08.03.2023

„Unsere Küchen stehen für Freiheit und Lebensqualität“

Küchen für draußen sind so präsent wie nie zuvor. Die Zahl der Anbieter hat rasant zugenommen. Zu den ältesten Unternehmen zählt Outdoor Kitchens & More (OCQ), das 2011 von Nadine Pollex gegründet wurde.

Die „bbqubeX“-Module lassen viele verschiedene Aufbauvarianten zu. Angefangen bei der klassischen Küchenzeile über L- und U-förmige Aufbauvarianten bis hin zur vollausgestatteten Kochinsel, ergänzt durch Bartresen und Sitzmöglichkeiten. Foto: Bernd Kammerer

Nadine Pollex gründete das Unternehmen OCQ vor 12 Jahren. Foto: OCQ

„OCQ-Modular“ ist eine erweiterbare Küche. Das Basiselement besteht aus einem robust gefertigten Korpus, der in sechs Materialkombinationen erhältlich ist. Mit einer Größe ab 95 x 58 x 58 cm (Höhe x Breite x Tiefe) ist auch ein Einsatz auf einem kleinen Balkon möglich. Foto: Sabrina Hensel

Es muss nicht immer der typische Kugelgrill sein, wie diese Kombination mit einem Beefeater-Grill zeigt. Foto: Oliver Wenzel

Tische und Bänke gehören ebenfalls zum Produktportfolio. Als Material werden 55 Millimeter starke Thermoesche-Massivholzbohlen verwendet, die frei von Chemikalien sind. Foto: Eberhard Sauer

Wir wollten von ihr wissen, was eine Outdoor-Küche ausmacht und wie der Küchenhandel von dem Trend profitieren kann.

Nadine Pollex ist gelernte Touristikkauffrau. Doch vor einigen Jahren wollte sie sich beruflich verändern und suchte nach einem geeigneten Produkt für eine Selbstständigkeit. Zum Thema Outdoorküchen kam sie über die eigenen Interessen: „Ich bin unglaublich gerne Gastgeberin. Ich fand es immer schade, bei Einladungen an schönen Sommertagen in der Küche zu stehen und keine Zeit für die Gäste zu haben, die draußen saßen.“
Zum gleichen Zeitpunkt gewann das Thema „Outdoor“ im Einrichtungsbereich zunehmend an Bedeutung. Terrassen, Balkons und Gärten wurden mit Teppichen, hochwertigen Möbeln und Leuchten zum zweiten Wohnzimmer umgewidmet. Der Outdoor-Trend war geboren und da passte Nadine Pollex‘ Idee der Außenküche perfekt. Das Thema Grillen stand dabei für sie an zweiter Stelle. Inspiriert durch die schnelle asiatische Küche und die Garküchen in Thailand ging es ihr eher darum, einen wohnlichen, gestalterisch attraktiven Bereich für die Zubereitung der Speisen zu schaffen und damit den gesamten Prozess der Vorbereitung und Zubereitung bis hin zum Anrichten der Speisen bequem und funktional nach draußen zu verlagern.

Produktion in Baden-Württemberg
Nach einer Marktanalyse stand fest: Es gibt keine Outdoorküchen und das, obwohl ihre Umfrage einen eindeutigen Bedarf ergab. Viele Händler speisten sie allerdings mit einem „Das hat noch nie jemand gewollt“ ab. Nadine Pollex ließ sich nicht abschrecken und gründete OCQ. Sie führt das Unternehmen bis heute allein und wird von Mitarbeitenden in Organisation und Vertrieb unterstützt. Die Kollektionen wurden mit Designern und Ingenieuren entwickelt. Die individuelle Anpassung an Kundenwünsche erfolgt auftragsbezogen. „Es zeichnet uns aus, dass wir nicht aus einer Schreinerei oder einem metallverarbeitenden Betrieb kommen wie die meisten anderen Hersteller. Wir wollen schöne, anspruchsvolle Küchen bauen, die den Kunden und uns Spaß machen.“
Die OCQ-küchen werden nach individuellem Kundenwunsch in Baden-Württemberg gefertigt. Eine Produktion in Asien kommt nicht infrage, weil diese ihren hohen Qualitätsanforderungen nicht entspricht. Sowieso sei man, nach dem ersten Einstieg mit einer etwas günstigeren Modularküche, über die Jahre immer exklusiver und hochwertiger geworden. „Hier liegt einfach der Markt“, so Pollex.

Eine große Chance für Küchenstudios
Sie arbeitet eng mit dem Handel zusammen. Darunter sind vor allem Einrichter, die projektbezogen ganze Häuser ausstatten. Dazu kommen Pool- und Gartenbauer, die draußen Lebensräume schaffen wollen. Es wundert sie, dass verhältnismäßig wenige Küchenstudios zu ihren Kunden zählen, denn „diese haben ja die größte Kompetenz in der Planung von Küchen und auch wirtschaftlich wäre das ein interessanter Markt.“ Wenn ein Küchenhändler eine Küche eingerichtet habe, dann könne er beurteilen, ob es bei den Kunden auch Möglichkeiten und Platz für eine Outdoorküche gibt.
Andererseits sieht sie auch, dass Küchenstudios im Rahmen der Gewährleistung geradestehen müssen und daher vor dem vermeintlichen Risiko „Outdoorküche“, die u.U. den Wetterbedingungen nicht standhält, zurückscheuen. Dazu Nadine Pollex: „Wir arbeiten eng mit unseren Partnern zusammen und unterstützen sie in jeglicher Hinsicht. Ich kann und möchte auch in der Hinsicht beruhigen, dass unsere Outdoorküchen wirklich langjährig Bestand haben. Das können wir auf Basis unserer Erfahrung garantieren. Die Zufriedenheit unserer Kunden (Händler & Endverbraucher) ist unsere höchste Priorität.“ Neben einer engmaschigen Projektbegleitung bietet das Unternehmen auch Produktschulungen an. Diese finden im vor kurzem eröffneten Studio in Ostfildern statt. Die Location nahe Stuttgart ist Office, Ausstellung und Atelier zugleich. Hier werden Gäste empfangen, neue Kollektionen geplant und Projekte besprochen. Doch nicht nur das. „Wir werden immer wieder Partnerevents veranstalten, bei denen man sich in lockerer Atmosphäre von der Qualität und Funktionalität unserer Produkte überzeugen kann.“

Beim Neubau direkt mit einplanen
Bei der Planung einer Outdoor-Küche solle man sich davon verabschieden, die Möbel einfach an der Wand aufzureihen. „Wir plädieren stark dafür, die Küche frei zu planen. Bei einem geselligen Event sollen die Gastgeber doch mit den Gästen kommunizieren und nicht vor die Wand schauen.“ Bei einem Neubau sei es auch wichtig, dass der Architekt von vornherein Leitungen für eine Outdoorküche plant. Im Nachhinein sei es immer schwierig, nachzurüsten.
Das Stuttgarter Unternehmen liefert hauptsächlich in den deutschsprachigen Raum, hat aber auch Projekte in Großbritannien und Südeuropa. Insbesondere der Markt in Portugal sei erstaunlich gewachsen. Ebenso wurden schon Küchen in die Karibik oder nach Asien geliefert. „Wir bauen die Küchen so, dass sie in den unterschiedlichsten Klimazonen bestehen können. Wir produzieren genau entsprechend Planung, dann wird geliefert. Unsere Mitarbeiter oder unsere Partner mit ihren eigenen Montageteams bauen die Küchen dann vor Ort zusammen.“

Nicht immer ist ein Grill gefragt
Die Geräteausstattung der Küche wird individuell vom Kunden zusammengestellt. Und nein, nicht immer ist ein Grill dabei. Häufig werden Planchas oder Kochfelder eingebaut. Oder aber ein vorhandener Grill integriert. Veganer und Vegetarier fragen eher Woks oder auch Planchas nach. Ein weiteres Thema ist die Outdoor-Küche als Bar, um etwa am Pool direkt kühle Getränke zur Verfügung zu haben. „Um unseren Kunden alle Möglichkeiten zu zeigen, arbeiten wir zurzeit an einem Konfigurator, der zum einen eine sehr gute Visualisierung bietet und auf der anderen Seite auch die Preise zeigt“, berichtet Nadine Pollex.
Die allererste OCQ-Küche wird nach wie vor produziert. Der Einstiegspreis dieser modularen Küche liegt bei ca. 5.000 Euro. In exklusiveren Ausführungen beginnen die Preise zwischen 15.000 und 16.000 Euro. Die meisten Küchen werden in einer Preislage zwischen 20.000 und 30.000 Euro verkauft.

Positive Entwicklung
Die Entwicklung in den letzten Jahren sei absolut positiv verlaufen. Dabei habe die Corona-Zeit das Thema Outdoor-Cooking extrem beschleunigt. „Wir werden weiterwachsen, allerdings nicht mehr in dem extremen Tempo wie in den letzten beiden Jahren“, so die Stuttgarter Unternehmerin. Für 2023 geht sie von einer Umsatzsteigerung von 30 % aus. Doch nicht nur ihr Unternehmen, sondern die gesamte Outdoor-Kitchen-Branche wächst. Dazu tragen auch Themen wie der Klimawandel (Man reist nicht mehr so viel, um dem Klima nicht zu schaden) oder auch die Möglichkeit eines erneuten Lockdowns bei. Dann sei es doch perfekt, eine Outdoor-Küche im Garten zu haben und Freunde hierhin einzuladen. „Die Outdoor-Küche ist absolut positiv konnotiert“, sagt Nadine Pollex. „Bei uns geht es um Freiheit und Lebensqualität.“

Sybille Hilgert