25.08.2022

Wenn der Algorithmus beim Kochen hilft

Ein perfekt auf den Punkt gebratenes Steak ist hohe Kochkunst. Koch-Assistenzsysteme sollen mit Hilfe von Apps, KI, Sensoren in Kochfeldern auch Koch-Laien dabei helfen, (nicht nur) ein Steak perfekt zu braten. Wie „CookAssist“, „TempControl“ und „Smart Food ID“ funktionieren, haben wir uns bei Miele angeschaut.

Foto: Hilgert

Koch Tobias Wulfmeier zeigt mit der Zubereitung eines Steaks und Pizzen, wie das Kochassistenz-System von Miele funktioniert. Foto: Hilgert

Ob hausgemacht oder vorgebacken. Die Kamera im Backofen erkennt das Gericht, das in den Ofen geschoben wird. Foto: Hilgert

Der TempControl-Sensor im Kochfeld erkennt die Temperatur des Kochgeschirrs und hält sie automatisch konstant. Grafik: Miele

Das Steak wird mit Öl bestrichen, bevor es in die Pfanne gelegt wird. Von induktionsgeeignetem Kochgeschirr abgesehen, ist spezielles Zubehör nicht erforderlich. Foto: Hilgert

Koch Tobias Wulfmeyer hat in der Miele-Showküche in Gütersloh neben einem 200 g Rinderfiletsteak einen Pizzateig vorbereitet. Und dann geht es auch schon los. Aus drei Bratstufen mit werkseitig hinterlegten Temperaturen wählt Wulfmeyer die Stufe 3 und stellt die Induktions-Pfanne auf das Kochfeld. Das smarte Assistenzsystem „CookAssist“, eine Anwendung der „Miele@mobile“-App, unterstützt den Bratvorgang über das mobile Endgerät. Es ist auf allen aktuellen „KM 7000“ Induktionskochfeldern mit der Funktion „TempControl“ nutzbar. Kochfeld und Smartphone korrespondieren miteinander. So ist bereits das Aufheizen der Pfanne über eine Grafik gradgenau nachvollziehbar.

Exakt gesteuerter Garprozess
Drei Sensoren im Kochfeld messen die Temperatur der Pfanne, ein komplexer Algorithmus errechnet die Temperatur und übermittelt sie an das Smartphone, so dass sich der Garprozess exakt steuern lässt. Aber der nächste Arbeitsgang wird nur aktiviert, wenn man den vorherigen am Kochfeld „abgehakt“ hat. Sobald die zum Anbraten gewünschte Temperatur erreicht ist, ertönt ein Signal, das dazu auffordert, das vorher mit Öl bestrichene Steak in die Pfanne zu legen. Wie alle vernetzungsfähigen Kochfelder von Miele verfügen die „TempControl“-Modelle über die Funktion „Con@ctivity“, bei der das Kochfeld automatisch die Dunstabzugshaube steuert.

Hausgemachte oder TK-Pizza?
Das Steak brät jetzt in der Pfanne. Dank perfekt eingehaltener Temperatur spritzt nichts und das Kochfeld bleibt fast sauber. Weil man sich auf die App verlassen kann, die das Signal zum Wenden des Steaks gibt, widmet sich Tobias Wulfmeyer der Zubereitung der Pizzen. Sowohl eine selbstgemachte als auch eine TK-Pizza werden in die Öfen geschoben. Die Backofenkamera nimmt ein Foto auf und kann über die KI-gestützte Bildinterpretation sogar zwischen frischer und TK-Pizza unterscheiden. Das Gerät schlägt das passende Automatikprogramm vor und Wulfmeyer gibt das "Go" dazu.
Die Kamera beobachtet Pizza & Co. und erkennt am Bräunungsgrad, wann das Gericht fertig ist. Für unterschiedliche Gerichte sind verschiedene Algorithmen hinterlegt, die erkennen, wie der Garverlauf ist. Der Prozess endet, wenn die Pizza passend braun ist. Die Anwendung ist ein lernendes System, d.h., dass neu aufgenommene Fotos von Kundenrezepten die Erkennung laufend verbessern. Die Auswertung dieser Fotos geschieht selbstverständlich pseudonymisiert und nur, wenn der Kunde in den Nutzungsbedingungen zustimmt.

Steak bitte wenden!
Inzwischen sind vier Minuten vergangen und die App gibt das Signal, das Steak zu wenden. Tobias Wulfmeyer dreht das Steak um. Die gebratene Seite sieht perfekt gebräunt aus. Nach noch einmal vier Minuten gibt es wieder ein Signal. Das Steak wird noch einmal gewendet, um die ideale Temperatur für das perfekte Mundgefühl, wie Wulfmeyer sagt, zu erreichen.
Die Induktionskochfelder mit „TempControl“ verfügen auch über eine Köchelstufe für gleichbleibendes Fortkochen bei geringer Hitze und die Funktion „Warmhalten Plus“ für schonendes Erwärmen oder Warmhalten von Speisen.
Zudem bietet jedes „TempControl“-Kochfeld einen „PowerFlex“-Kochbereich, der sich an die individuelle Kochsituation anpasst. Zwei Einzelzonen lassen sich wahlweise zu einer eckigen Bräterzone oder zu einer großen runden Kochzone zusammenschalten, zum Beispiel um eine große Portion Nudeln zu kochen.

Den Backofen aus dem Garten steuern
Dann piept auch der Backofen – und wir stellen fest, dass beide Pizzen noch ein wenig Nachbräunen vertragen können. Das funktioniert übrigens auch, wenn man draußen im Garten ist, denn auf dem Handy zeigen gestochen scharfe Bilder den Bräunungsgrad der Pizza. So kann ich auch außerhalb der Küche den Garzustand kontrollieren und mobil Einstellungen nachjustieren. Bei Bedarf kann „Smart Browning Control“ mit „TasteControl“ kombiniert werden, das ein Austrocknen der Speise durch Restwärme verhindert. Dazu öffnet sich am Programmende die Backofentür einen Spalt, das Gerät kühlt auf eine vorgewählte Temperatur herunter und hält die Speisen dann warm.
Die Assistenzsysteme „Smart Food ID“ und „Smart Browning Control“ sind zukünftig für bereits gekaufte 60er-Backöfen mit integrierter Kamera nachrüstbar. Die Funktionserweiterung gelangt über Fern-Update auf die Geräte und sorgt dann dafür, dass diese stets auf dem neuesten Stand sind.
Profikoch Tobias Wulfmeyer ist von den Assistenzsystemen begeistert. In seinen Koch-Kursen habe er viele Menschen kennengelernt, die die sich mangels Erfahrung an schwierige oder gänzlich neue Rezepte nicht herantrauen. „Wenn die KI-Systeme dazu beitragen, Spaß am Kochen zu finden, dann wäre sehr viel erreicht.“

Sybille Hilgert