02.10.2019

Die Hängeschränke einer Küche sollten fein säuberlich in einer waagerechten Reihe angebracht sein. Natürlich. Sie sollten aber vor allen Dingen fest und sicher hängen. Was manchmal gar nicht so einfach zu realisieren ist. Befestigungsspezialist Fischer entwickelt auch für die heiklen Montagefälle im wahrsten Sinne tragfähige Lösungen. KÜCHENPLANER-Autor Camillo Kluge war vor Ort in Waldachtal.

Für alle Einsatzzwecke: ­Fischer bietet eine reichhaltige Palette an Befestigungslösungen – insbesondere auch für die Küchenmontage. Foto: Kluge

Die sichere Befestigung von Hängeschränken fordert eine sorgfältige und fachlich versierte Montage. Foto: Andriy Popov / 123rf

Unterschiedliche Untergründe: Die Querschnitte zeigen das Verhalten des Dübels „Duopower“. Fotos: Fischer

Der erfahrene Anwendungstechniker Wolfgang Linsbauer demonstriert das korrekte Installieren eines Dübels. Am Anfang steht stets ein ordentliches Bohrloch. Foto: Kluge

Im Selbstversuch „erspürt“ Redak­teur ­Camillo Kluge das jeweilige ­Verhalten des Bohrers in unter­schiedlichen Baustoffen.

Seit über 17 Jahren arbeitet Wolfgang Linsbauer bei der Unternehmensgruppe Fischer. Der erfahrene Anwendungstechniker ist ein Experte für die Befestigung der Küche. „Die Bestimmung des richtigen Untergrunds ist elementar, das A und O sozusagen“, sagt er, „je genauer der Untergrund definiert wird, desto sicherer kann die Küche montiert werden.“ Denn die vielen unterschiedlichen Baustoffe, die eine Wand bilden können, erfordern unterschiedliche Dübel und Schrauben. Mal abgesehen von der Trockenbauwand, die in der Regel bereits durch Klopfen bestimmbar ist, fällt das bei massiven Wänden schwerer. Dabei ist es schon ein Unterschied, ob ein Hängeschrank oder gar eine „schwebende“ Küche an einem Hochlochziegel mit vielen Hohlräumen für die Wärmedämmung oder an einer festen Betonwand befestigt wird. Aber das lässt sich letztlich relativ genau durch eine Probebohrung bestimmen.

Zusätzliche Lasten einplanen
Das Gewicht, das am Ende an der Wand hängt, ist jedenfalls enorm. Neben dem Eigengewicht des Schranks muss noch die geschätzte Zuladung hinzugerechnet werden. Da können durch Gläser oder Geschirr schon einmal 50 Kilogramm zusammenkommen. Um ganz sicher zu sein, dass die Schränke den Belastungen standhalten, empfiehlt Linsbauer noch eine Aufstützlast von etwa 30 Kilogramm in die Berechnung einfließen zu lassen. „Wenn sich zum Beispiel beim Renovieren jemand auf dem Schrank abstützt, hält die Befestigung trotzdem sicher“, erklärt er diese zusätzliche Maßnahme.
Doch mit diesen drei Werten, also dem Eigengewicht, der geschätzten Zuladung und der Aufstützlast, hat man noch nicht das gesamte Gewicht, das die Verankerung in der Wand halten muss. Hinzu kommt noch die physikalische Zugkraft, die sich durch die Höhe der Aufhängung und die Tiefe des Schranks errechnet. Da sich nun die wenigsten Küchenmonteure vor jeder Schrankmontage erst in höherer Mathematik üben wollen, sollte man als Faustregel wenigstens ein gutes Viertel des bisherigen Gewichts noch einmal hinzurechnen. Damit weiß der Monteur nun, welche und wie viele Dübel und Schrauben zum sicheren Aufhängen benötigt werden.

Mit durchgehender Leiste
Viele Hängeschränke werden mit nur zwei Befestigungspunkten angebracht. Dabei ist auch an den Abstand des Hakens oder des Schraubenkopfes zur Wandoberfläche zu denken. Denn dieser Abstand, dazu noch die Putzschicht, die einer Schraube und einem Dübel keinen Halt bietet, sind bei der Wahl der richtigen Schraubenlänge zu berücksichtigen. Wenn zudem noch eine Innendämmung an der Wand angebracht ist, sollten Dübel und Schraube in entsprechend längerer und größerer Ausführung gewählt werden.
Fällt die Wahl beim Aufhängen der Schränke auf Leisten, empfiehlt Spezialist Linsbauer den Griff zu einer „durchgehenden Leiste pro Schrank“. Das hat den Vorteil, dass die Anzahl der Dübel im Bereich der Aufhängung des Schrankes erhöht werden kann.

Sicherheit mit Flüssigdübel
Doch manchmal mag man als Monteur dem Baustoff nicht so recht trauen. Auch da bietet Befestigungsspezialist Fischer Hilfen. Eine eigentlich immer passende Lösung zum Befestigen leichter Gegenstände ist der Flüssigdübel „fischer Fill & Fix“, der völlig unabhängig von Bohrlochgröße und Baustoff funktioniert. Dieser Flüssigdübel besteht aus einer 2-komponentigen, lösemittelfreien Injektionsmasse auf Polyurethanbasis, die in das Bohrloch eingebracht wird, dort leicht aufschäumt und schnell aushärtet. Das Material ist schleif- und auch überstreichbar und eignet sich auch zum Auffüllen nicht mehr benötigter Bohrlöcher sowie als Reparaturmasse.
„Bei sehr porösem oder weichem Untergrund, wenn Kunststoffdübel oder Langschaftdübel nicht mehr ausreichen, erzielt man mit einem Injektionssystem, bestehend aus einem Injektionsmörtel, der Gewindestange ,FIS A M6 -M16´ und der Ankerhülse ,FIS HK´ die höchs­ten Lasten“, sagt Linsbauer. Als Beispiel nennt er den Injektionsmörtel „FIS V 300 T“, den Fischer selbst produziert. „Dieser Mörtel ist ein echter Alleskönner“, sagt er, „denn er hat weltweit die Zulassung für viele relevante Baustoffe.“ Bei einem weichen und porösen Verankerungsgrund können je nach Lastanforderungen Ankerhülsen von fischer mit Verankerungs­tiefen von 85 mm, 130 mm und 200 mm verwendet werden. Der Mörtel wird dann mit einem Auspressgerät in die Siebhülse gespritzt, anschließend wird eine Ankerstange eingesetzt.
Auch für die Verankerung der Schienen, zum Beispiel bei schwebenden Unterschränken auf weichem Grund, bietet sich der Mörtel an. „In der Regel genügen da dann Schrauben mit einem Durchmesser von etwa 8 bis 10 mm und einer Verankerungstiefe von 130 mm.“ Eine konkrete Anzahl, wie viele Dübel und Schrauben für das Anbringen einer Hängeküche zu verwenden sind, ist allein schon durch die unterschiedlichen Gewichte der Küchenelemente nicht möglich. „Das ist immer abhängig von den Lasten. Es empfiehlt sich daher, stets bei schwebenden ­Küchen die Statik ganz genau zu beachten“, sagt Anwendungstechniker ­Linsbauer.

Zahlreiche Montagevideos
Das Unternehmen bietet jedoch nicht nur eine enor­me Vielzahl an Produkten, die dem Küchenmonteur die Arbeit erleichtern, es gibt auch ein breites Serviceangebot, zum Beispiel eine Vielzahl an Montage- und Küchenvideos, die Anwendern die Verarbeitung erklären. „Im Prinzip begleiten wir jede Markteinführung neben weiteren umfassenden Marketingmaßnahmen mit erklärenden Montagevideos“, berichtet Katharina Siegel, Pressereferentin für Befestigungssysteme im Unternehmen. „Diese finden sich auf unserem eigenen YouTube-Kanal unter ‚Unternehmensgruppe fischer‘, werden aber auch auf unserer Website und teilweise auf weiteren Social-Media-Kanälen sowie dem eigenen fischer-Blog eingesetzt.“

Zusammenarbeit mit Küchenmöbelhersteller
Auch wie der Entwicklungsprozess eines Produktes funktioniert, verriet Wolfgang Linsbauer. Im Anwendungsbereich der Küchenmontage zum Beispiel arbeitet Fischer mit einem großen süddeutschen Küchenhersteller zusammen, mit dem auch eine spezielle Befestigung für eine Schiene entwickelt wurde. Weitere Anregungen für neue Entwicklungen bieten auch die diversen Seminare, die Fischer übrigens auch für Küchenmonteure anbietet. „Das Feedback der Teilnehmer gibt da auch schon mal gute Anregungen.“

Eigene Forschung und Entwicklung
Natürlich hat Fischer eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung, die nicht nur stetig an der Optimierung und Weiterentwicklung verschiedener Produkte arbeitet, sondern auch an Neuheiten. Eine unternehmensinterne, abteilungsübergreifende Möglichkeit, jederzeit Ideen einzureichen, ist ein weiterer Quell möglicher neuer Produkte. Und schließlich kommt es auch vor, dass der Markt plötzlich nach einer neuen Lösung für ein spezielles Problem ruft. Ebenfalls inspirierend ist der Austausch mit den Kollegen, die frühzeitig Trends erkennen, sei es aus Forschung und Entwicklung oder mit denen draußen vor Ort beim Kunden. Und schließlich trägt sogar die Bürokratie mitunter zu einer neuen Entwicklung bei. „Wenn sich beispielsweise rechtliche Vorgaben ändern und diese etwas Neues fordern, muss man ja auch ­reagieren.“

Den Untergrund exakt bestimmen
Doch egal, um welche Befestigung es geht, „die Frage des Untergrunds ist und bleibt elementar.“ Grade bei den Hohlsteinen sei es wichtig, auf eine passende Dübellänge zu achten. Zum Beispiel bei Hohlblocksteinen sollte die Dübellänge so gewählt werden, dass die Verspreizung im vorderen Steg des Steines stattfindet. Wenn das Ende jedoch im Hohlraum frei liegt, nutzt diese Dübelspreizung nichts. Bei Kunststoffdübeln muss die Schraube länger als der Dübel sein, um so eine optimale Verspreizung zu gewährleisten. Zudem soll der Durchmesser der Schraube immer zwei Nummern kleiner als der gewählte Dübel sein.
Das alles sind aber nur allgemeine Hinweise, denn aufgrund der Komplexität des Zusammenwirkens von den Baustoffen, Belastung, der Geometrie des Hängeschrankes sowie Dübel und Schraube, kann selbst ein Befestigungsspezialist wie Fischer keine allgemeingültigen oder gar verbindlichen Regelungen aufstellen. Immerhin hat das Unternehmen mit seiner „Duo-Line“ eine Produktlinie an intelligenten Dübeln mit innovativer Materialkombination entwickelt, die universell für die meisten Baustoffe geeignet ist. Dazu zählt der „Duopower“ in vielen verschiedenen Ausführungen, der selbstständig in Voll-, Loch- und Plattenbaustoffen das jeweils passende Wirkprinzip aktiviert und spreizt, klappt oder knotet. Dennoch sind für den Einzelfall die einzelnen Punkte stets sorgfältig zu prüfen. Nur so hängt am Ende die Küche schön waagerecht und vor allem sicher.


Die Bohrmehlfarbe gibt Auskunft
Die richtige Befestigung von Häng­e­schränken hängt von dem Verankerungsgrund ab. Ist nicht genau bekannt, welcher Baustoff vorliegt, emp­fiehlt Befestigungsspezialist ­Fischer eine Probebohrung durchzuführen. Je nach Bohrfortschritt lässt sich ermitteln, ob Voll- oder Lochbausteine vorliegen. Die Bohrmehlfarbe gibt genauere Informationen über den Verankerungsgrund preis. Auch bei einer Probebohrung sollte man sich allerdings versichern, dass an der betreffenden Stelle keine Leitungen verlaufen, die man beim Bohren treffen könnte – zum Beispiel mit einem Leitungssuchgerät.

Ziegelstein: Bei Ziegelsteinen ist das Bohrmehl rötlich oder gelblich. Liegen Lochziegel vor, bohrt man oftmals ins Leere.

Kalksandstein: Weißes Bohrmehl mit sandiger Konsis­tenz ist ein Indikator für Kalksandstein. Bei Kalksandlochsteinen trifft der Bohrer öfters ins Leere.

Beton: Das Bohrmehl ist hell- bis dunkelgrau, staubfein, aber noch rieselfähig. Der Verankerungsgrund ist hart.

Porenbeton: Das Bohrmehl von Porenbeton ist weiß und grobkörnig. Den Baustoff erkennt man hauptsächlich daran, dass er weich ist und ein leichtes Bohren ermöglicht.

Ist nun also der Baustoff bekannt und der passende ­Dübel gewählt, ist das Wichtigste erreicht. Es stellt sich nur noch die Frage nach der passenden Schraube. Häufig ist der richtige, zum Dübel passende Schraubendurchmesser auf der Produktpackung angegeben. Aber, so empfiehlt es der Befestigungsspezialist aus dem Schwarzwald, gilt im Prinzip für alle Dübel: Die Schraube sollte zwei Größen kleiner sein als der Dübel. Bei einem 8-er Dübel sollte also zur 6-er Schraube gegriffen werden. Ebenfalls muss die richtige Schraubenlänge beachtet werden. Die Schraube sollte den Dübel vollständig durchdringen. Ihre richtige Länge ergibt sich aus der Rechnung Anbauteil­dicke plus Dübellänge plus einmal der Schraubendurchmesser. So wird sichergestellt, dass der Dübel in den verschiedenen Verankerungsgründen seinen richtigen Halt findet.