15.12.2025

Studienreihe zur Küchenvermarktung: „Zubehör“ gewinnt

Das sogenannte Küchenzubehör treibt den Durchschnittspreis der Küche nach oben. Zu diesem Ergebnis kommen neu aufgelegte Studien der Unternehmensberatung Titze GmbH.

systemceram_solva80_milieu-2.jpg Die Küchenspüle war schon immer der Mittelpunkt der Küche, jetzt wird sie zusammen mit vielen weiteren Ausstattungselementen zum Umsatzgewinner für den Handel. Abbildung: systemceram-Messeneuheit „Solva 80“. Foto: systemceram

Foto: Titze

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Erstellt wurden diese Untersuchungen für die Produktgruppen Küchenspülen, Arbeitsplatten, Küchen- und Multifunktionsarmaturen sowie Dunstabzugshauben. Und das speziell für die Region D/A/CH. Die Region verfügt laut Titze über nahezu 103 Millionen Einwohner und bietet damit ein erhebliches Marktpotenzial mit hoher Kaufkraft. Ausgangspunkt war die Frage, wie Hersteller im Küchenumfeld bis zum Jahr 2030 erfolgreich bleiben und ihren Absatz weiter erhöhen können. Dabei kommt den Produkten aus dem weiten Feld des Küchenzubehörs eine besondere Bedeutung zu. Denn ihr Anteil am Küchenumsatz hat laut der jetzt veröffentlichten Studienreihe in den letzten zehn Jahren in D/A/CH von gut 14% auf über 19% zugenommen. Zeitgleich kamen aus diesen Marktsegmenten in den letzten Jahren die meisten Innovationen. Im Umkehrschluss zählen Holzteile und Elektrogeräte zu den „Verlierern“. Diese Entwicklung werde in der Fachwelt viel zu wenig wahrgenommen, resümiert die Unternehmensberatung Titze und kommt zu dem Schluss: „Die Marktanteile der einzelnen Bauteile einer Küche verschieben sich ganz offensichtlich zugunsten des sogenannten Küchenzubehörs.“

Separate Betrachtung
Ein weiteres Fazit der Unternehmensberatung lautet: „Es ist an der Zeit, dem gesamten deutschsprachigen Markt mehr Aufmerksamkeit zu widmen.“ Denn viele innovative Treiber des Marktes kommen aus der Region D/A/CH. „Das sind gute Voraussetzungen für einen dynamisch wachsenden Markt.“ Laut Titze ist die zunehmende wirtschaftliche und planerische Relevanz von Ausstattungskomponenten wie Spülen, Armaturen, Arbeitsplatten und Dunstabzügen – „sowohl im Handel als auch in der Industrie“ – Grund genug, die einzelnen Zubehörsegmente künftig getrennt, tiefenanalytisch und prognosebasiert bis 2030 zu untersuchen. Die nun erstellten Studien liefern Daten, Strukturanalysen und Marktprognosen, die Entscheidern in den Bereichen Vertrieb, Marketing und Produktentwicklung Orientierung geben sollen.

Küchenspülen in D/A/CH bis 2030
Der erste Teil der Studienreihe erschien im Juli 2025 und widmet sich dem Markt für Küchenspülen. Damit liegt laut Titze erstmals eine strukturierte Datenauswertung für alle drei Länder der D/A/CH-Region vor. Analysiert werden Marktentwicklungen, Herstelleranteile, Materialtrends und Vertriebswege. Die Studie zeigt, wie eingangs erwähnt, dass der Markt in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen ist. Dies ist auf eine steigende Nachfrage nach hochwertigen Materialien wie Keramik, Quarzkomposit und Edelstahl in neuen Farbvarianten zurückzuführen. Zudem verschiebe sich die Nachfrage zunehmend in Richtung kompletter Spülcenter-Lösungen, die Armaturen, Zubehör und funktionale Elemente integrieren. Laut Studie ist bis 2030 mit einem moderaten, aber stabilen Wachstum zu rechnen, wobei der Anteil designorientierter Lösungen weiter steigen dürfte.

Kernaussagen der Spülenstudie

  • Marktentwicklung: Der Inlandsmarkt für Küchenspülen in D/A/CH sinkt zwischen 2022 und 2024 um 3,5 % auf 409 Mio. Euro netto (Herstellerabgabepreise). Das entspricht einem Handelsvolumen von 1,068 Mrd. Euro brutto. Die Schweiz entwickelt sich stabiler als Deutschland und Österreich. Preissteigerungen dämpfen die Rückgänge bei den Stückzahlen.
  • Materialtrends: Composite-Spülen gewinnen weiter Marktanteile, allerdings mit etwas langsamerem Tempo bis 2030.
  • Design- und Nutzungstrends: Der Anstieg von Singlehaushalten führt zu kleineren Küchen und damit zu mehr Einzelbecken-Spülen, oft mit geringerer Tiefe.
  • Vertriebskanäle: Möbel- und Küchenhandel halten zusammen noch rund 63 % Marktanteil. 2015 waren es fast 71 %. Gewinner sind Onlinehandel (besonders stark in Deutschland) und Objektgeschäft (wachsend vor allem in der Schweiz).
  • Multi-Channel-Strategien: Großflächenanbieter agieren zunehmend kanalübergreifend: stationär präsent, online stark wachsend. Der Onlineanteil liegt im Schnitt bei etwa 15 %, Spitzenhändler erreichen 20–25 %.

Arbeitsplatten in D/A/CH bis 2030
Im August 2025 folgte die zweite Untersuchung zum Arbeitsplattenmarkt bis 2030, die ebenfalls deutliche Verschiebungen dokumentiert. Besonders auffällig sind die wachsende Vielfalt an Oberflächenmaterialien sowie die zunehmende Bedeutung nachhaltiger Fertigung. Neben Laminat und Quarz gewinnen Keramik, Kompaktplatten und Naturstein an Marktanteil. Der Trend geht laut Studie klar zu individuellen Lösungen mit hoher optischer Wertigkeit, die mit neuen Bearbeitungstechnologien und schlankeren Materialstärken verbunden sind. Zugleich zeichnen sich strukturelle Veränderungen in den Vertriebskanälen ab. Der Onlineanteil wächst, während der Fachhandel weiterhin als wichtigste Beratungsinstanz gilt. Für die Prognoseperiode bis 2030 erwartet Titze ein kontinuierliches Marktvolumen mit einer leichten Verschiebung hin zu Premiumsegmenten.

Kernaussagen der Arbeitsplattenstudie

  • Marktentwicklung: Der Inlandsmarkt für Arbeitsplatten in D/A/CH sinkt seit 2022 leicht um 1,9 % auf 564 Mio. Euro netto (Herstellerabgabepreise). Das entspricht einem Handelsvolumen von 1,439 Mrd. Euro brutto. Während die Schweiz wächst, verzeichnen Deutschland und Österreich Rückgänge. Preissteigerungen stabilisieren die Umsätze trotz sinkender Stückzahlen.
  • Material- und Designtrends: Holzwerkstoff bleibt führend, verliert jedoch Marktanteile. Deutlich zulegen Porzellankeramik, Naturstein und Quarzstein. Der Trend geht klar zu dünneren Arbeitsplatten – Stärken bis 30 mm legten seit 2022 um 9,5 Prozentpunkte zu.
  • Vertriebskanäle: Möbel- und Küchenhandel halten zusammen noch gut 79 % Marktanteil. Das Objektgeschäft wächst auf 10,2 %, während der Onlinehandel mit 5,9 % stagniert und sein Wachstumstempo deutlich verliert.

Armaturen in D/A/CH bis 2030
Der Markt für Küchen- und Multifunktionsarmaturen entwickelt sich in der Region D/A/CH widerstandsfähiger als viele andere Bereiche der Küchenbranche. Zu diesem Schluss kommt der dritte Teil der Studienreihe, der eine stabile bis leicht wachsende Entwicklung prognostiziert. 2024 lag die Inlandsmarktversorgung demnach bei 536 Mio. Euro netto, ein Zuwachs von 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Handelsvolumen summierte sich auf 1,352 Mrd. Euro brutto.
Hinter diesen Zahlen steht ein Markt, der sich über steigende Durchschnittspreise behauptet, obwohl die Stückzahlen zurückgehen. Rund 3,3 Millionen Armaturen wurden 2024 in D/A/CH verkauft. Das sind 6,7 Prozent weniger als 2022. Die Entwicklung verläuft in den drei Ländern unterschiedlich: Während sich die Schweiz weiterhin stabil zeigt, kämpft Deutschland mit stärkerem Preisdruck und höherem Rabattniveau.
Klar im Trend liegen die Multifunktionsarmatur. Ihr Anteil liegt 2024 bereits bei 16,3 Prozent am Gesamtmarkt und wird laut Titze bis 2030 auf über 22 Prozent steigen. Damit entwickeln sich Armaturen mit Zusatzfunktionen wie sprudelndem, gefiltertem oder kochendem Wasser vom Nischenprodukt zum neuen Standard. In der Markenlandschaft führt Quooker das Segment mit 59 Prozent Marktanteil an. Die Konkurrenz wächst jedoch, allen voran mit Blanco, Franke und Grohe. Allein in Deutschland bieten laut Titze 42 Anbieter Multifunktionsarmaturen mit den damit verbundenen Lösungen zur Wasserveredlung an.

Kernaussagen der Armaturenstudie

  • Der Wettbewerb ist breit gefächert. 158 Hersteller beliefern die Region, davon stammen 29,1 Prozent aus Deutschland. Hier sitzen zugleich die wichtigsten Marken: Grohe, Hansgrohe, Blanco, Franke, Villeroy & Boch und Schütte. Unter den internationalen Marken sticht Gessi als führender Anbieter hervor.
  • Die Studie weist auf eine zunehmende Materialdifferenzierung hin: farbig eloxierte Oberflächen sind die Gewinner, Edelstahl legt leicht zu, Chrom verliert merklich.
  • Der Küchenhandel bleibt mit 34,6 Prozent Marktanteil wichtigster Vertriebskanal, verliert aber leicht an Boden. Der Möbelhandel behauptet sich mit 25,2 Prozent, während Onlinehandel und Objektgeschäft kontinuierlich zulegen. Beide Kanäle sollen bis 2030 weiter an Bedeutung gewinnen.

Appell: Endkunden ernster nehmen
Die Unternehmensberatung Titze leitet aus ihren Marktanalysen diese Erkenntnisse ab: „Der Endkunde ist der entscheidende Faktor für die Küchen- und Möbelbranche, schließlich bezahlt er mit seinem Kauf das Einkommen der Mitarbeiter von Handel und Industrie. Dennoch wird er häufig nicht ausreichend ernst genommen. Es ist höchste Zeit, dass sich dies ändert. Weiteres Wachstum im Bereich Küchenspülen wird durch die optischen und funktionellen Wünsche der Endkunden angetrieben. Allerdings werden diese Wünsche zu selten erkannt und somit nicht konsequent umgesetzt.“ Jeder in der Möbelbranche wisse das, doch nur wenige Marktteilnehmer richteten ihr unternehmerisches Handeln konsequent danach aus, so Titze.
Zudem sieht die Unternehmensberatung Defizite in der Reihenfolge der Planung der Produktgruppen. Diese sei wenig förderlich. „Zuerst werden Holzmöbel und Elektrogeräte ausgesucht. Erst danach wird mit dem verbliebenen Etat das gewünschte Küchenzubehör mit dem Kunden besprochen. Dabei sind es gerade Küchenspülen, Arbeitsplatten, Dunstabzugshauben sowie Küchen- und Multifunktionsarmaturen, bei denen besondere Chancen für ein ‚Trading-Up‘ und höhere Verkaufspreise bestehen.“

Zwei weitere Studien
Zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe steht eine weitere Studie kurz vor der Veröffentlichung. Die Marktanalyse zu „Dunstabzugshauben bis 2030“ ist für den Dezember 2025 angekündigt. Laut Titze zeigt der Dunstabzugsmarkt eine zunehmende Technologiediversität: Kopffrei-, Mulden- und Kombi-Systeme prägen das Angebot, während Energieeffizienz und Geräuschreduktion als zentrale Kaufargumente gelten.

Umfang und Bezug
Die 377 Seiten starke Studie „Küchenspülen in D/A/CH bis 2030“ mit 286 Tabellen und Grafiken ist im Juli 2025 in deutscher Sprache erschienen. Die im August 2025 erschienene Studie „Arbeitsplatten in D/A/CH bis 2030“ umfasst 375 Seiten mit 272 Tabellen und Grafiken. Teil drei der Reihe, veröffentlicht Ende Oktober 2025, beleuchtet „Küchen- und Multifunktionsarmaturen in D/A/CH bis 2020“ und enthält auf 435 Seiten 307 Tabellen und Grafiken sowie konkrete Handlungsempfehlungen für Industrie und Handel. Der Preis der Studien beläuft sich jeweils auf 3.900 Euro zzgl. MwSt. Beim Bezug mehrerer Marktstudien aus dieser Serie sind Staffelpreise möglich.

www.titze-online.de


Völlig überhöhte Rabatte
Beleuchtet wurde der Küchenmarkt von der Unternehmensberatung Titze nicht allein in der Innenschau, sondern unter Berücksichtigung der globalen Entwicklung mit ihren bekannten Verwerfungen. Die Marktverschiebungen begannen im Jahr 2020 mit der Corona-Pandemie. Es folgten der Krieg in der Ukraine, Probleme in den Lieferketten, eine hohe Inflation und Zinsen sowie der damit verbundene deutliche Einbruch der Baufertigstellungen. Erschwerend kommt im laufenden Jahr 2025 die Diskussion über höhere Zölle durch die Wirtschaftsmacht USA hinzu. Die Folge ist eine wachsende Verunsicherung des Küchenmarktes. Titze sagt dazu: „Die Zeiten einer kontinuierlich positiven Entwicklung sind vorbei.“ Deshalb seien alle Unternehmen aus Industrie und Handel aufgefordert, ihre bestehende Positionierung zu hinterfragen und ihre Küchenprodukte am Markt attraktiver zu gestalten. Das funktioniere durchaus, wie die steigenden Durchschnittspreise für Küchen in den letzten Jahren, gerade auch in den deutschsprachigen Absatzmärkten, belegten, so Titze. Es mangele jedoch offensichtlich daran, Begehrlichkeit für eine neue Küche bei den Endkunden zu wecken. Dies drücke sich in stagnierenden oder sogar rückläufigen Verkaufszahlen in den letzten beiden Jahren aus. Dies ist im Grunde erstaunlich, ist doch viel „freies Geld“ am Markt verfügbar. Titze: „In Deutschland werden Küchen stattdessen mit völlig überhöhten Rabatten zu immer noch sehr niedrigen Preisen verkauft. Das führt zu weit unterdurchschnittlichen Verkaufspreisen für Küchen in Deutschland, betrachtet man die anderen Absatzländer wie Österreich und die Schweiz.“