20.12.2013

Küchenmöbel sind in diesen Zeiten bevorzugt Weiß und grifflos. Das mag nach Einheitsbrei klingen und damit völlig langweilig. Allerdings: Wenn sich die Küche den Wohnräumen öffnen soll, was aktuell in jedem Pflichtenheft steht, brauchen Planer Möbel, die sich bei aller Eigenständigkeit auch in eine Gesamtplanung integrieren lassen – anstatt den trompetenden Platzhirsch zu geben. Küchenmöbel als Teamplayer.

So bleibt wahrnehmbarer Raum für ein stimmiges Gesamtkonzept im Lebensumfeld Küche. Zum Beispiel für kreative Designideen in der Küchennische, für besondere Arbeitsflächen, für die schicke Gerätetechnik und die individuelle Innenausstattung – und auch das Spülcenter bekommt endlich häufiger Gelegenheit, seine Talente als Gestaltungsobjekt auszuspielen.


Alles Weiß und grifflos ist natürlich überspitzt. Aber hell und grundsätzlich griffreduziert kommt der aktuellen Gestaltungssituation im Angebot an Küchenmöbeln schon ziemlich nahe. Markante Ausnahmen bestätigen wie stets die Regel. Wobei auf den Herbstmessen 2013 festzustellen war, dass sich die Nicht-Farbe Weiß in immer neuen Nuancen erfinden lässt und sie aktuell wieder in der etwas ursprünglicheren Variante als Neutralweiß geschätzt wird. Die cremige Magnolie scheint jedenfalls an Einfluss zu verlieren – auch wenn sie nicht gänzlich aus den Farbtöpfen zu vertreiben ist. Eine Tendenz, die mit dem Anspruch an die Küchenplanung an Einfluss gewinnt.


Mit einem neutralen Weiß lässt sich wunderbar vielfältig kombinieren, und die Kreativen der Küchenmöbelhersteller – und insbesondere natürlich der Vorlieferanten – werden nicht müde, immer neue Ideen auf Span- und Tischlerplatte zu bringen. Dass es bei den Hölzern gern derb zugeht, ist hinlänglich bekannt. Used Look und tiefgründige Haptiken sind nach wie vor prägend und bleiben trendy.


Die Auswahl bei den Farben ist enorm. Letztlich bietet sich die gesamt RAL-Palette an, und da Individualität das Gebot der Stunde ist, wird diese Vielfalt gern genutzt. Zumindest angeboten. Wenngleich Petrol und Curry-Töne überproportional häufig für den Muster- und Messebau genutzt werden und ihren Ruf als typische Küchenfarben untermauern. Ebenso wie die grau-stichigen Brauntöne. Dabei sind es selten Möbelflächen in Reihe, die in farblicher Reinkultur den Ton angeben. Ein lackiertes Regal hier, ein farbiges Gerät dort – oder die Insel, die sich von der Zeile optisch abhebt. So werden spannende Kontraste geschaffen.


Einige Marktbeobachter rufen aktuell den Wechsel von Glanz zu Matt aus. Doch das ist unserer Meinung nach zu voreilig. Im hochwertigen Möbelbau spielen matte Oberflächen zweifelsfrei immer häufiger eine Rolle. Doch die breite Masse spiegelt sich nach wie vor und mit Freude in ihren glänzenden Küchenfronten. Der Glanzanteil wird allenfalls zulegen. Je nach Budget umgesetzt mit Folie, Schichtstoff, Glas, Glas-Imitat oder Lack.


Der Newcomer Keramik geht natürlich auch. Und zwar immer öfter und bevorzugt in den oberen Preisgruppen. Dann in Matt. Oder echtes Altholz, dessen makelbehaftete Authentizität Liebhaber der individuell geplanten Küche in Entzücken versetzt. Altholz wird sicherlich nicht inflationär verbaut werden, aber es wird in den nächsten Jahren eine stabile Nische finden.


Der intensive Blick auf die aktuellen Möbel- und Küchen­trends zeigt: Es gibt fast nichts, was es nicht gibt. Genau deshalb haben wir die Experten der auf Interieur-Fotografie spezialisierten Fotostudios Casa (Münster), studio be (Greven) und studioraum (Senden-Bösensell) gebeten, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und unterschiedliche Küchenplanungen für uns in Szene zu setzen. Die Ergebnisse sehen Sie ab Seite 8. Und zwar realisiert mit top-aktuellen Zutaten und eingebettet in einen wohnlichen Gesamtzusammenhang, der ganz bewusst über den Tellerrand der reinen Küchenzeile schaut. Mit tollen Möbeln und starkem Zubehör. Weiß und grifflos ist unter Teamgesichtspunkten alles andere als langweilig, meint

 

Dirk Biermann, Chefredakteur
d.biermann@kuechenplaner-magazin.de