07.10.2014

Ich bin eine Kundin, wie sie nach Meinung der Marketingstrategen sein sollte. Bevor ich ins Fachgeschäft gehe, setze ich mich an den heimischen Schreibtisch und informiere mich über das, was ich erwarten darf. Im Internet. Bei der Küchenplanung läuft diese Infosuche oft holprig. Eine Reise durch die Welt der Online-Küchenplaner von Astrid Plaßhenrich.

„Manches gefällt, anderes zerrt an den Nerven“: KÜCHENPLANER-Autorin Astrid Plaßhenrich klickt sich durch die Welt der Online-Küchenplaner. Foto: Biermann

Liebe zum Detail: Wasser und Äpfel auf dem Tisch. Tomaten und Schneidebrett auf der schwarzen Arbeitsplatte. Nobilia gibt seinen Küchen im Konfigurator einen wohnlichen Charakter. Die Fronten sind in Mineralgrau mit Eiche hell geplankt, die Griffleiste aus mattem Chrom.

Die Lizenzbestimmungen bei Alno: Erst muss man eine halbe Stunde lesen, um sich über die Nutzung der Software zu informieren. Dann funktionierte die Software auf meinem Mac nicht.

Mehr als 30 Hocker und Bänke habe ich beim Planer von Ikea zur Auswahl. Das ist einfach zu viel. Ich verliere die Geduld und die Lust – dazu den Blick für das Wesentliche: die Küche.

Leider konnte ich bei Kiveda keine Farben oder Material auswählen. Dafür hätte ich mich erst registrieren lassen müssen.

DKY verspricht eine einfache Planung. Dann hängt sich das Programm an meinem Rechner auf.

Der erste Versuch beim Küchenatlas sieht noch etwas unbeholfen aus. Aber ich bin schnell zu einem Ergebnis gekommen. Das motiviert für einen zweiten, dritten und vierten Versuch.

Auch bei Marquardt komme ich zügig zu einem ersten Ergebnis. Auch wenn bei dem Entwurf alle Küchenplaner die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

Die Kreativzeichnung meiner grifflosen Küche bei Plana. Mit Stühlen, Tisch, Pflanze, Espressomaschine, Toaster und Weinkorb.

Dasselbe Spiel, dasselbe Programm wie bei Marquardt und Plana. Quelle liefert mir keine neuen Erkenntnisse.

Viele Hersteller, Handelsgruppen und Dienstleis­ter bieten inzwischen Online-Küchenplaner an. Jeder Laie kann sich dadurch seine Küche selbst zusammenstellen. Zumindest ist das die Theorie. Entspricht diese Wunschvorstellung aber auch der Wirklichkeit? Bei diesem Selbstversuch ignoriere ich alle Tugenden journalistischer Sorgfalt, Objektivität und Vollständigkeit. Ganz im Gegenteil: Ich gehe bewusst subjektiv und willkürlich vor und verhalte mich so, wie sich ein Internetnutzer heutzutage meist verhält: ungeduldig, flüchtig und mäßig konzentriert. Sprich: Wenn mir etwas gefällt, fange ich Feuer und bleibe am Ball, wenn sich etwas nicht auf Anhieb erschließt, klicke ich erbarmungslos weiter – auf zum nächsten Anbieter!
Zehn Angebote habe ich mir näher angeschaut. Auch bei der Auswahl setze ich auf Praxisnähe und tue das, was alle tun: Ich gebe „Online Küchenplaner“ bei Google ein und wähle intuitiv aus den ersten Einträgen, die mir diese konkrete Suche präsentiert. Hintere Einträge oder gar Seite zwei der Suchmaschinenergebnisse interessieren mich schon nicht mehr.

Die Ausgangssituation:
Nach langem Suchen habe ich sie endlich gefunden: meine Traumwohnung. Geräumig, hell, gut geschnitten, dazu ein kleiner Garten mit Terrasse. Perfekt! Jetzt fehlt mir nur noch die Traumküche. Natürlich soll sie ein wahres Schmuckstück sein. Ich will den WOW-Effekt in den Augen meiner Freunde und Verwandten sehen. Die Münder müssen offen stehen. Darüber hinaus muss sie aber auch funktionell sein. Ich lege Wert auf hochwertige E-Geräte, denn ich koche gerne und viel – und das für möglichst viele Menschen. Bevor ich mich aber zu dem Küchenstudio meines Vertrauens begebe, habe ich im Internet verschiedene Online-Planer getes­tet. Denn ich möchte mich vorab informieren: Was ist momentan Trend? Was gefällt mir überhaupt? Und was ist möglich? Ich gehe unvoreingenommen an die Sache heran. Vorstellungen von Design habe ich so recht keine. Die einzige Vorgabe: Es muss eine L-Küche sein. Das Budget sollte 12.000 Euro nicht überschreiten. Um es vorweg zu nehmen: Einige Online-Planer haben mich Nahe der Verzweiflung gebracht, andere haben sofort überzeugt, wieder andere sind innerhalb weniger Sekunden durchgefallen.

Nobilia: Liebe zum Detail
Fangen wir gleich mal mit einem der Platzhirsche an: Nobilia. Hier heißt der Online-Planer „Konfigurator“ und ist gleich auf der Hauptseite des Verler Unternehmens prominent in Szene gesetzt. Zwei weitere Klicks und ich muss mich entscheiden: Soll meine Küche Griffe haben oder nicht? Meine Wahl fällt auf Line N, die grifflose Variante. Hier stoße ich gleich auf das erste Problem. Ich kann keine Form wählen. Die Inselküche wird vorgegeben. Was soll`s! Die Aufmachung gefällt mir. Nobilia legt sehr viel Wert auf das Detail. So fange ich an zu basteln und will mich strukturiert vorarbeiten. Von unten, dem Boden, hoch zur Dunstabzugshaube. Ich kann dabei verschiedene E-Geräte-Modelle der Hersteller von Junker bis Siemens über Beko und AEG wählen, ohne dass mir diese näher erklärt werden. Doch dann: Als ich bei den Wandschränken angekommen bin, stockt das Programm. Nichts geht mehr. Es hängt. Nach zehn Minuten habe ich keine Lust mehr zu warten und klicke meinen Entwurf weg. Na gut, dass kann an meinem Rechner, der Internetverbindung oder sonst etwas liegen. Trotzdem ärgerlich.
Ich versuche es noch einmal mit einer Küche mit Griffen. Hier kann ich auch wenigstens eine Form wählen. Zumindest wird mir eine Küchenzeile, U-Form oder Inselküche angeboten. Aber L-Form? Fehlanzeige! Ich entscheide mich für die Küchenzeile und fange erneut an, meine Traumküche zu entwerfen. Dabei verwende ich das gleiche Prinzip wie schon zuvor. Von unten nach oben konzipiere ich mein Schmuckstück. Ich komme einwandfrei durch. Ich probiere verschiedene Armaturen, Griffe und Fronten aus. Schnell bekomme ich einen Eindruck davon, was nach meinem Geschmack gut aussieht und was nicht.
Insgesamt ein sehr umfangreiches Programm mit Liebe zum Detail, bei dem rasch zahlreiche Küchenvarianten mit wenigen Klicks zu erstellen sind. Die Auswahl ist sehr groß. Auf Wunsch werden Küchenstudios in der Umgebung angezeigt, die mit Nobilia-Küchen handeln. Ein guter Service. Kurze Filme zeigen, wie die Innenorganisation aussehen kann. Auch hier wird sehr viel Wert auf das Detail gelegt. Allerdings erhalte ich keinen Überblick, wie viele Euro ich verplant habe. Das finde ich seriös. Denn alles andere wären nur Spekulationen. So habe ich zumindest eine Zeichnung in der Hand und auch der Fachberater im Küchenstudio hat eine erste Vorstellung, in welche Richtung meine Traumküche gehen soll. Eine Hilfe für beide Seiten.

ALNO: Systemvoraussetzungen
Der 3-D-Küchenplaner ist ebenfalls schnell auf der Homepage zu finden. Um aber eine Küche planen zu können, muss ich erst einmal die Lizenzbestimmungen zur Nutzung der Software annehmen. Das nervt. Erst einmal eine halbe Stunde lesen, dann den Lizenzvertrag annehmen, um festzustellen, dass das Programm nicht auf meinem Rechner läuft. Frustrierend!

IKEA: Zu viel des Guten
Hier ist es wesentlich komplizierter, den 3-D-Planer zu finden. Die Homepage ist voll gepackt mit Informationen und daher nicht so übersichtlich. Aber dann geht es los: Die Aufmachung ist sehr modern im Gegensatz zu vielen anderen Planern. Das überzeugt. Denn auch hier bleibt IKEA seiner Strategie treu, jung und stylisch zu wirken. Sofort wird klar: Ich habe eine Fülle von Auswahlmöglichkeiten. So kann ich mich sogar zwischen mehr als 30 Hockern und Bänke für die Gestaltung meines Essplatzes entscheiden. Ich verliere schnell die Lust. Es ist einfach zu viel des Guten.

KIVEDA: Preisgarantie
Gar nicht schlecht. Zumindest, um einen schnellen Überblick zu erhalten. Zunächst muss man den Küchentyp und die Raumgröße angeben. Hier finde ich auch zum ersten Mal mein L-Format, das mir als edle Design-Eckküche für unschlagbare 3699 Euro angeboten wird – inklusive E-Geräte versteht sich. Drei Planungsbeispiele werden einen Klick weiter angezeigt. Ich kann mich für hochwertigere Kühlschränke, Kochfelder und Backöfen entscheiden. Die Ausstattung mit dem Namen „Diamant“ (es gibt auch noch Gold und Silber) würde mich dann 5999 Euro kosten. Der Preis wäre garantiert. Das nehme ich ungeprüft erst einmal so hin. Um nun in die konkrete Planung zu gehen, müsste ich mich registrieren und dadurch mit einem Mitarbeiter online in Kontakt treten. Das kommt für mich nicht infrage. Da bin ich doch altmodisch. Ich will mich nur informieren. Um mein Schmuckstück zu planen, möchte ich meinem Berater in die Augen sehen können. Durch den unschlagbaren, garantierten Preis werde ich natürlich gelockt.

DYK: Keine Reaktion
DYK lockt mit dem Spruch: Küchen ganz einfach online planen. Dann wollen wir mal schauen, ob der Satz hält, was er verspricht. Grundsätzlich sieht der Planer übersichtlich und gut strukturiert aus. Nach dem Grundriss können Fenster und Türen sowie Küchenmöbel und Oberflächen gewählt werden. Das wird mir auf der ersten Oberfläche bereits angezeigt. Dazu wird der Küchenpreis von Beginn an eingeblendet. Wer allerdings einen Rechner hat, der nicht auf dem neuesten Stand ist, hat Pech: so wie ich. Das Programm reagiert nicht.

Küchenatlas: Macht Spaß!
Das Programm macht Spaß. Es ist nämlich unkompliziert. Ruckzuck habe ich eine Küche da stehen. Ich kann mir ungefähr vorstellen, wo die E-Geräte und die Möbel stehen sollen, sprich: wie später meine Aufteilung aussehen könnte. Das Design ist allerdings am Ende nicht gut zu erkennen. Dafür kann ich aber zwischen verschiedenen Kochfeldern, Side-by-Side-Kühlgeräten, Geschirrspüler und Backöfen wählen. Das gefällt. Wenn ich mir am Ende ein Angebot einholen möchte, muss ich meine Kontaktdaten angeben. Das ist verständlich. Die Handhabung ist insgesamt unkompliziert. Überzeugt.

Musterhausküchen: Fehlermeldung!
Das Programm hängt sich auf. Ärgerlich!

Marquard-Küchen: Sympathisch
Marquard hat einen anderen Weg gewählt. Zunächst soll ich mir eine Front auswählen, die gleich in „modern“, „klassisch“ und „Landhaus“ sowie in Preisgruppen unterteilt sind. Letzteres wird auf den ersten Blick nicht näher erklärt. Ich nehme an, dass mich eine Küche in der Preisgruppe 7 mehr kosten wird als eine in der Gruppe 1. Gewissheit darüber habe ich aber nicht. Im Landhausstil bietet das Unternehmen lediglich eine Front an. Ein Vorteil: Gehe ich mit dem Cursor auf die einzelnen Fronten, werden mir sofort Fotos präsentiert, wie die Küche mit den jeweiligen Fronten aussehen könnte. Das finde ich sympathisch. Ich fange an zu planen, rücke Unter- und Oberschränke umher, suche Fronten und Sockelfarbe sowie einen Wandspiegel aus. Die 3-D-Ansicht lässt erahnen, wie die Küche in Original aussehen mag.

Plana: Rustikal, grifflos, glatte oder Rahmenfronten
Nicht schlecht: Als erstes muss ich meinen Küchenstil wählen. Dazu laufen verschiedene Fotos über den Bildschirm mit Küchen im rustikalen Stil, die grifflosen Variante, mit glatten Fronten oder Rahmenfronten. Ich versuche die grifflose Küche. Danach denke ich, ich habe ein Dejá vu und bin wieder bei dem Programm bei Marquard-Küchen. Die Türen- und Fensterelemente sind exakt gleich. Egal, ich klicke mich durch und habe meine Küche in Nullkommanichts da wieder stehen. Bevor es weiter geht, erklärt mir das Unternehmen, dass Angaben zum Preis nicht möglich seien. Ich soll mich individuell beraten lassen. Dafür muss ich mich registrieren. Nachvollziehbar.

Küchen Quelle: Das gleiche Programm
Ich kann zwischen den Küchenstilen Trend, Classic und Design wählen. Danach befinde ich mich im identischen Programm wie bei Plana oder Marquard. Es bietet mir keine neuen Möglichkeiten. Ich erhalte keine neuen Ideen. Der 3-D-Planer von Quelle hat deshalb die gleichen Vor- und Nachteile wie die der Konkurrenz.

Sconto: Anstrengend!
Ich werde von der Aufmachung der Homepage erschlagen. Das grelle Gelb kombiniert mit Gold, Orange und Rot. Das strengt die Augen an. Dazu der Überfluss der Informationen. Ich klicke auf den 3-D-Planer, der mittig auf der Homepage nicht zu übersehen ist, und werde sofort mit einem Aktionsangebot gelockt: Auf Eigenplanung erhalte ich 5 Prozent Rabatt. Auch hier gilt, zunächst die Frontausführungen auszuwählen. Modern, klassisch und romantisch. Letzteres ist ja mal etwas anderes. Das will ich ausprobieren. Ein Klick weiter und ich befinde mich in der Bearbeitungsmaske, die ich schon von Quelle, Plana und Marquardt kenne. Ich breche ab.

Fazit:
Der Konfigurator von Nobilia gibt den besten, unkompliziertesten Überblick, wenn ich am Anfang der Suche nach einer neuen Küche stehe. Ich habe viele Möglichkeiten meine Traumküche zu gestalten, aber nicht zu viele und bekomme deshalb einen guten Überblick, welche Fronten, Griffe oder Dunstabzugshauben ich mag. Dass ich keine Illustration einer L-Küche erhalte, finde ich im Nachhinein nicht schlimm. Denn andere Planer sind oft zu kompliziert. Erst die Raummaße eingeben, dann die Steckdosen, den Strom und die Wasserversorgung platzieren. Das ist nicht mein Ding. Ich verliere schnell die Lust. Aber natürlich ist nicht alles schlecht. Sobald ich mich in die Programme
von Marquard, Plana und vor allem des Küchenatlas hineingefuchst habe, macht das Planen auch Spaß. Ich muss dafür nur Zeit und viel Geduld aufbringen. Das „Küchenplanen“ ist nicht mit einem Fingerschnipp erledigt. Das wird schnell klar. Und eines ist mir bei diesem Selbstversuch ganz  zügig bewusst geworden: Um mein Schmuckstück am Ende genauso in der Küche stehen zu haben, wie es mir auch die kommenden 15 Jahre gefällt, ist ein Gang in ein Küchenstudio mit einer Fachberatung unumgänglich.

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