27.04.2015

„Verwirrung“ rund ums Energielabel

Viele Jahre lang hatte Werner Scholz vom Elektroverband ZVEI die undankbare Aufgabe, sein Statement direkt vor der Mittagspause der AMK-Mitgliederversammlung halten zu müssen. Diesmal übernahm er gleich nach den einleitenden Worten von AMK-Vorstandssprecher Dr. Oliver Streit das Mikrophon. Ein kluger Schachzug, hatte er doch zwei Themen mitgebracht, die er mit der Headline „Verwirrung“ überschrieben hatte und die volle Konzentration erforderten.

Werner Scholz, ZVEI: „Energielabel wird komplett erneuert.“ Foto: Biermann

„Verwirrung Nr. 1“: Bis 2017 sollen die Energielabel überarbeitet und einheitlich gestaltet werden. „Eine begrüßenswerte Sache“, meint Werner Scholz, denn heute gibt es je nach Produktgruppe unterschiedliche Etikettierungen. Mal von G (schlecht) bis A (gut), mal von A (schlecht) bis A+++ (gut). Da blicke kaum ein Verbraucher wirklich durch und das vor 20 Jahren eingeführte Instrument büße an Orientierung stiftende Kraft ein. „Offensichtlich hat damals niemand mit dem rasanten technischen Fortschritt in manchen Segmenten gerechnet“, so Scholz mit Blick auf die Kühltechnik. Um eine größtmögliche Akzeptanz bei den Bürgern zu erreichen, haben die zuständigen EU-Stellen nun eine Verständlichkeitsstudie durchführen lassen. Mit dem Ergebnis, dass die Menschen am besten mit der ursprünglichen Skala von G bis A zurechtkommen. Marketing und Handel wird dies zum Umsetzungstermin am 1. Januar 2017 vor massive Probleme stellen. „Zu 99,99 % gibt es eine ordentlich Verwirrung“, prognostiziert Scholz, denn Geräte, die nach dem 1.1. in den Handel gebracht werden, erhalten ein B oder gar nur ein C, während das baugleiche Gerät, dass einige Tage zuvor an den Händler geliefert wurde, mit A+++ glänzen darf. In den nächsten Monaten soll nun darüber debattiert werden, wie umfangreich die Abwertung in den einzelnen Geräteklassen umgesetzt werden soll. Wird ein A+++-Gerät nach dem Stichtag nur noch mit C eingestuft, ist dies aus Sicht des Marketings fatal, „aber dann ist wenigstens für einige Jahre Luft nach oben“, so Scholz. Dass er darüber alles andere als glücklich ist, war ihm deutlich anzusehen.

„Verwirrung Nr. 2“
Ein kürzlich veröffentlichter Zwischenbericht zu einer Studie des Umweltbundesamtes zum Thema „Obsoleszenz“. Dieser Begriff beschreibt ein Phänomen, bei dem ein Produkt auf natürliche oder künstlich beeinflusste Art verschleißt. Hausgeräteherstellern wird von Verbraucherschützern und Medien immer wieder vorgeworfen, dass sie ihre Geräte absichtlich fehlerhaft produzieren, damit diese turnusgerecht ausgetauscht werden. Laut Werner Scholz hat eine missverständliche Formulierung des Umweltbundesamtes dafür gesorgt, dass landauf landab die scheinbar üblen Machenschaften der Hausgeräteindustrie erneut thematisiert wurden. Mit Überschriften wie „Hausgeräte immer schneller defekt“. Dabei müsse es nach den derzeitigen Ergebnissen der Studie korrekt heißen: „Hausgeräte werden immer schneller ausgetauscht“. Aber dafür seien weniger die Hinterlist der Hausgerätehersteller verantwortlich, sondern Aspekte wie niedrige Anschaffungspreise bei gleichzeitig hohen Reparaturkosten.

www.zvei.org
www.amk.de

Dieser Beitrag ist erschienen in KÜCHENPLANER, Ausgabe 3/4 2015.
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