03.08.2021

Ausnahmezustand krisenfest gemeistert

12 Monate Ausnahmezustand. Eine solche Situation hat es bei Egger auch noch nicht gegeben. Doch die Pandemie hat dies bewirkt. Unter dem Bilanzstrich des Geschäftsjahrs 2020/2021 steht ein Umsatz von 3,08 Mrd. Euro. Das sind 8,6% mehr als im Vorjahr.

Erstatteten Bericht eines außergewöhnlichen Geschäftsjahres: Die Egger Gruppenleitung mit Walter Schiegl, Thomas Leissing und Ulrich Bühler (Foto von links). Geprägt war das Jahr von stark steigender Nachfrage und einer anhaltenden Sondersituation. Foto: Egger

Ein Meilenstein für Egger: Im September 2020 startete das 20. Werk der Gruppe die Produktion. Angesiedelt ist es im nordamerikanischen Lexington, North Carolina, USA. Foto: Egger

Mit Abschluss des Geschäftsjahres zum 30. April blickt die Egger Gruppe auf eine 12 Monate anhaltende Sondersituation. Nach Corona-bedingten Auswirkungen zu Beginn des Geschäftsjahres erlebte das Unternehmen ab Sommer 2020 in fast allen Märkten eine stark ansteigende Nachfrage. Und die hält bis heute auf einem außergewöhnlich hohen Niveau an. Um dem gerecht zu werden, nutzt der Hersteller die Produktionskapazitäten maximal aus und produziert Rekordmengen. Die jüngsten Kapazitätszuwächse der neuen Werke in Biskupiec (PL) und Lexington, NC (USA) tragen zur positiven Entwicklung bei. „Wir freuen uns natürlich über das positive Jahresergebnis. Es ist zum einen der Sonderkonjunktur, aber auch unserer raschen und umfassenden Sofortmaßnahmen zu Beginn der Pandemie geschuldet“, erklärte Thomas Leissing, Sprecher der Gruppenleitung und verantwortlich für Finanzen, Verwaltung und Logistik, im Rahmen der Bilanzpressekonferenz. Leissing berichtete für das Geschäftsjahr 2020 / 2021 von einer deutlichen Entwicklung der wesentlichen Kennzahlen: Die Gruppe erwirtschaftete einen Umsatz von 3.082,8 Mio. Euro (+8,9% zum Vorjahr) und ein EBITDA von 622,3 Mio. Euro (+46,6% zum Vorjahr). Die EBITDA-Marge liegt bei 20,2 % (Vorjahr 15,0%), die Eigenkapitalquote bei 42,0% (Vorjahr 37,9%). „Diese deutliche Entwicklung zeigt, dass wir bei einerseits die Herausforderungen der Pandemie gut bewältigt, zugleich auch die sich in unserer Branche ergebenden Chancen sehr gut genützt haben. Zusätzlich hat vor allem das neue Werk in Biskupiec (PL) wesentlich zur Ergebnissteigerung beigetragen.“

Erfreulich und herausfordernd
Der Holzwerkstoffhersteller führt die anhaltend hohe Nachfrage auf den mit den Pandemie-Schutzmaßnahmen und Lockdowns einhergehenden Cocooning-Effekt zurück, also die massiv verstärkten Konsuminvestitionen in das eigene Zuhause. „Der Boom von Möbeln, Böden und Bauprodukten ist sehr erfreulich für unsere Branche, stellt uns aber auch vor große Herausforderungen. Wir bedanken uns daher ausdrücklich bei unseren rund 10.400 Mitarbeitern, die in diesem herausfordernden Geschäftsjahr zu diesen Ergebnissen und zu einem neuen Höchststand der Produktionsmenge von 9,6 Mio. m3 Holzwerkstoffe und Schnittholz beigetragen haben“, sagte Walter Schiegl, Gruppenleitung Produktion & Technik.

Sehr hohe Nachfrage weltweit
Die Nachfrage nach Egger-Produkten hält seit Sommer 2020 unvermindert an. „Die hohe Nachfrage vor allem aus den Bereichen Handel, Handwerk und Möbelindustrie ist nach wie vor Realität, trotz Lockdowns in nahezu gesamt Europa. Dazu kommt, dass es bereits vor der Pandemie einen deutlichen Rückstau an Bauvorhaben in vielen Teilen Europas gab“, beschreib Ulrich Bühler, Gruppenleitung Vertrieb & Marketing, die Situation. „Unsere oberste Priorität war und ist die zuverlässige Belieferung unserer Kunden. Dafür nutzen wir unsere Kapazitäten bestmöglich aus und versuchen, die Kundenwünsche über verschiedene Lieferwerke zu bedienen.“
Ein Meilenstein im abgelaufenen Geschäftsjahr war die Inbetriebnahme des 20. Produktionsstandorts in Lexington, NC (USA) – des ersten Egger Werks in Nordamerika. Trotz der erschwerten Bedingungen und der anhaltenden Sondersituation, konnte das Werk planmäßig im September 2020 in Betrieb gehen.

Umsatzentwicklung der Divisionen
Insgesamt konnte Egger in diesem schwierigen Umfeld in fast allen Märkten weltweit die Umsätze zum Vorjahr teils erheblich steigern: Die Division „Decorative Products Mitte“ hat im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von 930,4 Mio. Euro (+4,9% zum Vorjahr) erwirtschaftet. Die Division „Decorative Products West“ hat mit 690,9 Mio. Euro einen um +4,2% höheren Umsatz als im Vorjahr verzeichnet. Diese Division mit Werken in Großbritannien und Frankreich war vom Konjunkturabschwung durch die Corona-Pandemie besonders betroffen – im Mai und Juni 2020 waren dort geringere Umsätze zu verzeichnen. „Diese konnten jedoch in den Folgemonaten wieder aufgeholt werden“, berichtet das Unternehmen.
Der Umsatz der Division „Decorative Products Ost“ stieg um +10,8 % auf 981,8 Mio. Euro. Positiv entwickelte habe sich in dieser Division vor allem das neue Werk in Biskupiec (PL). Die jüngste Division „Decorative Products Americas“ erhöhte den Umsatz um +32,0% auf 181,2 Mio. Euro. Hierin sind neben dem argentinischen Standort Concordia bereits Umsätze in Nordamerika durch das neueste Werk in Lexington, NC (USA) enthalten.
Die Division „Flooring Products“ liegt mit einem Umsatz von 552,5 Mio. Euro um +25,3% über dem Vorjahr. Das Segment „Sonstiges“ hat einen Umsatz von 201,5 Mio. Euro (+16,0% zum Vorjahr) erwirtschaftet und beinhaltet das Sägewerk in Brilon (DE), kleinere eigenständige Bereiche und Gruppenfunktionen. Die Ertragsentwicklungen in den Divisionen fielen hingegen unterschiedlich aus. Im Mai 2020 waren, bedingt durch die Corona-Pandemie, durchwegs geringere Ergebnisse zu verzeichnen. Besonders betroffen war die Division „Decorative Products West“. In Summe konnten alle Divisionen, mit Ausnahme der Division „Decorative Products Americas“ durch hohe Anlaufkosten für den Standort Lexington, NC (US), die Ergebnisse des Vorjahres sogar übertreffen.

Langjährige Partnerschaften wichtiger denn je
Die für Egger wesentlichen Rohstoffpreise entwickelten sich zu Beginn des Geschäftsjahres 2020/2021 zuerst fallend, doch durch die global gestörten Warenströme seit Januar 2021 teilweise stark steigend. Da die Rohstoff- und Energiekosten einen wesentlichen Anteil der Gesamtkosten einnehmen, habe die Sicherung und ständige Verbesserung der Verfügbarkeit sowie die Beobachtung der Preisentwicklung höchste Priorität. Daher setzt der Holzwerkstoffhersteller bei der Rohstoffversorgung auf langjährige und verlässliche Partner.
Eben dieses „vorausschauende, nachhaltige Wirtschaften“ wird Egger auch weiterhin gut durch die Corona-Krise bringen. Dessen ist sich die Gruppenleitung sicher. „Wir sind als solides Familienunternehmen gut aufgestellt. Die Egger Gruppe verfügt über eine moderne industrielle Basis und eine solide Finanzstruktur. Unsere Strategie der Rückwärtsintegration und der nachhaltigen Investitionen, unser Fokus auf Regionalität, unsere partnerschaftlichen Lieferanten- und Kundenbeziehungen und die große Loyalität in unserer Belegschaft bewähren sich“, betonte Thomas Leissing.

Ausblick mit Unwägbarkeiten
Eine Vorausschau fällt auch Egger schwer. Zu unsicher sind die Prognosen zur Pandemie-Entwicklung und zu etwaigen weiteren Lockdown-Maßnahmen. Und nicht nur die Pandemie bringt Unwägbarkeiten mit sich. Weitere Stichwörter, die Unsicherheit verursachen, sind die Auswirkungen des Brexits, die politischen Situation im Nahen Osten und in der Türkei, die Währungs- bzw. Inflations- und Wirtschaftsentwicklung in Argentinien sowie der Handelsstreit zwischen den USA und China und dessen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Auch die Entwicklung der Rohstoffmärkte, und hier vor allem die derzeitige Verknappung bei Chemieprodukten, stellen weiterhin ein Risiko dar. Diesem wirkt Egger jedoch mit der Inbetriebnahme von zusätzlichen Veredelungskapazitäten und Investitionen zur Verbesserung der Rohstoff- und Energiesituation entgegen. Sowie mit ständiger Optimierung des Materialeinsatzes und der Kostenstruktur. So gehen die Verantwortlichen trotz all dieser Aspekte von einer „weiterhin positiven Entwicklung“ im Geschäftsjahr 2021/2022 aus. „Wir rechnen mit einer weiterhin hohen marktseitigen Nachfrage und werden unter Vollauslastung unserer Kapazitäten unsere Kunden maximal bedienen“, so die Gruppenleitung.

Noch mehr Details
Sämtliche Detailinformationen zum Geschäftsjahr 2020/2021 können im Jahresfinanzbericht unter www.egger.com/credit-relations nachvollzogen werden.
Weitere Informationen zur Rohstoffbeschaffung sowie zu allen weiteren wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen können auch im Nachhaltigkeitsbericht (nichtfinanzielle Erklärung) der Egger Gruppe unter www.egger.com/nachhaltigkeit eingesehen werden. Dieser Bericht enthalte die Strategie der Gruppe, Zielsetzungen und Leistungen hinsichtlich ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit. Das Unternehmen betont: „Egger legt mit dem Bericht transparent seine strategischen Nachhaltigkeitsziele offen und unterstreicht wiederum sein klares Bekenntnis zum nachhaltigen, auf Generationen ausgerichteten Wirtschaften. Der aktuelle Bericht enthält das Bekenntnis der Gruppe zu den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen (SDGs).“

www.egger.com