11.05.2014

Die „Schmuddel-Ecke“ im neuen Glanz

Von Dirk Biermann. Mehr als zwei Millionen Küchenspülen werden jedes Jahr in Deutschland verkauft. Etwa 600.000 Stück davon sind mit dafür verantwortlich, dass der statistische Durchschnittspreis des Gesamtensembles Einbauküche seit Jahren steigt.

Es ist eine dieser Küchenweisheiten, die gar nicht häufig genug wiederholt werden können: Das Leben in der Küche spielt sich vorrangig an der Küchenspüle ab. Hier laufen die Fäden der Küchenarbeit zusammen und auch die geselligen Stunden haben rund um die Spüle ihren Dreh- und Angelpunkt. Für diese Marktübersicht haben wir uns in der Redaktion deshalb die Frage gestellt, ob und vor allem wie sich die Bedeutung des Spülcenters verändert hat. Dafür haben wir bei namhaften Produzenten und Großhändlern der Branche angeklopft und detailliert gefragt: nach Marktanteilen, Materialien und Designtrends. Eins der wichtigsten übergreifenden Ergebnisse: Der Markt für Spülen und Armaturen lässt sich nur differenziert betrachten. Den alles beherrschenden Trend an der Spüle gibt es nicht, zu groß sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Marktsegmenten. Das mögen Brancheninsider längst geahnt haben. Interessant ist es dennoch. Ebenso wie die Einschätzung der befragten Spülenhersteller, dass ihre Produkte dazu beitragen, den statistischen Durchschnittswert der Küche kontinuierlich zu steigern. Die Küchenspüle feiert also eine Art Aufstieg von der latent schmuddeligen Arbeitsecke im separaten Küchenraum zum funktionalen und designorientierten Qualitätsfaktor einer mehrwertorientierten Küchenplanung. Beziehungsweise: Sie hat das Zeug dazu – wenn man sie lässt und entsprechend einsetzt. Allerdings beschränkt sich die Aussicht auf eine strahlende Karriere auf die Marktsegmente der ambitionierten Mitte und des Premiums. In den unteren Anspruchs- und Preisgefilden gilt auch für Spülen und Armaturen nach wie vor die Kernkompetenz: Hauptsache günstig.

Edelstahl bleibt führend
Spülen und Armaturen werden in Büro- und Teeküchen ebenso gebraucht wie in Haushalts- und Hauswirtschaftsküchen. Entsprechend reichen die Stückzahlen (stets auf den Inlandsmarkt bezogen) weit über die Anzahl verkaufter Einbauküchen hinaus. Während die Zahl der Küchenkommissionen inklusive der statistisch nicht erfassten Ikea-Küchen aktuell bei ca. 1,4 bis 1,5 Mio. Stück für den Markt in Deutschland liegen dürften, pushen zusätzliche Einsatzgebiete sowie der Ersatzbedarf den Verkauf deutlich nach oben. Laut Blanco und systemceram dürfte die Zahl der in Deutschland verkauften Spülen pro Jahr bei rund 2 Mio. Stück liegen. Franke schätzt sogar rund 2,3 Mio. und Schock 1,8 bis 2 Mio. Stück.
Und das aus den unterschiedlichsten Materialien. Mengenmäßig nimmt die Edelstahlspüle im Gesamtranking nach wie vor die Spitzenposition ein, gefolgt von sogenannten Composite-Spülen aus Verbund- bzw. Mineralwerkstoffen sowie den Keramikmodellen. Die Position „Andere“ ist unter „ferner liefen“ einzuordnen. Auch im Ranking nach Wert steht Edelstahl an der Spitze, auf Platz 2 soll jedoch das „Premiumprodukt“ Keramik folgen, knapp vor den Verbundwerkstoffen, mit denen sich eine extrem große Bandbreite an Produkten herstellen lässt: von sehr günstig bis sehr hochwertig. Die Zahl der in Deutschland jährlich verkauften Armaturen liegt mit rund 2,7 Mio. Stück übrigens etwas höher als die Zahl der Spülen.

Keine einheitlichen Zahlen
Fasst man die Angaben der von uns befragten Hersteller zusammen, kommt Edelstahl auf einen Anteil nach Wert von weiterhin deutlich über 50% (mit Tendenz zu 60%). Der Marktanteil von Keramik nach Wert wird sehr unterschiedlich eingestuft und reicht von 6% bis 33%. Ähnlich uneinheitlich sind die Einschätzungen zum Wertanteil von Spülen aus Verbundwerkstoffen. Hier reicht die Bandbreite von 12% bis 40%. Diese extrem unterschiedlichen Einschätzungen der Marktprofis überrascht nur auf den ersten Blick. Denn wie Gerhard Göbel, geschäftsführender Gesellschafter des Keramikspezialisten systemceram, betont, liegen dazu keine verlässlichen AMK- bzw. GfK-Zahlen vor. Es lässt sich dennoch feststellen: Edelstahl bleibt das Maß der Dinge, verliert aber segmentübergreifend leicht an Einfluss. Im ambitionierten Teil des Marktes legt Keramik zu, und über alle Marktsegmente hinweg greifen Küchenkäufer nachweislich immer häufiger zu Compositespülen – wenngleich je nach Preisgruppe in unterschiedlicher Mengenausprägung. Zur Vollständigkeit dieser Einschätzung muss zudem gesagt werden: Die Bandbreite von der einfachsten Spüle für Erstausstatter bis zur handgefertigten Manufakturqualität sind nicht in einer einzigen Erhebung darstellbar. Dies hieße, Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

Immer mehr Farbe
Unstrittig ist, dass farbige Spülen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Auch deshalb wächst der Anteil der Keramik- sowie Verbundwerkstoffmodelle nach Wert und Menge. Nach Einschätzungen unserer Interviewpartner werden in Deutschland zwischen 30 und 45% der Küchenspülen in einer der modischen Farb-Varianten verkauft. Für den Granitspezialisten Schock werden heute sogar „ca. 60% aller Spülen (Verkaufswert >50,– Euro) als farbiges Produkt an den Handel geliefert.“ Zum Vergleich blickt Schock ins Jahr 2007. Damals seien nur ca. 40% aller Spülen im genannten Preissegment in farbigen Ausführungen ausgeliefert worden.
Auch hier offenbart sich also eine enorme Bandbreite der Herstellerangaben – bei allerdings einvernehmlicher Tendenz: Der Markt für Farbspülen wächst und habe sich in den letzten rund 10 Jahren nahezu verdoppelt. Wobei die Töne Weiß und Schwarz samt ihren ungezählten Nuancen ebenfalls hinzugerechnet werden, auch wenn es sich in der reinen Lehre um sogenannte Nicht-Farben handelt. Im Osten des Landes sollen Farbwünsche übrigens stärker ausgeprägt sein als im Rest der Republik, im Süden wird häufiger Edelstahl als Spülenmaterial gewählt und im Westen Keramik. Grundsätzlich sind sich unsere Interviewpartner einig: Die Tendenz zur Farbe ist stabil und wird weiter an Bedeutung gewinnen.

Praxisnaher Seismograf
Der Zubehörgroßhandel gilt als praxisnaher Seismograf für Spülentrends, insbesondere was die aktuellen Farben betrifft. So haben uns die Experten von Naber, Sagemüller & Rohrer und Sedia Küchentechnik bestätigt, dass an den dunklen Schwarz- und Grautönen (dazu zählt natürlich auch Anthrazit) wenig vorbei kommt. Stabil in der Kundengunst seien aber auch die erdigen Farbtöne von Dunkelbraun bis Cappuccino sowie Weiß und Magnolie. Markante Sonderfarben wie Feuerrot oder Pink schaffen Aufmerksamkeit, bleiben aber eher den Ausstellungen vorbehalten.

Immer hochwertiger
Eine unserer weiteren Fragen lautete: „Der Durchschnittswert pro Küche steigt seit Jahren kontinuierlich an. Gibt es analog dazu eine Entwicklung zu höherwertigen Spülen bzw. Armaturen? Die Antworten kleiden ein deutliches „Ja“ in unterschiedliche Worte. Blanco: „Wir gehen davon aus, dass unser Anteil in der Küche jedes Jahr leicht gewachsen ist.“ Franke: Wir sehen in beiden Segmenten, bei Spülen und Armaturen, eine Entwicklung zu höherwertigen Produkten.“ Systemceram: „Bei Spülen können wir einen Trend zu höherwertigen Modellen feststellen. Auch mit unseren Markenarmaturen erzielen wir im hochwertigen Bereich Zuwächse.“ ­Villeroy & Boch: „Bei Spülen eher gleichbleibend, bei Armaturen teilweise ja.“ Schock: „Bei der Planung von höherwertigen Küchen werden immer häufiger Spülen und Armaturen aus dem Premium-Segment verwendet.“

Stark zu differenzieren
Bei näherer Betrachtung der Marktsegmente „Einstieg“, „breite Mitte“ und „obere Mitte/Premium“ unterscheiden sich die Trends hinsichtlich Design, Material und Einbauart erheblich. In den unteren Preis- und Ausstattungsklassen, vereinfacht als Markteinstieg bezeichnet, dominiert die klassische Auflagespüle aus Edelstahl bzw. Acrylwerkstoffen mit dem konventionellen Einbau von oben. In der breiten Mitte des Marktes geht es vielfältig zu, die Materialauswahl wird vielfältiger, unter anderem schleichen sich die ersten Keramik-Spülen erst in die Ausstellung dann in die Haushaltsküchen. Ebenso wie der flächenbündig wirkende Einbau von Spülen mit extrem flachem Rand. Bei Franke heißt diese elegante Art der Randgestaltung SlimTop, bei ­Blanco IF. Der holländische Hersteller Reginox bietet solche Modelle ebenfalls an, hat aber keinen speziellen Namen dafür. Keramikhersteller Systemceram hat vor einigen Jahren seine komplette Palette auf eine flache Randgestaltung umgestellt – wenngleich sich aus fertigungstechnischen Gründen der Werkstoff Keramik natürlich nicht mit dem Werkstoff Edelstahl vergleichen lässt. Auch im anspruchsvollen Premiumsegment findet der flache Spülenrand Anhänger, allerdings sind dort immer häufiger auch der flächenbündige Einbau sowie der Unterbau anzutreffen. Fast schon kurios mutet an, dass die technisch am unkompliziertesten zu produzierenden Unterbaubecken im Premiumsegment so beliebt sind.
Zwei weitere aktuell beliebte Gestaltungsideen sind ebenfalls bevorzugt den höher- und hochwertigen Marktsegmenten vorbehalten: Einzelbecken, allein oder als Duo geplant, sowie Spülen mit bewusst markantem Rand wie beispielsweise die Modelle ­Quanto (systemceram), Adon (Blanco) oder die Eckspüle ­Monumentum (­Villeroy & Boch).
Im höherwertigen Teil des Marktes ebenfalls immer wieder gern genommen: Optional auf die Spüle abgestimmtes Zubehör wie verschiebbare Schneidbretter oder Einhängeschalen (gern im Gastronorm-Maß für den Dampfgarer).

Elegant und praktisch
Als Massenphänomen fast völlig ausgedient hat die strenge Gestaltung mit 0°-Radien. Allenfalls in sehr exklusiven Umgebungen ist die gerade Linie weiter das Maß der Dinge. Stattdessen setzen die Gestalter immer mehr auf runde und organische Formen. Weil es elegant und praktisch zugleich ist, favorisieren die Hersteller bei der Spülengestaltung enge aber dennoch reinigungsfreundliche Radien ab 10°. Da Spülen und Armaturen immer häufiger auch als Set verkauft werden, finden sich diese Designelemente oft auch am Wasserspender wieder. Das wirkt schön harmonisch. Wie die Hersteller ihre Programme über die Standards zusätzlich akzentuieren, verdeutlichen die folgenden ausgewählten Statements.

  • Franke: „Trend der letzten Jahre waren u.a. die City-Spülen mit lediglich 62 cm oder 78 cm Breite. Die Zunahme der Single-Haushalte hat dies begünstigt.“
  • Systemceram: „Eine Abgrenzung der verschiedenen Bereiche lässt sich heute nicht so genau definieren und am Spülenmodell festmachen. Heute werden beispielsweise auch in sehr hochwertigen Küchen zwei „einfache“ Unterbaumodelle nebeneinander eingebaut. Im höherwertigen Teil des Marktes dominiert der flächenbündige Spüleneinbau, rund 25% unserer Spülen werden bereits so eingebaut. Auf diese Entwicklung haben wir unser Programm abgestimmt: Fast alle Spülenmodelle sind flächenbündig einbaufähig. Und das in die unterschiedlichsten Arbeitsplattenmaterialien, beispielsweise auch in Schichtstoffarbeitsplatten, in Glasarbeitsflächen, Mineralwerkstoff oder Keramik.
  • Blanco: „Im Segment ‚obere Mitte/Premium’ ist ein dauerhafter höherer Anspruch an Designqualität zu beobachten. Hier zeigt sich ein Trend hin zu abgestimmten Geometrien und zu gefälliger Akzentuierung der Radien. Ein schönes Beispiel dafür ist die Beckenlinie Blanco Andano. Mit ihren ausgewogenen Gestaltungselementen stellt sie ein sehr harmonisches Gesamtbild dar.“


Abgestimmte Sets
Eine weitere Frage, die uns auf den Nägeln brannte, bezieht sich auf den Anteil abgestimmter Sets. Also: Wie häufig werden Spülen und Armaturen, oder gar Spüle und Armatur und Abfalltrennsystem, von einem Hersteller bezogen? Blanco setzt strategisch auf den Set-Gedanken und betont: „Wir sehen Spüle und Armatur als Einheit. Denn zum einen ist eine perfekte optische Abstimmung ein wichtiger Bestandteil unseres hohen Designanspruchs. Zum anderen sollten Spüle und Armatur auch funktional zueinander passen.“ Aus Oberderdingen heißt es auch, „dass nahezu alle Spülen im Verbund mit der Armatur bestellt werden.“
Bei Franke in Bad Säckingen werden rund 30% der Spülen im Set mit einer Armatur ausgeliefert und bei der „Spülcenter-Lösung“ inklusive eines Abfalltrennsystems beträgt der Set-Anteil rund 5%.
Bei Villeroy & Boch ist der Anteil etwas geringer, beträgt aber immer noch rund 20%.
systemceram sieht sich in erster Linie als Spülenproduzent, stellt aber fest, dass die farbliche Abstimmung von Spüle und Armatur immer häufiger eine Rolle spiele. Entsprechend gestaltete Qualitätsarmaturen gehören zum Programm.
Und Schock sagt: „Der Anteil an Aufträgen, bei denen neben den Spülen auch Armaturen geordert werden, nimmt stetig zu. In diesem Jahr erwarten wir eine weitere Zunahme in diesem Segment, weil unsere Kunden unter anderem die Vorteile der Farbgleichheit von Armatur und Spüle schätzen.

Zenit überschritten?
So viel Eintracht lässt für Zweifel keinen Platz. Denkt man. Aus dem Kreis der Küchenzubehörgroßhändler ist aber auch eine polarisierende Einschätzung zu hören. Nämlich dass der Zenit der abgestimmten Spüle-Armatur-Kombinationen überschritten sein könnte. Ein möglicher Grund, der für diese These spricht, ist der Trend zu massiven Edelstahlqualitäten bei Armaturen im Premiumsegment bzw. zu Edelstahl-Optiken in der breiten Mitte des Marktes. Diese Kundenwünsche lassen sich schließlich mit Keramik oder Mineralwerkstoffen als Spülenmaterial ebenso erfüllen.
Auch beim Einsatz von Wasserfilter- und Heißwassersystemen gerät der Ton-in-Ton-Gedanke an seine Grenzen. Zumal alle befragten Spülenhersteller von Zuwächsen in diesen Segmenten ausgehen. Blanco konzentriert sich dabei auf Heißwassersysteme und hat mit ­BlancoHot seit Herbst 2012 eine eigene Lösung am Markt. Geschäftsführer Lars Kreutz sieht diesen Markt erst am Anfang und geht davon aus, dass sich deutlich mehr Kundeninteresse entwickeln wird. Kreutz: „Mit unserem Heißwassersystem Blanco Hot haben wir ein interessantes Produkt für den Handel, um in den nächs­ten Jahren das Kundeninteresse zu befriedigen.“ Die Wasserfilterung über den Einsatz von Kalkfiltern hinaus sei für Blanco derzeit kein Thema.
Hingegen geht Franke davon aus, dass auch Wasserfiltersysteme an Bedeutung zunehmen werden. Ebenso wie Heißwassersysteme. Aber deren Technik müsse „noch verbessert und effizienter werden“, heißt es.
systemceram sieht sowohl die Wasserfilter- als auch die Heißwassersysteme im Aufschwung.
Ebenso wie Schock: „Nach wie vor haben diese Systeme noch recht geringe Marktanteile, werden sich aber weiter durchsetzen.“
Für die Spülenhersteller ist der Trend zu Wasserfilterarmaturen fertigungstechnisch unkompliziert. Es müsse nur eine zusätzliche Bohrung realisiert werden. Und auch nur dann, wenn es sich um ein separates Zapfsystem handelt, das die herkömmliche Armatur ergänzt. Da die Kunden in Deutschland aber mit Vorliebe alles aus einem Hahn zapfen, kommt es oft gar nicht erst zum zusätzlichen Bohraufwand. Neben ­Blanco haben auch Quooker, Grohe, Clage und Naber sogenannte All-in-one-Armaturen im Programm. Und aktuell auch der Osmose-Spezialist blauwasser.

Blick ins Spülenjahr 2025
Noch mehr Bedienkomfort, Zusatzfunktionen und weiter verfeinerte ergonomische Abläufe – das erwarten unsere Interviewpartner mit Blick ins Spülenjahr 2025. Zwar werde sich das Gesicht der Küchenspüle bis dahin kaum grundlegend geändert haben, so die übereinstimmend formulierte Erwartung, doch auch der Arbeitsplatz Nr. 1 wird sich wandeln. Blanco-Geschäftsführer Lars Kreutz zum Beispiel erwartet, dass sich „Küchenspülen und Armaturen immer mehr zu Design-Ikonen entwickeln, mit immer ausgefeilteren und erweiterten Funktionen“.
Das Unternehmen Schock verweist auf seine kontinuierlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie Produktdesign. „Insofern werden wir bis 2025 ganz sicher noch mit einigen Neuheiten überraschen“, so der Hersteller. Visionäre Diskussionen seien dabei wesentlicher Bestandteil der Forschungsaktivitäten. Konkret verraten werden soll aber noch nichts.
Andere Interviewpartner geben zumindest Stichwörter. Für Blanco sei „die ultimative Oberfläche“ ein weiteres wichtiges Thema. Mit der Edelstahl-Oberfläche Durinox sehen sich die „Blauen“ auf einem guten Weg.
Die in orangefarbenen Logofarben gehüllten Kollegen von Franke haben Lösungen zur intuitiven Bedienung besonders im Focus. Das im vergangenen Herbst vorgestellte Durckknopfventil wird als Beispiel angegeben, wohin der Weg führen könnte. Ein weiteres Entwicklungsfeld, so Franke, seien Sensorsteuerungen für den berührungslosen Armaturenbetrieb.
systemceram favorisiert die Rolle des flexiblen und schnell agierenden Beobachters und sieht die Spüle nicht als Vorreiter für Trends und Designentwicklungen in der Küche. Wenngleich Gerhard Göbel betont: „Je schneller und flexibler sich die Küchenspüle allen Trends und Entwicklungen im Küchenbereich anpassen kann, umso erfolgreicher wird sie sein.“ Angesichts moderner Fertigungstechnologien sieht er sein Unternehmen dafür gut aufgestellt. Parallel erlaubt sich systemceram sehr wohl kreative „Denkansätze“ wie zum Beispiel die Verbindung von Keramikarbeitsplatten und Induktionskochfeldern. „Das haben wir bereits erfolgreich getestet“, berichtet der Geschäftsführer und ergänzt: „Hieraus können sich durchaus realistische Zukunftsperspektiven ergeben.“
Generell und sortimentsübergreifend wird sich jeder Spülen- und Armaturenhersteller intensiv mit den Kundenwünschen nach individuellen Lösungen beschäftigen müssen. Im Fachhandels- und Endkundenkontakt aber auch als OEM-Lieferant für die Küchenmöbelindustrie. Dies fordert nicht nur das Produktdesign sondern im erheblichen Maß die Produktionssteuerung innerhalb der Serienfertigung.

Grenzen der Vernetzung
Stellt sich abschließend die Frage, wie unsere Interviewpartner das Thema Vernetzung betrachten. Wird das aktuelle Boom-Thema eine Rolle an der Küchenspüle spielen? Die Antwort von Franke fällt kurz und prägnant aus: „Aus unserer Sicht nicht.“ Auch für ­Blanco macht die elektronische Vernetzung an der Spüle keinen Sinn. Smart Home-Lösungen spielten bevorzugt bei der Haustechnik ihre Stärken aus, so das Unternehmen, etwa bei der Licht- und Wärmesteuerung.
Für Schock ist die vernetzte Küche „ein Zukunftsthema“ mit Potenzial für visionäre Gedankenspiele. „Wenn wir von einer Zukunftsküche sprechen, die zum Beispiel ihre Nutzer bei Betreten erkennt, deren Essensvorlieben gespeichert hat und vielleicht auf Basis der vorhandenen Lebensmittel direkt einen Menüvorschlag unterbreitet, dann sprechen wir von einer komplett automatisierten Küche und einer sehr komplexen Nutzungssituation“, erläutert das Unternehmen. Konkret würde das unter anderem bedeuten, dass Elektrogeräte wie Kühlschrank, Herd aber auch Vorratsschränke untereinander gekoppelt sind. Möglicherweise betrifft das dann auch die Spüle und Armatur, die automatisch die gewünschte Wassermenge für die Zubereitung der Gerichte in die Töpfe einlässt oder die im Anschluss an das Essen automatisch die Wasserzufuhr aktiviert, um große Töpfe und Pfannen vorzuspülen. Dazu Schock: „Aber wir haben ja noch ein paar Jahre Zeit, um derartige oder auch völlig anders ausgerichtete Visionen zu diskutieren und zu prüfen, ob und was am Ende tatsächlich umgesetzt werden kann. Auf alle Fälle beobachten wir sehr genau, in welche Richtung sich der Markt entwickelt und was schon heute alles möglich ist. Und lassen unserer Fantasie in der Produktentwicklung freien Lauf.“

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