10.02.2014

Schaible und die „Jungen Wilden“

Der Nachwuchs der Küchenbranche liegt ihm am Herzen. Auch deshalb gründete Ernst-Martin Schaible bereits 1989 den Juniorenkreis. Der Chef von DER KREIS sprach mit Küchenplaner-Autorin Astrid Plaßhenrich über Anfänge, Gegenwart und Zukunft der „Jungen Wilden“.

Der Start: Beim ersten Juniorentreffen 1989 ging es auf den Rüfikopf in Lech am Arlberg. Mittendrin: Ernst-Martin Schaible mit Hut, Knickerbocker und robusten Wanderstiefeln.

DER KREIS-Inhaber Ernst-­Martin Schaible: „Wir dürfen die Ausbildung der jungen Menschen nicht vernachlässigen. Schließlich sind es die Küchenspezialisten, die ­einen großen Anteil daran haben, dass die deutsche ­Küche führend auf dem Weltmarkt ist.“

Lebendiges Miteinander: Die Mitglieder des Juniorenkreises tauschen sich mit einem erfahrenen Küchenspezialisten aus.

Haben Tradition und sind außerordentlich beliebt: die Herbst- und Wintertreffen der „Jungen Wilden“.

Herr Schaible, wir wollen uns heute über die „Jungen Wilden“ unterhalten. Waren Sie in jungen Jahren denn auch wild?
Ernst-Martin Schaible (lacht): Manchmal schon. Wenn ich mich recht erinnere, gab es da schon ein paar wilde Momente. Wie das so ist, wenn man jung ist. Das gehört einfach dazu. Irgendetwas ist immer los. Die Musik, die Beatles, die Stones, die Schulzeit, das Zusammensein mit meinen Freunden – das habe ich sehr genossen. Manchmal schaue ich mir noch die Bilder von damals an. Ja, das war schon eine schöne Zeit.

Wie ist der Juniorenkreis 1989 in Lech am Arlberg entstanden?
Schaible: Der Kontakt zu meinen Partnern war seit der Gründung von DER KREIS 1979 immer sehr eng. Als der Verbund dann zehn Jahre alt war, rückte peu à peu die zweite Generation nach. Zu ihnen wollten wir ebenfalls eine enge Verbindung aufbauen. Deshalb ist damals die Idee des Juniorenkreises entstanden. So eine Institution gab es damals in der Küchenbranche noch nicht, das war einmalig. Und bis heute gibt es keine vergleichbare Einrichtung.

Mussten Sie die Branche von der Idee des Juniorenkreises zunächst überzeugen?
Schaible: Im Gegenteil. Ich bin offene Türen eingerannt. Denn neben den Weiterbildungsmöglichkeiten erschließt sich für die Nachwuchskräfte durch den Juniorenkreis ein unglaubliches Netzwerk, das sich zu Kollegen von Sylt bis Garmisch-Partenkirchen bis hin ins europäische Ausland erstreckt.

Warum entwickelte sich der Juniorenkreis von Anfang an zu einer Erfolgsgeschichte?
Schaible: Die Junioren hatten sofort eine inhaltliche Ebene: Denn all ihre Eltern hatten Küchenstudios. Sobald sie zusammentrafen, sprachen sie über ihr Unternehmen, tauschten sich aus und bildeten auf Anhieb eine Gemeinschaft. Wir stellten damals fest, dass die Junioren aus ihrem elterlichen Betrieb großes Fachwissen mitbringen. Zunächst ging es darum, dieses zu vertiefen.

In den Anfangsjahren traf sich der Nachwuchs zweimal im Jahr.
Schaible:
Das ist richtig. Im Herbst ging es zu einer Betriebsbesichtigung eines Herstellers und im Winter zum Skifahren. Dort wurden Projekte erarbeitet und Referenten sprachen über Fachthemen. Diese Veranstaltungen finden heute immer noch regelmäßig statt. Doch schon bald kamen die Junioren auf mich zu und wünschten sich eine weitere Ausbildungsgrundlage, die ihnen helfen sollte, den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Dem nachzukommen war für mich sowohl eine große Verantwortung als auch Herausforderung.

Ist aus diesem Wunsch das Trainingsprogramm Führungs- und Personalmanagement (F&P) entstanden?
Schaible:
So ist es. Ich bin auf das Bildungszentrum Baden-Württemberg zugegangen, das sofort für diese Idee offen war. Wir haben uns dann mit den Junioren und dem Bildungszentrum zusammengesetzt und gemeinsam ein Seminar für die Nachwuchsunternehmer entwickelt. Unmittelbar danach sind zwei weitere Aufbauprogramme entstanden, die in den Jahren immer wieder überarbeitet wurden. Insgesamt erhalten die Absolventen in den sieben Seminaren über eineinhalb Jahre das nötige Rüstzeug, um ein Unternehmen erfolgreich zu führen.

Was machen die ersten Absolventen heute?
Schaible:
Entweder haben sie das elterliche Küchenstudio übernommen und weiterentwickelt oder aber in anderen Betrieben Karriere gemacht. Das ist eine 100-prozentige Erfolgsgeschichte. Dann denk ich mir, der Einsatz hat sich gelohnt.

Sie sagen, dass die Junioren im Vorfeld bereits sehr gut ausgebildet sind. Warum war die Entwicklung des F&P-Programms dennoch nötig?
Schaible:
Es geht dabei nicht nur um das reine Fachwissen, sondern um die emotionale und psychologische Situation zwischen Senior und Junior. In den Seminaren entwickelt der Nachwuchs seine eigenen Zukunftsperspektiven und Ideen, die den Betrieb voranbringen sollen. Beides ist enorm wichtig, um die Übernahme des elterlichen Betriebes zu realisieren. Das Ziel muss sein, dass der Senior zunächst den Junior mitnimmt, indem er ihm verantwortungsvolle Aufgaben überträgt, dann aber muss der Junior auch den Senior mitnehmen. Jung und Alt müssen zusammenarbeiten, nur dann kann das Unternehmen davon profitieren. Wenn ein Junior allerdings nicht die Möglichkeiten bekommt, seine Ideen im elterlichen Betrieb zu verwirklichen, muss er auch den Mut haben sich zu verändern.

Was geben die Jungen Wilden der Branche zurück?
Schaible:
Sie sorgen für die Weiterentwicklung der gesamten Branche, für die innovativen Ideen. Der Nachwuchs kennt den Käufer der Gegenwart und Zukunft. Schließlich ist das eine Generation, die teilweise ganz anders tickt als ihre Eltern und eine ganz andere Sprache spricht. Es geht darum, dem Kunden alle seine Wünsche zu erfüllen.

Was bringt zurzeit die größten Veränderungen mit sich?
Schaible:
Wir schwimmen momentan auf einer Kommunikationswelle. Die Junioren sind vom Internet und seinen scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten begeistert. Die Herausforderung besteht darin, die neuen Medien mit der emotionalen Ebene zu verbinden. Denn beispielsweise durch Kochsendungen, Werbung und in erster Linie durch das Internet sind die Kunden stark vorinformiert. Deshalb muss der heutige Verkäufer andere Ebenen der Information finden.

Im Allgemeinen gilt die Ausbildungssituation in der Küchenbranche als schwierig. Fehlen weitere Institute wie die Möbelfachschule in Köln?
Schaible:
Die Möfa macht einen guten Job mit dem zweisemestrigen Küchenspezialisten. Für Quereinsteiger ist das perfekt. Sicherlich benötigen wir in unserer Branche mehr Fachpersonal, aber wir brauchen nicht mehr Möbelfachschulen. Schließlich gibt es den Ausbildungsberuf zum Einzelhandelskaufmann/Fachrichtung Küchenspezialist, den ich damals mit Hans-Joachim Adler entwickelt habe. Über diesen Weg wird das Fachpersonal in erster Linie generiert.

www.derkreis.de



Vom Juniorenkreis zu den „Jungen Wilden“
Der Juniorenkreis wurde 1989 in Lech am Arlberg für DER KREIS-Mitglieder im Alter zwischen 18 und 35 Jahren gegründet. Seitdem finden regelmäßig Winter- und Herbsttreffen statt. So ging es beispielsweise im Februar 2013 zum Skilaufen nach Zell am See. Dort kooperierte DER KREIS mit der Firma Bosch. Ein Jahr zuvor traf sich der Juniorenkreis in Kooperation mit der Firma Pronorm im österreichischen Uderns. Das Treffen im vergangenen Herbst führte die Nachwuchskräfte zur Firma Nolte nach Löhne, 2012 ging es nach Aarbug in die Schweiz, wo man  die Firma Franke besuchte.
Darüber hinaus beschäftigt sich DER KREIS ständig mit der Weiterbildung seiner Nachwuchskräfte. Ein bedeutender Baustein ist dabei beispielsweise das Führungs- und Personalmanagement-Seminar (F&P). Dies gliedert sich in sieben Module und behandelt Themen wie „Persönlichkeitsentwicklung“, „Personalwesen“ oder „Verkaufskommunikation“. Die Kommunikationsplattform ging 2008 an den Start.  „Durch die Plattform können die Mitglieder unkompliziert in Kontakt bleiben und sind immer auf dem neuesten Stand“, erklärt Ernst-Martin Schaible. Darüber hinaus gibt die Homepage Informationen über Weiterbildungsmöglichkeiten und über die Aktivitäten der Gruppe.
Der Begriff der „Jungen Wilden“ wird inzwischen synonym zum Juniorenkreis verwendet. (ap)

www.dijuwi.de