24.03.2022

Hettich springt auf 1,35 Mrd. Euro Umsatz

Möbelbeschläge sind heiß begehrt. Eine große Menge davon verkauft hat im vergangenen Jahr auch Hettich. Der Umsatz stieg auf 1,35 Mrd. Euro. Das sind 26% mehr als im Vorjahr. „Und unsere Kunden hätten gern noch mehr Aufträge platziert“, berichtet Geschäftsführer Sascha Groß.

Sascha Groß, Geschäftsführer Hettich Holding: „Wir blicken zuversichtlich in das neue Geschäftsjahr mit einer weiterhin hohen Nachfrage.“ Foto: Hettich

Jana Schönfeld, Geschäftsführerin Hettich Holding: „Die Kolleginnen und Kollegen haben einen hervorragenden Job gemacht. Foto: Hettich

Was aber von „fehlendem Rohmaterial, verstopften Lieferketten und erschöpften Kapazitäten“ vereitelt wurde. Zudem sei es dem Unternehmen wichtig, „in diesen herausfordernden Zeiten ein zuverlässiger und transparenter Partner zu bleiben“. Doch auch ohne weitere Zusatzaufträge liest sich die Hettich-Bilanz fürs Jahr 2021 überaus positiv. Der neue Rekordumsatz in Höhe von 1,35 Mrd. Euro wurde zu 74% im Ausland erwirtschaftet. Wobei sich Indien, China und die USA besonders hervorgetan haben. Aber auch Europa habe sich gut entwickelt. Aktuell sind weltweit über 7.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Hettich tätig, davon mehr als 3.700 in Deutschland. Für den Beiratsvorsitzenden Dr. Andreas Hettich sind die Mitarbeitenden der Schlüssel zum Erfolg. Trotz der vielen Erschwernisse habe das Unternehmen die vielfältigen Herausforderungen der Pandemie gut gemeistert. „Das macht mich stolz und dankbar“, so der Gesellschafter.
Zum Betriebsergebnis nimmt das zu 100% im Familienbesitz befindliche Unternehmen traditionell keine Stellung. Dass der Ertrag unter dem Kostendruck gelitten hat, liegt dennoch nahe. Zumal einige Preisanpassungen teils nur zeitverzögert weitergegeben werden konnten. Der zusätzliche Umsatz in Höhe von 280 Mio. Euro habe jedoch manche Kostenentwicklung abgefedert. In der Summe wird die stark in Schwung gekommene Kostenspirale als „Preiserhöhung schmerzhaft bei den Endkunden ankommen“, prognostizierte Jana Schönfeld, Geschäftsführerin Hettich Holding, bei der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens, die live aber ohne Gäste im Hettich Forum in Kirchlengern stattfand und per Stream übertragen wurde.

Gemütliches Wohnen, häusliches Arbeiten
Der Beschlägespezialist mit Hauptsitz in Kirchlengern profitierte im vergangenen Jahr parallel in mehreren Geschäftsfeldern von den Rahmenbedingen rund ums gemütliche Wohnen und häusliche Arbeiten: mit Lösungen für Küche, Wohnen, Homeoffice und den Do-it-yourself-Bereich. Doch die erwähnten Herausforderungen waren auch für Hettich vielfältig. „Manchmal fehlte Rohmaterial, die Lieferketten waren verstopft oder die Kapazitäten erschöpft“, resümierte Sascha Groß, neben Jana Schönfeld weiterer Geschäftsführer der Hettich Holding. Bislang sei der Hersteller seinen Lieferverpflichtungen aber nachgekommen, ergänzte Uwe Kreidel, Geschäftsführer Hettich International, auf Nachfrage. Mit Blick auf die Warenverfügbarkeit bei Rohstoffen räumte er ein, dass sich diese immer unberechenbarer gestalte. „Wir werden tagtäglich von neuen Belastungen und Hiobsbotschaften überrascht“, so Kreidel. Was gleichfalls für die Logistik gelte. Hier sorgen fehlende Container und Lkw-Fahrer für Engpässe. Immer wieder sei es im vergangenen Jahr zu temporären Unterbrechungen der Lieferketten gekommen. Gründe waren auch das Schnee-Chaos in Hettichs Heimat Ostwestfalen, der quer liegende Container-Riese „Ever Given“ im Suez Kanal sowie lokale Lockdowns in diversen Ländern. Besonders gefordert hat das Unternehmen zudem die Zerstörung der eigenen Galvanikanlagen in Berlin durch einen Großbrand zu Beginn des Jahres 2021.
Hinzu kamen teilweise explosionsartig steigende Kosten für Rohmaterial und Logistik. Inzwischen folgen auch zunehmend hohe Energiepreise. Die letzten zwei Jahre haben Hettich nach eigener Aussage mehr denn je gelehrt, flexibel zu sein und sich immer wieder schnell auf sich verändernde Rahmenbedingungen einzustellen. „Das gesamte Hettich-Team rund um den Globus macht hier einen großartigen Job“, betonte Jana Schönfeld.

Neue Gesellschaften integriert
Rund 79 Mio. Euro hat die Hettich Gruppe im letzten Jahr investiert. Investitionsschwerpunkte waren neue Produkte, Kapazitätserweiterungen und der Ausbau der Infrastruktur. Beispielsweise wurden Produktionsflächen in Deutschland (Kirchlengern), China und Indien erweitert. Zudem ist die Gruppe thematisch gewachsen. Hettich ist im vergangenen Jahr mehrheitlich bei dem Schiebe- und Raumtrennsystemspezialisten Kuhn aus Bünde eingestiegen. Ebenfalls bei Actiforce, einem Spezialisten für höhenverstellbare Arbeitstische aus den Niederlanden und Malaysia. „Gemeinsam mit unseren neuen Familienmitgliedern und unseren eigenen kreativen Office-Lösungen bieten wir unseren Kunden nun ein noch breiteres Portfolio zur Gestaltung künftiger Arbeitswelten – sowohl im Unternehmen als auch im Homeoffice“, berichtet Sascha Groß. Das Thema Höhenverstellbarkeit will Hettich „mittelfristig“ auch in die Küche bringen. Details wurden noch nicht genannt.
Darüber hinaus ist die Hettich Gruppe 2021 um eine neu gegründete Gesellschaft mit ungewöhnlichem Set-Up gewachsen: Die Hettich NewCo GmbH wird gemeinschaftlich von Auszubildenden sowie Kollegen der Aus- und Weiterbildung geführt und gesteuert.

Zuverlässiges Netzwerk
„Material- und Lieferengpässe, hohe Kostensteigerungen und volatile Corona-Restriktionen“ werden das Unternehmen weiterhin begleiten. „Hier heißt es für uns alle in der Prozesskette – von unseren Lieferanten und Partnern über uns bei Hettich bis hin zu unseren Kunden und den Endverbrauchern – mit diesen verantwortungsbewusst und lösungsorientiert umzugehen. Die Belastungen kann niemand in der Prozesskette alleine stemmen“, betonte Jana Schönfeld. Nach eigenen Angaben greift Hettich auf ein zuverlässiges Netzwerk aus Partnern und Lieferanten zurück. Deshalb schaue das Unternehmen zuversichtlich auf eine weiterhin hohe Nachfrage im Jahr 2022. „In vielen Ländern haben die Menschen Nachholbedarf, es sich zu Hause noch schöner zu machen. Der Online-Handel bietet neue Möglichkeiten und neue Büro-Welten sowie Homeoffice-Lösungen entstehen. Wie die Megatrends Individualisierung und New Work bietet die Urbanisierung darüber hinaus viele Möglichkeiten. Denn in vielen Ländern zieht es die Menschen weiterhin in die Städte.“

Nachhaltiges Wirtschaften
„Die beste Energie ist die, die gar nicht gebraucht wird.“ Unter diesem Leitspruch skizzierten die Verantwortlichen eine Reihe von Aktivitäten rund um das Unternehmensziel Nachhaltigkeit. „Nachhaltigkeit steht für uns schon immer ganz oben auf der Agenda. Das bedeutet in erster Linie, Verantwortung zu übernehmen – Verantwortung für uns, Verantwortung für andere, Verantwortung für die Umwelt“, betonte Schönfeld die Relevanz des nachhaltigen Wirtschaftens. Aspekte der Verantwortung betrachtet das Unternehmen sozial, gesellschaftlich und ökologisch. Klimaneutralität ist für Hettich die Zielmarke. Der Weg dorthin führe über die CO2-reduzierenden Bausteine „vermeiden, reduzieren, kompensieren“.

Live beim Kunden
Eine rundum positive Bilanz zieht die Geschäftsleitung zu „Hettich on Tour“. Angesichts ausfallender Messe besuchte das Unternehmen von Mai 2020 bis Dezember 2021 rund 10.000 Kunden europaweit vor Ort. „Von Estland bis Portugal“, so Uwe Kreidel. Im März startete nun die neue Saison mit runderneuerten Präsentationsmobilen und allen wichtigen Neuheiten an Bord. (www.kuechenplaner-magazin.de/suche/news-detail/news/hettich-setzt-europa-roadshow-fort)

Statement zum Ukraine-Krieg
Der Krieg in der Ukraine wird die Hettich Gruppe betreffen, da sie in der Ukraine und in Russland aktiv ist. „Wir verurteilen diesen Krieg aufs Schärfste. Diese militärische Aggression gegen ein unabhängiges Land ist nach Jahrzehnten des Friedens in Europa ein tiefer Einschnitt für uns alle. Was der Krieg für die Menschen vor Ort und für uns bedeutet, bleibt abzuwarten. Unsere uneingeschränkte Solidarität gilt den Menschen im Kriegsgebiet und wir hoffen, dass weiteres Leid vermieden wird“, sagte Sascha Groß. In der Ukraine arbeiten 14 Personen für Hettich in einer eigenen Vertriebsniederlassung, in Russland sind es rund 200 Männer und Frauen.

www.hettich.com