15.05.2019

Haier will in Deutschland die Marktführerschaft

Die Ziele sind ehrgeizig und werden mit hoher Finanzkraft verfolgt. Innerhalb der nächsten Jahre will Haier in Deutschland die Marktführerschaft im Hausgerätemarkt übernehmen. Idealerweise soll das bis 2022 gelingen. Vielleicht wird dafür sogar ein Küchenmöbelhersteller gekauft.

Will mit großen Schritten voran: Haier-Geschäftsführer Thomas Wittling. Foto: Archiv Biermann

 „Wenn man weltweit die Nummer eins ist, dann muss die Zielsetzung sein, dieses Ranking auch in Deutschland und Österreich zu erreichen“, sagte Thomas Wittling, Geschäftsführer der Haier Deutschland GmbH sowie verantwortlich für die Geschäfte von Candy und Hoover in Deutschland und Österreich. Der Anspruch auf Marktführerschaft gelte auch für Europa insgesamt, fuhr er fort. Dass dieses Ziel nur mit größten Anstrengungen zu realisieren sein wird, dürfte ihm klar sein, doch wer sich die Planungen des Unternehmens für die nächsten Monate und Jahre für den deutschen und europäischen Markt näher anschaut, merkt schnell: Haier meint es ernst. Im Rahmen eines Fachpressegesprächs stellte Thomas Wittling Strategien und Überlegungen vor, wie diese Pläne umgesetzt werden sollen bzw. könnten.

Mit drei Marken unterwegs
Die Strategie, in Europa zu wachsen, ist nicht neu. Nach Übernahme der Hausgerätesparte von General Electric (2016) folgte letztes Jahr der Kauf von Candy und Hoover. Bis Anfang Mai war allerdings unklar, wie die jeweiligen Marken strategisch positioniert und ausgebaut werden sollen. Nun ist klar: In Deutschland und Österreich wird es eine Mehr-Marken-Strategie geben. Mit allen drei Marken, Haier, Candy und Hoover, will sich das Unternehmen am Markt differenziert positionieren – und dabei unter anderem mit hohen Margen für die Händler punkten.
Candy wird dabei mit italienischem Flair als Einstiegsmarke für Familien, Sportbegeisterte und bewusst lebende Menschen präsentiert. Bei Hoover steht das Thema „qualitativ hochwertige Produkte für mehr Wohlbefinden“ im Mittelpunkt und bei Haier der Komplex technische Innovationen, Smartness, Connectivity und Design. Und das mit Premiumanspruch.
Spätestens 2020 will die Marke Haier eine eigenständige Geräte-Serie lancieren, die sich exklusiv auf den Möbel- und Küchenfachhandel beschränkt. Hoover und Candy sollen bereits dieses Jahr mit eigenständigen Serien für den Retail und Küchenfachmarkt aufwarten. Weiter forciert wird zudem der Ausbau von Nischenmärkten. So ist Haier eigenen Angaben zufolge die Nr. 1 bei Multi-Door-Kühlgeräten.

Händler mit Weitblick gesucht
Um den Markterfolg voranzutreiben, werden nun „innovative Händler mit Weitblick“ gesucht. Das Bedürfnis des Handels nach Alternativen, so Wittling, sei eine große Chance für das Unternehmen. „Mit unseren drei Marken können wir dem Küchenhandel genau das anbieten, wir haben für jeden Kundenanspruch das richtige Gerät.
Die aktuellen Listings können sich laut Wittling bereits sehen lassen. Neben positiven Verhandlungen mit Otto und Karstadt finden sich auch prominente Namen aufseiten des Elektrohandels wie Expert, Euronics, EK und Telering. Besonders tief reicht die Zusammenarbeit mit Euronics. So engagiert sich Haier als Sponsor beim „Euronics Gaming Team“ der E-Sport Welt. Zudem wird das Management von Euronics bei einigen Roadshows von Haier anwesend sein. Diese Veranstaltungen finden in den nächsten Wochen in fünf deutschen Großstädten statt und sind weniger als Produktshows angelegt, sondern als Gedankenaustausch zwischen Haier und den Händlern. Die Idee: Im gemeinsamen Gespräch recherchieren, was der Handel will und braucht, um Haier-Produkte positiv zu vermarkten. Exklusivprogramme für den Fachhandel seien bereits aufgelegt.

Von Kooperation bis Übernahme
Angedacht sei auch die Zusammenarbeit mit der europäischen Küchenmöbelindustrie. Und das in sehr unterschiedlicher Ausprägung. Die Überlegungen reichen von exklusiven Lieferanten-Kooperationen bis zum Kauf eines solchen Unternehmens. Die Mittel dafür scheinen im Konzern zur Verfügung zu stehen. Der weltweite Umsatz belief sich 2018 auf 39 Mrd. US-Dollar. Das sind fast 35 Mrd. Euro. Haier prüfe aktuell die Möglichkeiten, die sich hier bieten. „Vielleicht kommt es zu einer Allianz mit einem Top-Player im europäischen Küchenmöbelmarkt, die nächsten Monate werden es zeigen“, sagt Thomas Wittling dazu vage. Konkreter will er nicht werden. In einem solchen Plan sieht er jedoch eine Win-win-Situation. Einerseits erhielte Haier zusätzliche Aufmerksamkeit und Ad hoc deutliche Absatzmengen in Europa, andererseits könne der Küchenmöbelproduzent im wichtigen asiatischen Markt schneller Fuß fassen.

www.haier.de