27.07.2016

Eine Umluftlösung ist einfach zu realisieren, Abluft gilt im Vergleich aber als effizienter und leiser. Zudem werden feuchte Kochwrasen dabei aus dem Raum geleitet. Das ist ein großer Vorteil. Doch können Planungs- und Montagefehler den Effizienz-Vorsprung der Abluft zunichte machen.

Die Haube in der Küche ist ein Hingucker, doch bei der Montage der Abluftführung heißt es allzu oft: Die letzten Meter beißen die Hunde. Diese Umsetzung ist erneuerungsbedürftig. Foto: Biermann

Moderne und empfohlene Technik: Mauerkasten „flow Star GTS 150“ von Naber mit runder Edelstahlaußenabdeckung und Anschluss an ein 150er-Abluftrohr. Ähnliche Produkte haben auch die anderen Anbieter von Anschlusstechnik im Programm. Foto: Naber

Druckverluste im Vergleich: links „hart“ umgelenkt ohne, rechts mit strömungsoptimierten Leitkörpern. Grafik: Naber

Das AMK-Merkblatt 008 beleuchtet das Thema „Kochumfeld und Raumbelüftung“. Erhältlich ist dies bei der Geschäftsstelle in Mannheim: info@amk.de.

Aktuell wird viel über das Thema „Feuchtigkeit in der Küche“ diskutiert (siehe auch Beitrag auf S. 6 in dieser Ausgabe). Der Dunstabzug steht dabei oft im Mittelpunkt, denn allein durch den konsequenten Abtransport der feuchten Kochwrasen nach draußen ist gewährleistet, dass diese innen keine Schäden verursachen. Am Mauerwerk oder am Möbel. Doch nicht immer ist so eine Abluftführung möglich oder gewünscht. Marktkenner beziffern das Verhältnis Umluft-Abluft derzeit bei 50/50 – mit Tendenz zur Umluftlösung.
Dass der Umluftbetrieb an Beliebtheit gewinnt, ist durchaus nachvollziehbar, denn der Planungsaufwand für den Spezialisten ist überschaubar. Auch vielen Endkunden scheint die Umluft-Haube eine praktische Sache zu sein. Schließlich ist dabei weder eine Kernbohrung durch die Hauswand nötig noch eine ausgeklügelte Verlegung der Abluftkanäle. Auf ein Interview mit dem Bezirksschornsteinfeger kann auch verzichtet werden. Nicht selten bestimmen zudem die Budgetgrenzen des Küchenkäufers die Entscheidung pro Umluft.
Dafür werden praktische Nachteile billigend in Kauf genommen. Dazu zählen zum Beispiel die Leistungsminderung und die etwas höheren Betriebsgeräusche – verursacht durch den zusätzlich nötigen Aktivkohlefilter. Und natürlich das regelmäßige Lüften: Experten raten dazu, sofern kein geregelter Luftaustausch stattfindet, zweimal täglich zu einer jeweils 10-minütigen Querlüftung, um den Feuchtigkeitsgehalt der Raumluft auf ein für Möbel und Mauerwerk akzeptables Niveau zu bringen. Das Fenster auf Kipp zu stellen, reiche nicht aus.

Feuchtigkeit wird abgeleitet
Das System Abluft ist im Vergleich zur Umluft komplexer und aufwendiger, es hat aber einige überzeugende Asse im Ärmel. Allen voran wird die beim Kochen erzeugte Feuchtigkeit abgeführt. Dadurch kann sich der Küchennutzer das regelmäßige Stoßlüften der Wohnung sparen. Und wenn die Kochwrasen auf kurzem Weg und möglichst kurvenfrei nach draußen gelenkt werden, ist eine Ablufthaube leiser und effizienter als das Umluftmodell. „Dafür sollte sich ein Loch in der Hauswand und ein Mauerkasten doch lohnen“, möchte man meinen. Doch so einfach ist es nicht. Es kommt immer auf den Einzelfall an. Und auf individuelle bauliche Gegebenheiten und rechtliche Vorgaben.
Vorab stellt sich die Frage nach Eigentum oder Miete. Im eigenen Haus kann freier geplant werden, Einschränkungen gibt es indes in Eigentümergemeinschaften, und in der Mietwohnung geht baulich nichts ohne das Vermieter-Ja. Grundsätzlich zu beachten sind gerade in Mehrfamilienhäusern Auflagen zum Brandschutz. Ebenso die Fassadenverordnung der jeweiligen Stadt oder des Bundeslandes. Ein weiteres zu beachtendes Kriterium ist, ob die Gebäudehülle nachträglich gedämmt wurde.
Bei Häusern auf Passiv- oder Niedrigenergiestandard ist die Verwirrung oft besonders groß. So ist im Markt immer wieder zu hören, dass in derartigen Häusern ohnehin nur eine Umlufthaube infrage käme, weil die Hauswand nicht beschädigt werden dürfte. Das ist falsch. Im Merkblatt 008 (Küchenumfeld und Raumbelüftung) der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK) heißt es dazu: „Es gibt kein gesetzliches Verbot für eine Ablufthaube in Passiv- oder Niedrigenergiehäusern.“

Abluft braucht Zuluft
Wenn diese Grundbedingungen geklärt sind, kann die konkrete Haubenplanung im Abluftmodus beginnen. Die Produktinformationen und Sicherheitshinweise der Haubenhersteller bieten wichtige und praktische Unterstützung und sollten dringend beachtet werden. Ebenso der Grundsatz: „Abluft braucht Zuluft!“. Denn bei Dunstabzugshauben im Abluftbetrieb muss die abgeführte Luft zwingend durch Frischluft ersetzt werden. Wird zugleich eine sogenannte „raumluftabhängige Feuerstätte“ betrieben – das kann ein Kaminofen, ein Kachelofen oder eine kontrollierte Be- und Entlüftungsanlage sein – sind besondere gesetzliche und konstruktive Bedingungen zu erfüllen. Dazu zählt zum Beispiel der Einbau eines Fensterkontaktschalters, der den Haubenbetrieb nur dann zulässt, wenn das Fenster auf Kipp steht. Denn beim gleichzeitigen Betrieb einer Ablufthaube und z.B. eines Kaminofens besteht Erstickungsgefahr durch Kohlenmonoxid. Der jeweilige Bezirksschornsteinfeger ist zwingend einzubinden.

Immer genügend frische Luft
Wenn die Kochwrasen von der Dunstabzugshaube nach außen abgeführt werden, ist der adäquate Nachschub mit frischer Luft geboten. Zuluftnachströmung heißt das im Technikerjargon. Ist diese unzureichend, holt sich die Haube die benötigte Luft aus anderer Quelle. Dann entsteht ein Unterdruck und die Absaugleistung sinkt – da kann der Lüfter ackern wie er will. Zum Druckausgleich ist also eine ausreichende Zuluftführung notwendig. Das kann durch einen entsprechenden Mauerkasten realisiert werden oder durch ein gekipptes Fenster oder einen Türausschnitt. Optimal ist die Lösung mit dem Mauerkasten. Denn Kochwrasen sind im Regelfall wärmer als die Umgebungsluft und steigen deshalb nach oben. Durch unkontrollierte Luftbewegungen, zum Beispiel durch ein auf Kipp stehendes Fenster, werden die Wrasen verwirbelt und im gesamten Wohnbereich verteilt. Effektiver ist eine gezielte mechanische Zuluftführung von oben per Mauerkasten. Diese Luftbewegung nimmt die aufsteigenden Kochwrasen mit und lenkt sie in den Ansaugbereich der Dunstabzugshaube.

Der Schornsteinfeger weiß Rat
In Deutschland ist das Baurecht in kommunaler Verantwortung. Deshalb müsse sich Bauherr oder Planer vergewissern, ob eine Genehmigungspflicht besteht, wenn bei der Abluftführung die Fassade oder das Dach eingebunden wird. Laut Kaminverordnung darf die Abluft der Dunsthaube nicht in den Schornstein oder die Verbrennungsluftleitung eines Kaminofens oder Kamins (einer raumluftabhängigen Feuerstätte) geleitet werden. Genutzt werden darf hingegen ein stillgelegter Schornstein – sofern eine Genehmigung vom Bezirksschornsteinfeger dafür vorliegt.

Die Leitung bestimmt die Effizienz
Generell haben die abluftführenden Leitungen eine elementare Bedeutung für eine effektive Abluftführung. Planungs- und vor allem Montagefehler können hier zu einer erheblichen Minderung der Leistung führen. So raten die Experten der AMK-Arbeitsgruppe „Technik und Normung“ zu diesen Qualitätskriterien:

  • Größtmöglicher Rohrleitungsquerschnitt (Standard 150 mm), abgestimmt auf den Abluftstutzen der Dunstabzugshaube. Bei einer Reduzierung des Querschnitts der Abluftleitung gegenüber den Herstellerangaben, sei eine einwandfreie Funktion der Dunstabzugshaube nicht mehr gewährleistet.
  • Verzicht auf Querschnittsverkleinerungen auf der gesamten Streckenführung inkl. Mauerkasten/Wandauslass.
  • Möglichst kurze Streckenführung.
  • Glattwandige Abluftrohre.
  • Möglichst wenige Bögen.
  • Verzicht auf „harte“ Umlenkungen, sondern möglichst sanfte gesoftete Bögen, oder Bögen mit Leitkörpern, um den Strömungswiderstand zu minimieren.
  • Einsatz eines Kondenswasserabscheiders, wenn der Abluftweg durch unterschiedlich temperierte Räume verläuft.


Wo baulich möglich und mit geringem Aufwand machbar, sollte der Mauerkasten nicht auf der Seite mit dem höchsten Windhebel angebracht werden. Denn ein hoher Winddruck auf den Mauerkasten/Wandauslass kann zu Leistungsverlusten bei der Dunstabzugshaube führen. Ein erhöhter Geräuschpegel der Dunstabzugshaube sei ebenfalls möglich.
Ein weiterer Praxis-Tipp: Um die Bildung von Kondenswasser zu vermeiden bzw. zu minimieren, wird der Einbau einer Rückstauklappe am Ende des Abluftweges empfohlen. Waagerechte Abluftkanäle sollten mit 1–2 % Neigung zur Außenwand verlegt werden. Bei senkrechten Abluftwegen wird die Montage eines Kondenswasserabscheiders empfohlen – und zwar oberhalb der Dunsthaube vor der ersten Kältebrücke.

Verluste im Abluftkanal
Druckverluste an Umlenkstücken und Rohrbögen sind bei allen Kanalsystemen gegeben und fallen deutlich ins Gewicht. So ist z.B. der Druckverlust in einem einzigen konventionellen 90°-Horizontalbogen mit einer „harten“ Umlenkung genauso groß wie jener am Ende eines sechs Meter langen Rohres. Bögen mit Leitkörpern oder gesoftete Bögen können diese Verluste deutlich reduzieren.
Querschnittsreduzierungen auf dem Weg von der Haube zur Maueröffnung erzeugen weitere Leistungsverluste. Ebenso flexible Abluftschläuche, die bei der Montage oft noch gequetscht werden, damit es irgendwie passt. So vervielfacht sich der Luftwiderstand und die Lüfterleistung der Haube wird zur Makulatur. „Reduzierungen des Leitungsquerschnitts und Flexrohre – beides sollte man meiden“, lautet der nüchterne Expertenrat.

Breiter als das Kochfeld
Eine Herausforderung für Planer ist der gegenwärtige Trend zu breiten Kochfeldern. Das gilt für Umluft und Abluft gleichermaßen. Denn damit der Wrasenabzug optimal gelingt, sollte die Haube stets etwas breiter sein als das Kochfeld. Die Empfehlung lautet: Ist das Kochfeld 75 cm breit, sollte es die Haube 90 cm sein. Bei einem 90 cm Kochfeld sollte die Haube 120 cm breit sein. Werden Kochfeld-Module unterschiedlicher Beheizungsart genutzt, sollte der heißeste Bereich – z.B. der Gas-Wok – stets in der Mitte angeordnet sein. Als weitere „generelle“ Empfehlung nennt das AMK-Merkblatt „5° Überstand bei Wandhauben und 10° Überstand bei Inselhauben“. Je höher die Dunstabzugshaube über der Kochzone installiert wird, umso wichtiger ist ein ausreichender Überstand. Ein Abstand größer 90 cm zwischen Haube und Kochfeld sollte demnach vermieden werden.
Die hier auf Grundlage des AMK-Merkblattes 008 gemachten Aussagen beziehen sich auf die herkömmliche Planungssituation mit einer Wand- oder Inselhaube über dem Kochfeld. Zusätzliche Kriterien für die Umsetzungen von Muldenlüftungen und Deckenhauben werden verstärkt Gegenstand der anstehenden Merkblatt-Aktualisierung sein. Diese findet 2017 statt.

Tücken liegen im Detail
Und noch ein Trend beeinflusst die Haubenplanung: die Induktionsbeheizung. Diese wirkt sich gleichfalls auf die Leistung des Dunstabzugs aus. Denn beim Einsatz von sogenannten kalten Kochfeldern mit Induktion ist die thermische Unterstützung um ein Vielfaches geringer als bei heißen Kochfeldern mit Strahlungswärme oder Gas. Der aufsteigende Wrasen steigt langsamer empor, kühlt schneller ab und wird unter anderem durch Luftbewegungen im Raum beeinflusst. Eine ausreichende Erfassung der Wrasen ist nicht mehr gewährleistet. Ein physikalischer Effekt, den die Anbieter von Kochfeldabzügen und Muldenlüftungen strategisch nutzen und die trägen Wrasen umgehend absaugen. Bei Gas und Strahlungswärme lässt sich mit dieser Argumentation nicht mehr punkten. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie sehr sich der Dunsthauben-Praxis von der Testsituation im Labor unterscheiden kann.
Dirk Biermann

www.kuechenplaner-magazin.de

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