11.09.2025

Klein, schnell und heiß geliebt

Airfryer sind mehr als ein Küchengerät. Für manche Konsumenten sind die kleinen Mini-Öfen pure Emotion und über alle Kritik erhaben. Was zur Frage führt: Konkurriert das Turbo-Heißluftgerät mit dem klassischen Backofen oder kann es ihn sinnvoll ergänzen?

XXL-Geräte mit 10 Liter Volumen (+/-) und flexiblen Nutzungsmöglichkeiten feuern den boomenden Airfryer-Markt zusätzlich. Auch der „DualBlaze TwinFry“ setzt auf diese Großzügigkeit. Foto: Cosori

Kaum ein Haushaltsgerät hat in den vergangenen Jahren so schnell eine treue Anhängerschaft gewonnen wie der Airfryer. Was zunächst als Nischenprodukt für gesundheitsbewusste Genießer startete, entwickelt sich zunehmend zu einem gefühlten Must-have der Küchenausstattung. Social Media beschleunigt den Erfolg: Millionenfach geklickte Rezepte und Erfahrungsberichte machen die Heißluft-Minis zum Gesprächsthema auf allen Kanälen. Die Begeisterung erinnert an den Thermomix-Boom, allerdings mit einer anderen Botschaft. Während der Thermomix für Alltagsentlastung und Kreativität steht, wird der Airfryer als Symbol für „Genuss ohne Reue“ gesehen: knusprige Kartoffelspalten, Backwaren, Gemüse, Fleisch oder Fisch – und alles mit deutlich weniger Fett. Eine eierlegende Wollmilchsau unter den Hausgeräten ist der Airfryer gewiss nicht, aber eins scheint klar: Trends dieser Größenordnung sind kein vorübergehendes Strohfeuer, sondern beeinflussen das Koch- und Konsumverhalten dauerhaft. Was auch die Küchenplanung berührt. Kunden, die mit strahlenden Augen von ihrem Airfryer erzählen, wollen keine Gegenargumente hören, sondern Unterstützung für ihr Lebensgefühl.

Überzeugende Ergebnisse
Doch was macht den Airfryer für viele Menschen zu einer Art Herzensgerät? Dafür gibt es mehrere Gründe. In erster Linie wirken die Versprechen „gesund, schnell, lecker, sparsam“. Hinzu kommt die Individualität. Vom Singlehaushalt bis zur Familie gibt es Modelle in verschiedenen Größen und mit diversen Funktionen bis zum Backen, Regenerieren und Dörren. Airfryer haben in der Tat nachweisbare Stärken wie schnelle Zubereitung, Energieeffizienz und einfache Reinigung. Snacks, Fleisch, Fisch oder sogar Gebäck gelingen besonders kross. Und das meist in 10 bis 20 Minuten. Die Reinigung ist dank herausnehmbarer Körbe und antihaftbeschichteter Oberflächen unkompliziert und in der Spülmaschine möglich (von Ausnahmen abgesehen). Die Beispielrechnung zur Energieeffizienz lautet so: 750 Gramm tiefgefrorene Pommes benötigen im Backofen etwa 1,25 kWh Strom. Bei 35 Cent je Kilowattstunde sind das 44 Cent. Der Airfryer benötigt nur 0,375 kWh. Das sind umgerechnet 13 Cent. Eine Ersparnis von über 70 Prozent. Allerdings auf Cent-Niveau. Bei täglicher Nutzung amortisiert sich ein 160-Euro-Gerät in etwa zweieinhalb Jahren oder rund 1000 Einsätzen. Wie diese Zahl eingeschätzt wird, ist sicher subjektiv.

Klare Grenzen
Gleichzeitig haben die Geräte Grenzen. Besonders mit den Mengen der zubereiteten Lebensmittel. Herkömmliche Airfryer-Standgeräte mit einem Fassungsvolumen von 5 Litern fassen kaum mehr als drei oder vier Handvoll Pommes oder einige Snack-Happen. Wie sich davon ganze Familien ernähren sollen, wie es manche YouTube-Videos suggerieren, bleibt schleierhaft.

Brücke zum Backofen
XXL-Geräte mit einem Fassungsvolumen von 10 Litern spielen da schon in einer anderen Liga und sind durchaus in der Lage, eine Brücke zum bewährten Backofen zu schlagen. Allerdings benötigen diese Geräte auch deutlich mehr Stellfläche auf der Arbeitsplatte. Im Gegensatz zum 5-Liter-Standardgerät lassen sie sich auch nicht so elegant verstauen. Hier besteht konkreter Beratungsbedarf: Wie lässt sich ein XXL-Airfryer so unterbringen, so dass er schnell erreichbar ist, aber nicht im Weg steht? Mögliche Ideen ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

  • ausziehbares Tablar
  • Schwenkbeschlag, der das Gerät aus dem Unterschrank heraus auf Arbeitsplattenniveau hebt
  • ein Platz auf der obersten Innenauszugebene im Unterschrank oder auf komfortabler Griffhöhe im Hochschrankauszug
  • auf dem Tablar eines Eckschrank-Liftes

Die XXL-Geräte bringen mit etwa 9 Kilo wahrnehmbar mehr auf die Waage als die kleineren 5-Liter-Varianten. Damit sind sie für die meisten Menschen noch transportabel, komfortabel ist die Herumtragerei aber sicher nicht.

Konkurrenz oder Ergänzung?
Doch wozu überhaupt der ganze Hype? Was kann ein Airfryer, was ein Backofen im Umluft- oder Heißluftmodus nicht kann? Schließlich bieten inzwischen immer weitere Hersteller Einbaubacköfen mit ausgeklügelter Heißluftverwirbelung oder spezieller Airfryer-Funktion an. Dann braucht es doch nur noch ein gelochtes Blech und schon kann die heiße Luft das Gargut von allen Seiten umschmeicheln und so für die begehrten krossen Garergebnisse sorgen. Und ein Einbaugerät beansprucht auch keinen zusätzlichen Platz auf der ohnehin notorisch zugestellten Arbeitsfläche.
Die wichtigste Antwort ergibt sich beim Blick in die Backröhren und Garkörbe. Ob fünf, zehn oder bis zu 78 Liter Garraum-Volumen mit Heißluft geflutet werden müssen, ist ein bedeutender Unterschied. Beim Vorheizen, beim Energieeinsatz, bei der Wirkung auf die Lebensmittel und bei der Garzeit. Der Airfryer nutzt seine kompakte Bauweise geschickt aus: Ein leistungsstarker Ventilator wirbelt heiße Luft in einem kleinen Garraum intensiv umher. Das schafft den charakteristischen Turboeffekt. Fakt ist aber auch (und so viel Realitätssinn sollten selbst begeisterte Airfryer-Enthusiasten bewahren): Backöfen sind mit ihrer gleichmäßigen Wärmeverteilung bei großen Mengen oder komplexen Backprojekten unschlagbar.

Zusätzlichen Umsatz erschließen
Die Beliebtheit der Airfryer liegt in der Kombination aus Tempo, Gesundheitsbewusstsein, Komfort, Niedrigenergieverbrauch und Social‑Media‑Inspiration. Sie adressieren moderne Wünsche nach schnellen, knusprigen, fettärmeren Speisen mit minimalem Aufwand. Für Verkaufs- und Planungsgespräche kann das bedeuten: die Begeisterung aufnehmen, aber Erwartungen realistisch lenken. Wie genau sind die Koch- und Ernährungsgewohnheiten der Kunden? Wie viele Portionen werden in der Regel zubereitet? Wie wichtig sind Volumen, kreative Flexibilität und kurze Garzeiten?
Airfryer bieten echte Vorteile, doch in den allermeisten Fällen als Ergänzung zum Backofen, nicht als Ersatz. Statt „Airfryer oder Backofen“ könnte die Formel also „Airfryer und Backofen“ lauten. Beide Geräte erfüllen unterschiedliche Bedürfnisse und können sich ideal ergänzen. Sollte also demnächst ein Kunde mit glänzenden Augen in höchsten Tönen vom Airfryer schwärmen, könnte die Reaktion lauten: „Ein wunderbares Gerät – und jetzt schauen wir mal, wie wir es am besten unterbringen können.“ Unter Umständen lässt sich sogar eine zusätzliche Umsatzquelle erschließen, indem das Airfryer-XXL-Update gleich im Warenkorb des Küchenfachhandels landet.

Dirk Biermann


Gesundheit im Blick
Wem in erster Linie eine gesunde und möglichst fettarme Ernährung wichtig ist, sollte den Airfryer nicht mit einem Backofen vergleichen, sondern konsequenterweise mit einer Fritteuse. Die kompakten Heißluftöfen benötigen deutlich weniger Öl als klassisches Frittieren. Studien zeigen, dass sich der Fettanteil je nach Produkt um bis zu 80, teils sogar 90% reduzieren lässt. Der Gesundheitsaspekt sollte jedoch nicht einseitig betrachtet werden: Pommes oder die meisten TK-Snacks bleiben kalorienhaltig, und bei hohen Temperaturen entsteht unabhängig vom Gerät Acrylamid, das nur in Maßen konsumiert werden sollte. Und zur Vollständigkeit: Die Zubereitung im Heißluftbackofen gilt ebenfalls als vergleichbar fettarm.


Der persönliche Eindruck
Nach losen Gerätekontakten im Familien- und Freundeskreis war klar: Es wird höchste Zeit, sich einen Airfryer aus nächster Nähe anzusehen. Sprich: Ein solches Gerät praktisch zu testen. Die Wahl fiel auf ein 10-Liter-XXL-Gerät. Konkret auf den Cosori „DualBlaze TwinFry CAF TF101S WEUR“. Kriterien für die Auswahl (nach ausführlicher Recherche) waren das großzügige Volumen, die teilbare Garkammer sowie die Funktionen „Sync Finish“ und „Match“. Unterschiedliche Speisen lassen sich damit in getrennten Zonen sogar mit unterschiedlichen Garmethoden zubereiten, aber so zeitlich aufeinander abstimmen, dass sie gleichzeitig fertig werden. Oder sie garen mit gleichen Einstellungen parallel. Die „Dual Blaze“-Technologie sorgt im Betrieb mit vier Heizspiralen (oben/unten je zwei) für eine gleichmäßige Hitze und knusprige Ergebnisse ohne Wenden. Die Hersteller-App (VeSync) ermöglicht die Steuerung und die Rezeptauswahl aus der Ferne via Smartphone oder Tablet. Im Vergleich zu anderen Airfryern dieser Klasse ist das XXL-Gerät von Cosori leistungsstark (2800 Watt) und verbraucht entsprechend mehr Strom. In der Heißluftfunktion arbeitet es mit Temperaturen zwischen 35 und 250°C. Neben der obligatorischen Heißluftfunktion bietet das Gerät die Funktionen Rösten, Backen, Grillen, Regenerieren und Dörren. Dabei arbeitet es mit Ober- und Unterhitze. Bei Gehäusemaßen von 51,8×31,3x33,8 cm (B/H/T) braucht es einen geeigneten Stellplatz auf der Arbeitsfläche oder eine clevere Stauraumoption. Die Standfestigkeit ist dank Rutschsicherung hoch. Ein weiterer Pluspunkt: die Reinigung in der Spülmaschine (spülmaschinenfest) ist möglich.
Unser Testfazit: Der Cosori „DualBlaze TwinFry“ sieht chic aus und kann mit stabil guten Ergebnissen und einer ausgesprochen einfachen Bedienung überzeugen. Besonders praktisch ist die Flexibilität. Der große Garraum bietet genügend Raum für mittelgroße Mengen an Kartoffeln, Gemüse oder auch ein ganzes Huhn. Die Garkammer lässt sich mit einem Einsteckblech trennen und mit unterschiedlichen Betriebsmodi parallel nutzen. Gerade für Gemüse-Vielesser und kreative Rezepte-Tester ist es mit dieser Flexibilität ein prima Ergänzungsgerät zum Einbaubackofen. Es benötigt mit seiner wahrnehmbaren Präsenz aber am besten einen festen Platz auf der Arbeitsfläche. Oder noch besser: eine clevere Stauraumoption. Transparenzhinweis: Der „DualBlaze TwinFry CAF TF101S WEUR“ wurde der Redaktion von der Firma Cosori als Testgerät kostenfrei zur Verfügung gestellt. Unsere Einschätzung ist davon aber unabhängig. Da wir es in der Redaktion über die Testphase hinaus nutzen werden, haben wir den Gegenwert an die Hilfsorganisation „Aktion Deutschland hilft“ gespendet. (dib)