28.04.2015

Sollte sich das Catering an den Ausstellungsthemen orientieren, werden die Besucher der Küchenmeile 2015 mit Köttbullar gefüttert bis zum Abwinken. Denn der leicht und freundlich wirkende skandinavische Stil erreicht die Küche. Wer vom „Used Look“ nicht genug bekommen kann, aber trotzdem mit der Zeit gehen will, schreibt „Industry Chic“ drüber. Von Dirk Biermann

Immer wieder anders kombinieren: Dafür stehen in der Saison 2015 viel helle Hölzer, Blau- und Grautöne sowie Elemente des „Industry Chic“ zur Verfügung. Foto: Biermann

Präsentierten zur Hausmesse Eggerzum 2015 in Brilon die Oberflächentrends: Designexperte Klaus Monhoff (Foto links) und Philipp Sprockhoff, Geschäftsführer Marketing & Vertrieb Nord-West Europa. Foto: Biermann

Bei Hölzern kommt es immer mehr auf die Haptik an. Die Vertiefungen und Risse der „Halifax Eiche Natur“ springen dem Beobachter geradezu aus dem Bild entgegen. Wohlgemerkt: Es handelt sich um eine Nachbildung. Foto: Egger

Viele Jahre galt: Wer möglichst früh im Jahr wissen wollte, welche Möbeloptiken den Küchenherbst bestimmen, musste im Februar nach Ostwestfalen reisen. Zur Hausmesse Eggerzum nach Brilon und zur Fachmesse ZOW nach Bad Salzuflen. Dort hatten die Dekortrends ihre große Bühne. Da die führenden Oberflächenhersteller der Zuliefermesse in Bad Salzuflen aktuell die kalte Schulter zeigen, bleibt es zum Jahresauftakt 2015 an Egger hängen, die Möbelfachwelt über das zu informieren, was da optisch und immer häufiger auch haptisch auf sie zukommen wird. Ganz konkret trägt Klaus Monhoff diese Verantwortung. Für den Designexperten des Holzwerkstoffspezialisten ist die rund vierwöchige Dauerwerbesendung zur Hausmesse Eggerzum doch offensichtlich eher Vergnügen als Last. Mit sicherem Gespür wandelt er durch die Trendthemen des Industrie-, Mode- und Interiordesigns und argumentiert fachkundig, was das für die Möbel- und Küchenwelt bedeutet. Und natürlich wie Egger die dokumentierten Trends auf die Spanplatte bringt.
Zur Eggerzum 2015 führte das Unternehmen sein Motto „MatchworX“ aus 2014 fort und nannte es zur besseren Unterscheidung „MatchworX 2.0“. Wer nun meint, dass Monhoff und seinem Team die Ideen ausgegangen sein könnten, fehlt. „Mit dem Trend zum ‚Mix & Mach’ fühlen wir uns extrem bestätigt“, berichtet der Leiter Dekorentwicklung, dass es mit der Lust am Kombinieren nach wie vor gut bestellt sei. „Das Thema wird sich sogar weiter verstärken“, ist Monhoff überzeugt.

Von Pol zu Pol
Der Umgang mit Gegensätzen spielt bei „MatchworX 2.0“ die dominierende Rolle. Denn alles, was sich stark ausdrückt, erzeugt automatisch eine gegenteilige Reaktion. So wird die Welt immer komplexer. Im Gegenzug gewinnen reduzierte Formen an Bedeutung. Denn die vermitteln Ruhe in einer rasanten Welt. Urbanität ruft die Lust auf Natur hervor. Dicke Platten verlangen nach dem dünnen Gegenstück, und glänzende Oberflächen nach der Variante in matt. „Hinter den neuen Dekoren und Oberflächen steht der Gedanke einer von Gegensätzen geprägten Gesellschaft, die unter dem Einfluss von Globalisierung und stets präsenten Informationsangeboten einer ständigen Veränderung unterworfen ist“, erläutert Monhoff. Und er fährt fort: „Menschen müssen und sollen sich heutzutage immer wieder neu erfinden. Die eigene Wohnwelt spielt dabei als Ausdruck des jeweiligen Lebensgefühls eine zentrale Rolle.“ Mit „MatchworX 2.0“ will Egger noch präziser und feinfühliger auf die stilistischen Entscheidungen eingehen.

„Industry Chic“ und Klassiker
Trotz aller Komplexität kristallisieren sich Trends und Einflüsse heraus, die zwar vielseitig gemixt werden, aber doch eine klare Materialität erfordern. Der neue „Industry Chic“, der vom coolen Charme alter Fabrikhallen beeinflusst wird, ist der neue Used Look. Das findet sich zum Beispiel in Materialien wie Stahl, Beton und vergrauten Hölzern wieder. Den natürlichen Gegensatz dazu bilden Hölzer, die von reduziert elegant über skandinavisch leicht bis ursprünglich markant reichen. Auch Klassiker erleben in „MatchworX 2.0“ ihr Comeback: mit eleganten Hölzern, Intarsien und Marmor, belebt reduzierten Formen oder bewusst kühlen Designs. Dabei sind die klassischen Materialien – wie zum Beispiel Marmor – seit längerem besonders bei jungen Designern beliebt, die das Material mit Beton oder sogar Neonfarben kombinieren.

Grau trifft Blau
Neben den bisher bekannten erdig-warmen Grautönen treten zunehmend kühlere, teils leicht farbige Varianten in Erscheinung. Diese Untertöne prägen das so genannte „Glory of Grey“ der Dekore Seidengrau, Kosmosgrau und Jadegrau. Diese Töne kreieren einen technisch-eleganten Gegensatz zu den natürlichen Holzoptiken. „Besonders in architektonisch sehr reduzierten Formen kommen immer häufiger kühle Grautöne zum Einsatz“, erläutert Monhof. Begleitet von stimmigen Akzenten in Blau-, Türkis- und Aquatönen.

Kupfer, Rost, Beton
In der Küche findet sich das Spiel der Gegensätze vielfach wieder. Zum Beispiel können Arbeitsplatte und Nischenrückwand sowohl als Gegensatz zu Front und Korpus inszeniert werden, als auch eine Einheit mit dem Küchenblock bilden. Diese unterschiedlichen Spielarten verlangen eine breite Palette von ruhigen und eleganten Steinen, markanten Hölzern oder Materialien im Dekor des Industrial Style wie Kupfer, Rost, Beton oder Metall.

Vielfältige Kombinationen
Immer entscheidender wird die haptische Qualität, um jene Vielfalt zu erzeugen, die sich die auf Individualität getrimmte Gesellschaft erhofft. „Bei den Synchronporen-Oberflächen harmonieren die Verläufe von Maserung und Oberflächenstruktur so exakt wie nie zuvor“, schwärmt Monhoff und präsentierte als Premiere das Dekor Halifax Eiche natur mit synchroner Oberfläche (ST37 Feelwood Rift). „Aber nicht nur Holz, sondern auch andere Materialien verlangen nach der passenden Haptik“, betont er weiter. So hat Egger unter anderem für die Dekorserie Claystone eine passende Oberfläche entwickelt, die eine markante Putz-Optik erzeugt (Stucco).

Das sind die Trends

  • Mix & Match: Stimmig inszenierte Gegensätze bestimmen die neuen Dekore und Oberflächen.
  • „Industry Chic“ ist der neue „Used Look“. Beeinflusst wird dieser Stil vom Charme alter Fabrikhallen mit Optiken in Kupfer, Rost, Beton/Putz und Metall. Ebenso von markanten Holzbohlen oder nur grob behandelten Metalloberflächen bzw. Drahtgestellen und Glas.
  • Grau bleibt weiterhin wichtig, aber zunehmend kühlere, teils leicht farbige Varianten lösen die bekannten erdig-warmen Grautöne ab. Kombinieren lassen sich diese neuen Grautöne vor allem in der Küche mit Blau, Aqua und Türkis.
  • Rückkehr von Schwarz-Weiß – aber nun als Anthrazit kombiniert mit hellem Grau.
  • Schwarz wird als Akzent und Kontrastfarbe eingesetzt.
  • Helle Hölzer im skandinavischen Stil werden ebenfalls kombiniert: mit Weiß, Grau und Blautönen.
  • Im hochwertigen Marktsegment geht es deutlich dunkler zu: mit Braun und Nougattönen.
  • Synchronporen-Oberflächen, gebürstete Hölzer und Keramikoberflächen schaffen haptische Erlebnisse. Neu bei Egger ist eine Synchronpore mit Schichtstoff für die Arbeitsplatte (bislang nur als Direktbeschichtung erhältlich).
  • Mehrwert schaffen: Glasfronten mit Holzkante, Marmoroptik, Intarsien (Arbeitsplatte mit Ornamenten).
  • Holzdekore: verstärkt Nadelhölzer haptisch bearbeitet; weiße Hölzer; Eiche bleibt prägend, aber im Mitnahmemarkt zeigt sich immer häufiger Buche.
  • Farbton und Verarbeitung (Haptik) werden bei Hölzern wichtiger als die Holzart.
  • Arbeitsplatten: abgenutzte Holzoptik (Industrie Chic), feine Ornamentstrukturen, matt-glänzende Optiken in Keramik und Granit.


www.egger.com

Dieser Beitrag ist erschienen in KÜCHENPLANER, Ausgabe 3/4 2015.
Die gesamte Ausgabe gibt es auch als ePaper auf www.pressekatalog.de, Stichwortsuche Küchenplaner.



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