06.08.2015

Was haben Bierfässer, Gastro-Kaffeemaschinen, Fastfood-Küchen, öffentliche Sanitärräume, Küchenspülen und Armaturen gemeinsam? Nicht viel, möchte man meinen. „Aber mehr als man auf den ersten Blick denkt“, sagt Franke-Chef Alexander Zschokke.

Alexander Zschokke, CEO der Franke-Gruppe: „Wir wollen Lösungen verkaufen, keine einzelnen Produkte.“ Foto: Biermann

Lars Völkel, CEO „Franke Kitchen Systems“: „’Frames by Franke’ ist ein durchdachtes Küchensystem im einheitlichen Design.“ Foto: Biermann

Renato di Robbo, Chief Marketing Officer: „Auch im Geschäftsleben wollen Menschen emotional angesprochen werden. Das machen wir mit ‚Make It Wonderful’.“ Foto: Biermann

Und diese Berührungspunkte sollen im Verbund der Franke-Aktivitäten künftig sehr viel deutlicher werden. „One Franke, One Strategy, One Brand“ heißt die Devise zur Profilschärfung. Und das dazugehörige Markenverspechen: „Make It Wonderful“.

Vom Bierfass zur Küchenspüle ist es gedanklich ein eher kurviger Weg. Und doch agieren beide Geschäftsbereiche der Franke-Gruppe auf Grundlage der identischen Kernkompetenz: die Verarbeitung von Edelstahl bzw. die Metallbearbeitung. Was für Fastfood-Küchen, sanitäre Anlagen und Armaturen gleichfalls gilt. Die Zeiten, in denen die fünf Hauptdivisionen der Gruppe recht individuell die Märkte der Welt bearbeiteten, ohne dabei koordiniert Notiz voneinander zu nehmen, sollen jedenfalls vorbei sein. Gemeinsame Entwicklungskompetenz, Synergien im Einkauf und die divisionsübergreifende Kundenansprache sollen die Effizienz fördern und Kosten senken. „Systemintegration“ laute das Gebot der Stunde, so CEO Zschokke. Und das auf Basis des jeweiligen konkreten Kundennutzens. Man wolle komplexe Kundenbedürfnisse erfüllen und Lösungen verkaufen, anstatt sich weiter auf die Rolle als Lieferant von Einzelprodukten zu reduzieren. Konkret für die Küche heißt das zum Beispiel: Franke will weg vom Image des reinen Spülenherstellers und hin zur Wahrnehmung der Kunden, dass das Unternehmen als Premiumpartner der perfekte Partner für die Essenszubereitung ist.

Modulares Küchenkonzept
Mit der Übernahme der Schweizer Armaturen-Marke KWC im vergangenen Jahr hat der integrative Ansatz innerhalb der Division „Kitchen Systems“ bereits an Fahrt gewonnen, jetzt soll „Frames by Franke“ das Konzept rund machen. „Frame“ ist englisch und bedeutet Rahmen. Was auf den einheitlichen 11 mm-Edelstahlrahmen aller Systemkomponenten hinweist. Denn „Frames by Franke“ ist ein „durchdachtes Küchensystem im einheitlichen Design“, erläutert Küchendivisionsleiter Lars Völkel. Mit den Bestandteilen Spüle, Armatur, Abfalltrennung, Dunsthaube, Kochfeld und Backofen. Auch die Funktionen der Module seien aufeinander abgestimmt. Zum Beispiel erfolgt die Steuerung der Haube über das Kochfeld und der Grillrost passt ebenso in die Küchenspüle wie der Gastronorm-Behälter des Dampfgarers. Alle Produkte dafür werden in der Franke-Gruppe entwickelt und produziert. Die Spülen in Aarburg (Franke, Schweiz), die Armaturen in Unterkulm (KWC, Schweiz), die Hauben in Fabriano (Faber, Italien) und die Kochfelder und Öfen in Peschiera del Garda (Franke Italia). Allein die „Kompaktbacköfen“ bilden aktuell noch eine Ausnahme, die werden zugekauft. „Mit ‚Frames by Franke’ treten wir also keineswegs als weiterer Anbieter zusammengekaufter Ware auf, sondern bündeln Kompetenzen innerhalb der eigenen Gruppe zu einer in sich stimmigen Lösung“, betont Lars Völkel. Und diese Kompetenzen haben kräftige Wurzeln, die in Deutschland nur wenig bekannt sind. Nimmt man Franke hierzulande bevorzugt als Spezialist rund um die Produkte Spüle, Armatur und Abfalltrennung wahr, ist das Unternehmen in Italien die Nummer 3 im Markt für Kücheneinbaugeräte. Auch Haubenspezialist Faber gehört schon seit mehr als 10 Jahren zur Gruppe.

Marktreif ab Herbst
Vorgestellt wurde „Frames by Franke“ auf der LivingKitchen 2015 noch als Projektstudie. Zur Küchenmeile 2015 erfolgt die konkrete Markteinführung. Im „House 4 Kitchen“ in Löhne werden zwei Farbvarianten präsentiert: Schwarz und Champagner. Ausgestattet sind die Hausgeräte des Küchenkonzepts mit innovativen Lösungen. Beispiel DCT-Technologie: Damit heizt ein Backofen innerhalb von sieben Minuten auf 200° C. Und für das gleichmäßige Bräunen wurde bei Franke Italia eine spezielle Ventilator-Lösung entwickelt. Hinzu kommt die automatische Haubensteuerung. Zusammengefasst will Franke mit dem qualitativ hochwertigen Küchensystem eine „One Shop Solution“ für anspruchsvolle Küchenkäufer bieten. Für Küchenplaner böte sich der Vorteil, prägende Küchenkomponenten, die sonst nur über verschiedene Lieferanten zu beziehen sind, über einen Ansprechpartner abzuwickeln. Und Planung zu kreieren, bei der eins zum anderen passt.
Dass „Frames by Franke“ seine Zeit benötigt und nicht vom Start weg sprunghaft steigende Marktanteile einfährt, ist den Franke-Verantwortlichen um Lars Völkel und Klaus Stiegeler, Geschäftsführer der Franke GmbH in Bad Säckingen, bewusst. Dennoch ist die Zuversicht groß, dass das modular nutzbare Küchenkonzept das Unternehmen deutlich nach vorn bringt. Die Pläne sind nämlich ambitioniert. Von heute 980 Mio. Schweizer Franken (CHF) Umsatz, will die Küchendivision bis 2020 auf 2 Mrd. CHF Umsatz wachsen. „Allein mit Spülen und Armaturen schaffen wir das nicht“, bemerkt Völkel.

Ehrgeiziges Programm
Doch nicht nur die Division „Kitchen Systems“, die Keimzelle von Franke, hat ehrgeizige Ziele. Bis 2020 will die Gruppe auf einen Nettoumsatz von 4 Mrd. CHF wachsen. Organisch und durch Zukäufe. Und das bei einem EBIT von 12%. Heute sind es 2,13 Mrd. Euro Umsatz und 6,3% EBIT. „Das ist zumindest unsere Vision“, sagt CEO Alexander Zschokke und betont mit dem nächsten Atemzug, dass diese Zielaussage nicht sklavisch verpflichtend sei. „Profitables Wachstum ist uns wichtiger“, fährt er fort und spricht erneut von Synergien in Einkauf, Produktion, Verwaltung und Logistik. Aber auch bei Forschung, Entwicklung und Marketing. Aktuell beschäftigt die Gruppe rund 9.000 Mitarbeiter und ist mit 72 Niederlassungen in 39 Ländern präsent.

Effizienz vor Sparwahn
Der Rotstift wird bei diesen Plänen kaum in der Schublade bleiben können, soll aber „sozial verträglich“ zum Einsatz kommen. Zum Beispiel sollen einzusparende Stellen, da wo regional nötig, bevorzugt nicht wiederbesetzt werden – dafür will das Unternehmen auf betriebsbedingte Kündigungen möglichst verzichten. Als aktuelles Beispiel nennt Zschokke die Arbeitskosten an den Standorten in der Schweiz. „Die sind zu hoch.“ Er sagt aber auch: „Die Effizienz zu steigern, ist wichtiger als Kosten zu senken.“ Dramatisch verschärft habe sich die Situation Anfang des Jahres mit der Abkopplung des Euro vom Franken. „Da haben wir auf einen Schlag 15% Ergebnis eingebüßt“, so der CEO. Entsprechend „herausfordernd“ gestalte sich das aktuelle Geschäftsjahr. Obwohl er selbstbewusst betont: „Wir sind gut unterwegs mit einer positiven Dynamik.“

„Ein gutes Jahr“
Das Geschäftsjahr 2014 sei rückblickend betrachtet ein „gutes Jahr für Franke gewesen“. Der Nettoumsatz ist um 3,1% auf nun 2,13 Mrd. Franken gestiegen, das organische Wachstum beläuft sich auf 3,8%, die EBIT-Marge 6,3% (plus 21,1%). Als „besonders erfreulich“ bezeichnete Zschokke das „stabile und solide“ Wachstum von Franke Kitchen Systems. Das Geschäft mit der Küchentechnik macht fast 50% bei Franke aus.
Armaturen für Küche und Bad sind in der Division „Water Systems“ organisiert. Derzeit produziert Franke an drei Standorten: in China (Armaturen in Volledelstahl und im Edelstahl-Finish), Italien und der Schweiz (bei KWC). Alexander Zschokke betont, KWC als Marke innerhalb der Franke-Gruppe bestehen lassen zu wollen. Erst jüngst startete die Premium-Marke mit einem eigenständigen neuen Auftritt unter dem Titel „Swiss Water Experience“. Damit genießt KWC eine gewisse Sonderbehandlung innerhalb der Gruppe. Denn um die Marke Franke global noch klarer und zu positionieren, wurde Anfang des Jahres eine neue Kampagne initiiert. „Make It Wonderful“ lautet der neue Slogan, der einheitlich für alle Geschäftsbereiche der fünf Divisionen gilt. Wobei der hauptverantwortliche Marketingleiter, Renato di Robbo, erläuterte, dass „Make It Wonderful“ deutlich mehr sei als eine Kampagne. „Es ist eine Anleitung, wie wir Produkte entwickeln, und es ist der neue Leitsatz für alle Aktivitäten im Innen- und Außendienst.“ Ein neuer „Spirit“, der Franke durchdringe und Mitarbeiter wie Kunden emotional ansprechen soll. Die Hintergründe (ausführlich in KÜCHENPLANER 3/4 2015, S. 12 dokumentiert) beschreibt di Robbo mit derart lebendigen Gesten und mit einem Strahlen auf dem Gesicht, dass man als Zuhörer keinen Zweifel mehr daran hegt, dass Bierfässer, Gastro-Kaffeemaschinen, Fastfood-Küchen, öffentliche Sanitärräume, Küchenspülen und Armaturen sehr gut zusammengehören können.
Dirk Biermann

www.franke.com