13.11.2025

Mentale KI-Barrieren überwinden

Wie verändert Künstliche Intelligenz das Arbeiten in der Möbelbranche? Diese Frage stand im Zentrum der „Möbelvisionen 2026“. Die Gastgeber begrüßten rund 150 Gäste im Furniture Future Forum in Bünde.

Volles Haus: Bert Martin Ohnemüller betrachtete das Thema KI bei den „Möbelvisionen“ aus philosopher Sicht. Foto: Biermann

Die so gut wie ausgebuchte Veranstaltung, organisiert vom Team um Katrin de Louw, bot Denkanstöße unterschiedlichster Art. So verdeutlichte Verena Fink (Woodpecker Finch) in ihrer Keynote, dass KI kein Ersatz für menschliche Erfahrung sei. „Wir haben keine KI, die weiß, wie sich Sodbrennen anfühlt“, so Fink. Der Einsatz müsse gezielt erfolgen, etwa im Lead Scoring oder bei personalisierten Kundenprofilen. Warnend wies sie auf die sogenannte Autophagie-Schleife hin: Ohne neue Daten reproduziere KI immer dieselben Muster. „Die KI frisst sich selbst.“

Verena Fink machte auch deutlich, welch tiefgreifende Veränderungen KI für das Arbeitsleben hervorruft. Während bis 2030 in Deutschland rund fünf Millionen Fachkräfte fehlen, revolutioniert Künstliche Intelligenz den Arbeitsmarkt, ohne dass wir als Gesellschaft die genauen Auswirkungen bereits abschätzen können. Was also tun? Der Schlüssel zum Einstieg in die Nutzung von KI und zur Überwindung mentaler Barrieren liege in kleinen, praxisnahen Pilotprojekten mit erkennbarem Mehrwert für das Team. „KI-Akzeptanz entsteht durch reale Erfahrung“, betonte sie.

In Lösungen denken
Business Philosoph Bert Martin Ohnemüller blickte in seinem Vortrag tief in menschliche Verhaltensmuster hinein: „Unser Gehirn ist ein Problemsuchprogramm. Der sogenannte Negativitäts-Bias lässt uns oft fragen: Was ist, wenn es nicht klappt?“ Aus diesem Wahrnehmungsmodus heraus leitet Ohnemüller fünf zentrale Problemfelder des menschlichen Verhaltens ab, angeführt von Wertevernichtung und Hilflosigkeit über Abhängigkeit und Emotionslosigkeit bis zum Widerstand gegen Perspektivwechsel. Unter anderem riet er: „Streichen Sie das Wort ‚Problem‘ aus Ihrem Wortschatz – wer über Probleme redet, schafft Probleme. Reden wir über Lösungen.“ Außerdem plädierte für mehr Freude im Arbeitsalltag.

Zwischen Realismus und Aufbruch
Die Diskussion im Anschluss an die Keynotes spannte den Bogen zur Praxis. Mit dabei: Frank Michna (Team M. GmbH), Andreas Smentkowski (Market Minds), Bert Martin Ohnemüller, Gastgeberin Katrin de Louw und Moderator Sascha Tapken. Warum tut sich Deutschland mit dem digitalen Wandel so schwer? Warum dominiert oft eine Defensivkultur?

Ohnemüller erinnerte: „Die Gesellschaft ist die Summe ihrer Teile. Veränderung beginnt bei jedem Einzelnen.“ Frank Michna plädierte dafür, Transformationen nicht zu dramatisieren. KI sei kein Gegner, sondern ein Werkzeug. Wer sie als Zusatzqualifikation begreife, könne Mitarbeitende gezielt motivieren. Der Einstieg beginne mit einfachen Fragen: Welche Routinen kosten Zeit? Was nervt? Genau hier könne KI schnell entlasten.

Für die Arbeit mit KI empfahl Michna ungewöhnliche Prompts wie „Schreibe wie Sherlock Holmes“ oder „Analysiere wie Einstein“. Das führe oft zu originelleren Ergebnissen. Beim Datenschutz forderte er klare Regeln. Öffentliche Tools seien für sensible Daten tabu. Besser: lokale Systeme oder Bezahlmodelle ohne Trainingsdaten-Nutzung. Auch der EU AI Act mit seiner Risikoeinstufung wurde diskutiert.

Ohnemüller verwies auf den Energieverbrauch von KI-Systemen. Michna ergänzte: Viele Anbieter arbeiten defizitär – OpenAI habe im letzten Quartal rund 11,5 Milliarden Dollar Verlust gemacht. „Der Markt ist nicht gesetzt. Und doch arbeiten wir intensiv damit. Das fühlt sich seltsam an.“

News aus dem Netzwerk
Neben den Vorträgen präsentierten Sonae Arauco („BioReFiber“) und Alvic („Zenit 3.0“) neue Materialien mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Design. Der nächste Termin steht bereits: Am 19. Februar 2026 widmet sich das Furniture Future Forum den Architekturtrends der Zukunft – inklusive Smart Living und Green Architecture.

 

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Einen ausführlichen Bericht über die „Möbelvisionen“ im Furniture Future Forum lesen Sie in KÜCHENPLANER 12/2025.