04.03.2016

Wer sich mit dem Einrichten beschäftigt, kommt am „Intelligenten Wohnen“ nicht vorbei. Warum auch? Der mögliche Nutzen wird immer offensichtlicher – sofern sich die Vernetzungsspezialisten trauen, mit weiteren Partnern gemeinsame Sache zu machen. Auf der imm-Sonderfläche LivingInteriors gab es dafür ein gelungenes Beispiel.

Fotos: Biermann

Sind vom Nutzen vernetzten Wohnens vollauf überzeugt: Marion und Christof Flötotto, zwei von drei Inhabern der Berliner Marketing- und PR-Beratung RFID by Geschwister Flötotto.

Die Kooperationspartner unter dem Dach der Koelnmesse.

Die Küche als Teil einer komplexen Hausvernetzung. Die Geräte kommen von ­Miele, die analogen Möbel hat ­Nolte (Programm Artwood) beigesteuert.

Einmal tippen, Wasser marsch: Küchen-Armatur von Grohe mit Touch-Funktion.

Licht und Unterhaltungsgeräte sind selbstverständlicher Bestandteil der Vernetzung im Smart Home.

Schicker Wandschmuck und gleichzeitig Infrarotheizkörper, die von unterwegs in Betrieb genommen werden können, damit das Zuhause kuschelig ist, wenn die Bewohner zurückkehren.

Die Verbrauchsdaten sind im Smart Home stets im Blick.

Auch Licht oder Wassertemperatur lassen sich personenbezogen definieren. Oder auf die Tageszeit abstimmen: Eine blaue Lichtfärbung morgens zum Wachwerden, abends eher warmweißes Schummerlicht, damit die Produktion des Schlafhormons Melatonin in Gang kommt.

Das Thema brennt der Branche auf den Nägeln, und viele Unternehmen haben bereits Lösungen und Produkte für eine Vernetzung von Wohnkonzepten entwickelt. Doch leider rühren viele der Vernetzungsspezialisten noch zu sehr ihr eigenes kommunikatives und technisches Süppchen, was die reibungslose Integration von Produkten verschiedener Hersteller erschwert. Auf der LivingInteriors, eine Parallelmesse zur imm cologne, wurde nun gezeigt, wie diese Entwicklungen für private Häuser und Wohnungen ineinander greifen und das Leben der Bewohner erleichtern können. Kurz: Gezeigt wurde das schlaue Zuhause mit digitalen Vernetzungsoptionen für mehr Energieeffizienz, Komfort und Sicherheit. Berührt wird davon auch das große Thema des altersgerechten Wohnens. Die Küche war dabei Bestandteil, stand aber nicht im Mittelpunkt.
Unter dem Titel „let’s be smart“ – the future of intelligent homes“ wurde auf fast 500 m2 Fläche ein komplettes Haus inszeniert – von der Garage über das Bad und die Wohn- und Schlafräume bis zum Hauswirtschaftsraum und die Küche. Und das inhaltlich koordiniert vom Unternehmen „RFID by Geschwister Flötotto“ und technisch ausgeführt von den Unternehmen Miele, Viessmann, Grohe, Paperflow, Lemonlight, Mennekes, Marantec, Snom, Smarthome Partner, Berling Living Lights, BMW, Vodafone und Rheinenergie. Die Küchenmöbel steuerte das Löhner Unternehmen Nolte bei. Zum Einsatz kamen mehr als 100 smarte Produkte mit 160 vernetzten Sensoren und Aktoren. Während Sensoren eine physikalische Größe in elektrischen Strom umwandeln, machen Aktoren genau das Gegenteil und wandeln Strom oder Spannung in eine andere Ener­gieform um. Das können Schall, Druck, Temperatur, Bewegung, Drehmoment oder Licht sein. Dreh- und Angelpunkt der Technik: die „letsbesmart-Box“, die, vereinfacht gesagt, alle aufgezeichneten Impulse versteht und zusammenbringt. Da diese Technik per Funk arbeitet, kann sie jederzeit nachgerüstet werden – auch ohne aufwendige Verkabelung.

Effizient, sicher, komfortabel
Wenn alle Beteiligten einem technischen Standard zustimmen, sind die Möglichkeiten des „intelligenten Wohnens“ vielfältig und reichen weit darüber hinaus, dass das Smartphone meldet, wenn die Waschmaschine fertig ist – auch wenn diese Option selbstverständlich sehr praktisch sein kann. Aber wenn sich die Technik verschiedener Hersteller versteht, können auch von unterwegs die Jalousien geöffnet oder das Licht angestellt werden – und damit zur Abschreckung von Einbrechern suggeriert werden, dass ein eigentlich verwaistes Haus belebt ist. Auf dem Weg von der Arbeit nach Hause kann die Heizung aktiviert werden, damit einen die eigenen vier Wände mit behaglicher Wärme empfangen. Gleichzeitig schaltet die Heizung automatisch ab, sobald alle Bewohner das Haus verlassen.
Gezeigt wurden im „Smart Home“ der LivingInteriors aber viele Möglichkeiten mehr. Zum Beispiel der sensible Fußboden, der „merkt“, wenn nachts ein Gang zur Toilette ansteht, und daraufhin das Licht sanft gedimmt anschaltet. Oder wenn ein Mensch gestürzt ist und hilflos auf dem Boden liegt – und daraufhin einen Notruf aktiviert. „Stets geht es darum, ein Szenario zu definieren, das eine konkrete Reaktion bewirkt“, erläutert Marion Flöttotto von der RFID GmbH. Zum Beispiel auch, wenn sich nachts jemand am Fens­ter zu schaffen macht und dies die Nachttischlampe im Schlafraum im Intervall aufscheinen lässt, damit die schlafenden Bewohner aufwachen.

Weit mehr als technische Spielereien
Die gezeigten Dienstleistungen reichten von sensitiven Fußböden und Lichtlösungen über die Funktionen von Hausgeräten und Solaranlagen bis hin zu Telekommunikationslösungen und Smartcars. Im Zusammenspiel wurde auf der Sonderausstellung deutlich, dass Smart Home-Lösungen viel mehr sein können als technische Spielereien: Im Energiebereich lässt sich mit ihnen Geld sparen. Für hilfebedürftige Menschen können sie sogar lebensrettend sein. Und in der Masse sorgen sie für etwas, was auf den Wunschzetteln der meisten Menschen ganz oben steht: mehr Bequemlichkeit und Komfort.
Die Küchenmöbel von Nolte aus dem Programm „Artwood“ stattete Miele aus. Ein Backofen und ein Dampfgarer zählten ebenso dazu wie ein Kaffeevollautomat und ein Geschirrspüler. Hinzu kamen Produkte zur Wäschepflege und – als weiteres zentrales Element vernetzter Technik – eine Dunstabzugshaube, die ihre Absaugleistung automatisch dem tatsächlichen Kochgeschehen anpasst. „Con@ctivity 2.0“ lautet das dazugehörige Stichwort. Miele zählt zu den Pionieren auf dem Gebiet vernetzter Haustechnik. Schon seit 1998 ist das Unternehmen auf diesem Gebiet aktiv und kann laut Sabine Häring, Produktmanagement Vernetzung, aktuell annähernd 400 Geräte aller Produktgattungen ans Netz bringen. Die Anwendung „SuperVision“ nutzt dabei das Backofendisplay als zentralen Kontrollpunkt für alle vernetzten Hausgeräte. Die zentrale Steuerung via Smartphone und/oder Tablet ist ebenfalls möglich und wohl künftig praxisgerechter. An der Küchenspüle kam zudem eine Armatur mit Touchbedienung von Grohe zum Einsatz.

www.livinginteriors-cologne.de


Viel Wissen, wenig Umsatz
Die „Smart Home“-Branche birgt ein enor­mes Potenzial: Intelligente Haussysteme können den Komfort verbessern, die Sicherheit erhöhen und Ener­gie sparen. Das ist schon seit vielen Jahren sowohl den Herstellern als auch vielen Kunden bekannt. „Warum aber bildet sich der Status quo vieler intelligenter Produktentwicklungen der Hersteller noch nicht überall in einer entsprechenden Umsatzverwirklichung ab?“, fragt sich mancher. Das Unternehmen RFID by Geschwister Flötotto beantwortet diese Frage aus ihrer Sicht so: „Weil die Einzellösungen der jeweiligen Hersteller weder technisch noch kommunikativ miteinander interagieren.“ Ein prominentes Beispiel aus der Küchenbranche dafür: Während das Unternehmen Miele auf IP-Daten und das Funkprotokoll ZigBee setzt, favorisiert der BSH-Konzern den offenen WLAN-Standard. Und Electrolux wiederum engagiert sich im Open-Source-Projekt „AllSeen ­Allicance“. Die nun gestartete Kooperation von Messe Köln und „­letsbesmart.de“ will diese ­Lücke in den kommenden Jahren schließen und die verschiedenen technischen Standards über die „letsbesmart“-Box kompatibel machen. Derartige Ambitionen hat auch die „­Qivicon Home Base“-Box der Telekom. Bei diesem Dienst zählt Miele zu den Kooperationspartnern.
„letsbesmart.de“ ist ein Onlinemagazin der RFID GmbH by Geschwister Flöt­otto. Gleichzeitig wird unter diesem Namen die funkbetriebene „Smart Home“-Box als verbindendes Gateway vertrieben. Die RFID GmbH wurde 2006 von Reinhard Flötotto als Onlineverlag und Netzwerk mit Direktvertrieb und E-Commerce-Spezialisierung gegründet. Seit 2013 mit ins Geschäft eingestiegen sind dessen Kinder Marion, C­hristof und ­Friederike Flötotto. Als Inhaber einer Marketing- und PR-Beratung mit Sitz in Berlin.