Besser dämmen als verbrennen

Michael Betz, COO Nord-Ost-Europa bei Sonae Arauco. Foto: Sonae Arauco
Die von der Umweltorganisation Fern veröffentlichte Studie „The heat is on“ vergleicht zwei Nutzungsarten von Holz am Beispiel Deutschlands: als Dämmstoff im Bau oder als Brennstoff in Form von Pellets. Das Ergebnis fällt eindeutig aus. Über 35 Jahre verbraucht die Dämmung neunmal weniger Holz und verursacht 21-mal weniger Treibhausgase bei vergleichbarem thermischem Nutzen.
Laut den Forschern der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften verbessert die Verwendung von Holz zur Dämmung auch die Luftqualität und senkt gesundheitliche Risiken. Trotzdem ist der Dämmstoffeinsatz bei aktuellen Preisen nach 70 Jahren noch um 16 Prozent teurer als das Heizen mit Holz.
Sonae Arauco sieht sich bestätigt
„Die Studie unterstreicht, dass es nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa von größter Bedeutung ist, die Verwendung von Holz zu überdenken“, sagt Michael Betz, COO Nord-Ost-Europa bei Sonae Arauco. Holzfaserdämmstoffe wie Agepan speicherten CO₂ über den gesamten Lebenszyklus. Für 2025 geht das Unternehmen von einer CO₂-Speicherung von rund drei Millionen Tonnen aus. Ein erheblicher Teil der Produkte könne recycelt und dem Produktionsprozess wieder zugeführt werden.
EU-Gesetzgebung stärkt Kaskadennutzung
Die RED III-Richtlinie der EU gibt vor, Holz zuerst stofflich und hochwertig zu nutzen – etwa für Bau und Dämmung –, bevor es zur Energiegewinnung eingesetzt wird. Auch die Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) unterstützt diesen Ansatz. Ziel ist ein klimaneutraler Gebäudebestand bis 2050.
Die Autoren der Studie, Maximilian Schulte und Ragnar Jonsson, schlagen vor, Subventionen für Bioenergie umzuwidmen. Statt die Verbrennung zu fördern, solle die Dämmung unterstützt werden. Das senke Emissionen und helfe der Bevölkerung beim energieeffizienten Umbau ihrer Häuser.
Kommentar: Vom Heizwert zum Mehrwert
Die Fern-Studie bringt es auf den Punkt: Wer Holz verbrennt, verheizt auch sein klimapolitisches Potenzial. Die Zahlen sind deutlich, die Schlussfolgerung unausweichlich. Holz muss stofflich genutzt werden, bevor es in Flammen aufgeht. Und doch fehlt es bislang an marktwirksamer Lenkung.
Dass Dämmstoffe aus Holz langfristig mehr CO₂ einsparen und dabei gesundheitlich unbedenklich sind, ist wissenschaftlich belegt. Dass sie sich wirtschaftlich nicht durchsetzen, liegt an falschen Anreizen. Subventionen für Bioenergie, die mit Nachhaltigkeit begründet werden, laufen hier ins Leere – zumindest, wenn sie bessere Lösungen verdrängen.
Die EU hat mit der RED III-Richtlinie und der Gebäuderichtlinie klare Prioritäten gesetzt. Doch zwischen Gesetzestext und Baustelle klafft eine Lücke. Der Umbau braucht nicht nur politische Zielbilder, sondern gezielte Unterstützung für diejenigen, die Holz in seiner besten Form nutzen: als Baustoff, Dämmmaterial, Kohlenstoffspeicher.
Die Fern-Studie wurde im Februar 2025 veröffentlicht und ist unter https://www.fern.org/publications-insight/the-heat-is-on/ abrufbar.