingsprodukt von Dieter Finke, Geschäftsführer Vertrieb Kesseböhmer, ist LeMans: „Eine rundum optimale Lösung für die Ecke, mit höchstem Anspruch an Design, Funktion und Emotion. Das Produkt erklärt sich von selbst, spricht emotional an.“

Kesseböhmer
Für Dieter Finke, Geschäftsführer Vertrieb Kesseböhmer, sind das Produkte für eine zentrale (Trocken)Bevorratung, wie der Dispensa (1980) – ein Vorratsschrank mit den Varianten Diagonal und Swing (2003). Der gesamte Schrankinhalt wird hier mit einem Griff komplett herausgezogen. Beim Swing lässt sich der Auszug nach rechts und links schwenken, sodass man den gesamten Schrankinhalt wie in einem Regal vor sich hat. Als weiteres Highlight gilt der Convoy – eine neue Lösung für die zentrale Trockenbevorratung – „geradezu ideal im Doppel mit einem Kühlschrank“, sagt Finke. Zu den Vorzügen zählen u.a. die stufenlose Höhenverstellbarkeit der Tablare sowie der ungehinderte Einblick auf allen Ebenen dank Glasreling. Die Tablare können auch ohne seitliche Reling eingesetzt werden, sodass das Staugut noch einfacher entnehmbar ist. „Da sie nur an einem Punkt am Einrohr-Tragrahmen auf der Innenseite der Front eingehängt werden, scheinen sie förmlich zu schweben. Die Technik rückt optisch in den Hintergrund, bleibt aber dennoch verständlich und einfach“, so Finke. 1989 brachte das Unternehmen den Tandem heraus, eine innovative Lösung für breitere Vorratsschränke: Beim Öffnen wird das Türregal ausgeschwenkt; gleichzeitig bewegen sich die Böden aus dem hinteren Schrankbereich automatisch mit nach vorn. 2005 stellte das Unternehmen die neue Eckschrank­lösung LeMans vor: Hier lassen sich die Tablare mit einer leichten, komfortablen Schwenkbewegung einzeln und komplett aus dem Eckschrank heraus schwenken. Nicht zu vergessen den MagicCorner (1991), bei dem die intelligente Auszugstechnik mit nur einem Griff und einer fließenden, geräuschlosen Bewegung das Front- und Auszugsregal gleichzeitig in den Sicht- und Zugriffbereich bringt. „Das Schließen funktioniert fast von selbst. Ein kleiner Push genügt, bis der SoftStopp für leises und sanftes Schließen sorgt“, erläutert Finke. Als weiteres Unternehmens-Highlight sieht der Vertriebschef die klassische Nischenlösungen Linero (1996) und Linero 2000 – eine gelungene Verbindung von Form und Funktion, Qualität und Design.

„Zentraler Meilenstein ist für uns die Interzum 2011, auf die wir uns bereits intensiv vorbereiten“, so Claus Sagel, Geschäftsführer Vauth-Sagel Holding GmbH & Co. KG. „Wir werden unseren weltweiten Kunden im Mai des kommenden Jahres zahlreiche Innovationen präsentieren, die sie als Wettbewerbsvorteile nutzen können.“

Vauth-Sagel
„In der fast 50-jährigen Unternehmensgeschichte haben wir viel bewegt und mit innovativen Produkten die Küchenmöbelindustrie beliefert, wie z.B. mit dem allseits bekannten Apothekerauszug. Dieses Stauraumwunder ist heute in nahezu jeder Küche Standard und auch deshalb für uns ein ganz wichtiges Produkt“, sagt Geschäftsführer Claus Sagel. Seit 1989 wurde der Beschlag weiterentwickelt. „Heute fährt zum Beispiel unser HSA rotary power move automatisch auf, dreht sich und lagert das bis zu 120 kg schwere Staugut auf Glasböden, die von Chromkörben umgeben sind. Und wir sind noch lange nicht am Ende.“ Zur interzum 2011 wird das Unternehmen den Hochschrankauszug weiterentwickeln. „Ein ganz neues Erscheinungsbild, kann ich versprechen“, so Sagel. Der Waricorner ist ein Beschlag, der Eckunterschränke seit 1996 als Stauraum nutzbar macht. Beim Öffnen der Front kommen zwei Korbpaare automatisch auf den Nutzer zu, die Be- und Entladung kann ungehindert erfolgen. Alternativ hierzu wurde 2008 der Slidecorner entwickelt – ein formschöner Beschlag, dessen Böden einzeln aus dem Eckschrankbereich zu ziehen sind. „Im selben Jahr bekam die Küchenmöbelbranche ein weiteres Highlight zu sehen: T.O.M. Dabei handelt es sich um das weltweit einmalige Tür-Ordnungs-Modul, das die allseits bekannte Kramschublade in der Küche stilvoll ersetzt.“ In den letzten Jahren wurde das Budget für Neuentwicklungen jährlich aufgestockt. Das aktuelle Resultat heißt Recorner maxx. „Das Beachtenswerte an diesem Eckschrankbeschlag ist, dass er das Mittelrohr überflüssig macht. Mehr Stauraum und bessere Zugänglichkeit bei gleichzeitig einfachem und leicht zu montierendem Funktionsprinzip zeichnen diesen Beschlag aus.“
Zum Schluss noch die Frage an Claus Sagel, ob er einen Favoriten hat? „Mich auf ein Lieblingsprodukt zu fokussieren, fällt schwer. Zugegeben, wir sind sehr überzeugt von unserer Neuentwicklung Recorner maxx, mit der wir auch weltweit ein Alleinstellungsmerkmal besitzen. Das Besondere an dem Stauraumsystem ist, dass wir es geschafft haben, einen zuvor technisch komplizierten Beschlag auf wenige leicht zu montierende Komponenten zu reduzieren und zugleich den Komfort für den Nutzer zu maximieren.“ (acg)