Teil der Lösung sein
Aus Küchensicht wurden aktuelle Trends und Standards gestärkt. Bei den Oberflächen dominieren weiterhin wohnliche Farben und matte Optiken mit Strukturen, die immer wieder aufs Neue beeindrucken. Bei der Möbeltechnik fallen mehrere Entwicklungssprünge ins Auge. So stehen beispielsweise leichtläufige Einschubtüren (Pocketdoors) in größerer Zahl und für weitere Anwendungen zur Verfügung. Zudem wird die Integration von Licht in Möbeln immer geläufiger und einfacher zu realisieren. Unter den unternehmerischen Einzelthemen stachen insbesondere die Schrankinnenausstattung von Hettich als neuer Geschäftsbereich und aus technologischer Sicht die neue „FREEslim“-Familie von Kesseböhmer/Häfele hervor. Dazu kommen eine Vielzahl an Einzelthemen in Serienreife oder als Studie, über die wir auf den kommenden Seiten ausführlich berichten.
Kompromisslos zukunftsorientiert
Der erweiterte Blick auf das, was die Branche grundlegend bewegt, führt zum Messeleitthema „Rethinking Resources: Circular and Biobased Solutions“. Wie schon 2023 ging es je nach Aussteller in unterschiedlicher Gewichtung um Recyclingquoten, Stoffkreisläufe, umweltschonendere Produktionsmethoden und biobasierte Materialien. Allerdings bis auf Ausnahmen nicht so offensiv zur Schau getragen wie vor zwei Jahren, sondern oft als integrierter Teil des Messegeschehens. Wie der „Sustainability Walk“ von Egger zeigte, konnten diese Präsentationen aber auch sehr zentral positioniert sein.
Während Unternehmen wie Blum, Hettich und Egger (und einige andere mehr) mit authentischem Selbstverständnis die Nachhaltigkeit als Grundlage ihres unternehmerischen Erfolgs verstehen und auch selbstbewusst darstellen, liefen diese Aspekte an anderen Stellen eher am Rande mit. Oder waren gar nicht wahrnehmbar. Auch das ist Teil der Wirklichkeit der interzum 2025.
In Summe wurde in vielen Gesprächen deutlich, dass sich viele Unternehmen auf einem schmalen und als herausfordernd empfundenen Grat zwischen aktuellem Umsatzdruck und visionärer Verantwortung sehen. Der Wille, auf neuen Wegen und mit neuen Sichtweisen Teil der Lösung einer auf Nachhaltigkeit basierenden Zukunft und nicht länger Mitverursacher des Problems zu sein, war spürbar. Aber es braucht Umsatzwachstum, damit das Schiff nicht vor Erreichen der Umwelt- und Klimaziele auf Grund läuft.
Philipp Blum, geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Beschlägeherstellers, drückt es konkret aus: „Wir sind überzeugt, dass sich ökonomisches und ökologisches Handeln in Einklang bringen lassen. Und wir müssen es tun, denn wir haben eine Verantwortung gegenüber der nächsten Generation.“
Ähnlich kompromisslos äußerte sich Michael Egger jun. aus der Gruppenleitung des Holzwerkstoffherstellers. Egger, wie Blum ein Familienunternehmen, hat in den letzten beiden Jahren die fast unvorstellbare Summe von einer Milliarde Euro in den Ausbau bestehender und neuer Standorte investiert. Davon sind rund 150 Millionen Euro in nachhaltige Projekte geflossen.
Innovationen schaffen Fortschritt
Ein Messehighlight im Begleitprogramm war wieder der interzum award. 2025 war er durch die Kategorie „Rethinking Resources“ stark an das Leitthema angebunden. Neben dieser Sonderkategorie wurden Auszeichnungen in drei weiteren Kategorien vergeben. Aus 146 Einreichungen von 80 Unternehmen aus 23 Ländern zeichnete die Fachjury 66 besonders zukunftsweisende Entwicklungen aus – darunter zwölf Beiträge, die mit der höchsten Auszeichnung „Best of the Best“ prämiert wurden. Die ausgezeichneten Produkte waren im Rahmen einer Ausstellung auf dem Boulevard Nord zu sehen und trafen auf reges Interesse bei den Messebesucherinnen und -besuchern.
Aus engerer Küchensicht gehören zu den Preisträgern 2025 in der Kategorie „Best of the Best“ die Unternehmen Blum (Boxsystem „Plicobox“), Salice (Einschubtürensystem „Exedra2“) und Häfele (Wohnmodul „Dynamic Living“) sowie in der Kategorie „Hohe Produktqualität“ unter anderem Häfele (Leuchtensystem „OneCable“; Universalverbinder „Ixconnect UC 16/64“), Egger (Rapportloses Halbformat „Repeatless“; Synchronpore-Dekor „ST35 Feelwood Canyon“; Präsentationsmodul „Egger TrendCast“), Swiss Krono („Synchro-Wood-Technologie“) und Rehau (Möbelkante „Raukantex pigmento Wood“).
Maik Fischer, Director der interzum, kommentiert den Wettbewerb so: „Die prämierten Produkte des interzum award 2025 zeigen eindrucksvoll das starke Innovationspotenzial unserer Branche und wie konsequent nachhaltiges Denken inzwischen Teil davon geworden ist. Viele der ausgezeichneten Lösungen greifen das Leitthema ‚Rethinking Resources‘ auf und machen deutlich, wie kreativ und zukunftsgerichtet unsere Aussteller heute gestalten. Dieses Engagement setzt wichtige Impulse und zeigt, in welche Richtung sich die Branche erfolgreich weiterentwickeln kann.“
Einblicke aus der Praxis
Das Leitthema der interzum 2025 prägte nicht nur die Produktpräsentationen, sondern spiegelte sich auch im vielfältigen Eventprogramm wider: In den drei „interzum Trend Foren“ wurden die Zukunftsthemen der Industrie eingehend beleuchtet – von biozirkulären Materialien über ressourcenschonendes Möbeldesign bis hin zum digitalen Produktpass als Schlüssel zur Kreislaufwirtschaft.
Parallel etablierte sich die „interzum Trend Stage“ wie schon in der Vergangenheit als zentrale Wissensplattform der Messe. Renommierte Expertinnen und Experten vermittelten in Vorträgen fundierte Einblicke in internationale Branchentrends, tiefgreifende Marktanalysen und aktuelle regulatorische Rahmenbedingungen. Die „interzum Product Stage“ ergänzte das Angebot um praxisorientierte Einblicke aus erster Hand in Produktneuheiten, Best Practices und Zukunftsstrategien der Aussteller.
Begegnung, Austausch, Community
Unter #ILoveMyinterzum – einer interaktiven Erlebnisfläche auf der Messe sowie einer täglichen Happy Hour – förderte die diesjährige interzum gezielt den persönlichen Austausch und eine engere Vernetzung innerhalb der Branche. In entspannter Atmosphäre entstanden so neue Dialogräume, die das internationale Community-Building nachhaltig stärkten. Matthias Pollmann, Geschäftsbereichsleiter Messemanagement, wird im Messefazit des Veranstalters so zitiert: „Die interzum 2025 hat gezeigt, wie kraftvoll der Innovationswille dieser Branche – und wie stark der Wunsch nach nachhaltiger Veränderung ist. Wir blicken bereits jetzt auf die nächste Veranstaltung, in der wir diesen Transformationsprozess weiter begleiten und neue Impulse setzen möchten. Unser Ziel ist es, der Branche auch künftig eine Plattform zu bieten, auf der globale Trends nicht nur diskutiert, sondern aktiv gestaltet werden.“
Die interzum 2025 in Zahlen
An der interzum 2025 beteiligten sich auf einer Bruttoausstellungsfläche von 176.000 Quadratmetern (2023: 186.000) 1.616 ausstellende Unternehmen (1.600) aus 57 Ländern (59). Der Auslandsanteil betrug 86 Prozent (84). Gemäß der den letzten Messetag einbeziehenden Schätzung, kamen rund 60.000 Fachbesucherinnen und -besucher (62.000) aus 148 Ländern (über 150) zur interzum 2025, der Auslandsanteil lag bei rund 77 Prozent (75).
Die nächste interzum findet vom 11. bis 14. Mai 2027 in Köln statt.