Stabilere Auftragslage

Von einem echten Aufschwung ist die Küchenmöbelindustrie noch entfernt, aber immerhin hat sich die Auftragslage stabilisiert. Foto: LEICHT
Die deutschen Küchenmöbelhersteller haben in den ersten sieben Monaten dieses Jahres laut amtlicher Statistik rund 3,3 Milliarden Euro umgesetzt und damit fast das Vorjahresniveau erreicht (minus 1,2 Prozent). Im Monat Juli zog der Umsatz um knapp 5 Prozent auf rund 428 Millionen Euro an. „Nach den Umsatzrückgängen in den vergangenen beiden Jahren sehen wir mittlerweile Anzeichen einer Erholung, auch wenn das Marktumfeld herausfordernd bleibt“, berichtete Jan Kurth, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Küchenmöbelindustrie e.V. (VdDK), auf der Jahres-Wirtschaftspressekonferenz im Ausstellungszentrum Architekturwerkstatt in Löhne. Die Auftragslage der Branche habe sich im Jahresverlauf zunehmend stabilisiert. Laut Verbandsstatistik übertraf der wertmäßige Auftragseingang der deutschen Küchenmöbelindustrie von Januar bis August dieses Jahres das Vorjahresniveau um rund 2,6 Prozent.
Exportquote liegt jetzt bei 46 Prozent
Im Inland verzeichneten die 46 deutschen Küchenmöbelhersteller mit ihren rund 17.700 Beschäftigten in den ersten sieben Monaten dieses Jahres einen Umsatz von knapp 1,8 Milliarden Euro, ein Minus von 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie Kurth erläuterte. Der Auslandsumsatz gab um 1 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro nach. Mit einer Exportquote von 46 Prozent ist die Küchenmöbelindustrie deutlich stärker im Ausland engagiert als die deutsche Möbelindustrie insgesamt (Exportquote: 34 Prozent).
Schwach in Frankreich, stark in den Niederlanden
Die Entwicklung auf den wichtigsten europäischen Absatzmärkten verlief im Zeitraum Januar bis Juli 2025 uneinheitlich. Bei den Küchenmöbelausfuhren in das wichtigste Exportland Frankreich kam es zu einem Rückgang von 4,3 Prozent auf 337 Millionen Euro. Einbußen gab es auch bei den Lieferungen nach Belgien (minus 0,9 Prozent), in das Vereinigte Königreich (minus 0,1 Prozent) und nach Tschechien (minus 3,7 Prozent). Zuwächse gelangen dagegen bei den Exporten in die Niederlande (plus 6,6 Prozent), nach Österreich (plus 2 Prozent), in die Schweiz (plus 4 Prozent) und nach Spanien (plus 10,9 Prozent), wo derzeit der Wohnungsbau floriert.
Starker Rückgang in China und den USA
Auf den beiden wichtigsten außereuropäischen Absatzmärkten, China und den USA, entwickelte sich der Absatz stark rückläufig. So sanken die Lieferungen nach China, dem achtgrößten Auslandsmarkt, um 26,6 Prozent auf rund 28 Millionen Euro. „Der Wettbewerb auf dem chinesischen Markt hat vor dem Hintergrund des eingetrübten konjunkturellen Umfeldes erheblich zugenommen. Sowohl die privaten Konsumausgaben als auch die gesamte Baukonjunktur stehen nach wie vor unter Druck”, stellte Kurth fest.
In den Vereinigten Staaten musste die deutsche Küchenmöbelindustrie einen Rückgang ihrer Ausfuhren um 17,4 Prozent auf 26 Millionen Euro hinnehmen. Nach Einschätzung des Verbandsgeschäftsführers zeigten sich hier bereits die Unsicherheiten infolge der amerikanischen Zollpolitik, auch wenn die US-Zölle auf EU-Einfuhren in Höhe von 15 Prozent erst seit 7. August 2025 in Kraft sind. In einer Verbandsumfrage gaben rund 80 Prozent der befragten Küchenmöbelproduzenten an, infolge der US-Zölle mit einem Rückgang ihrer Exporte in die Vereinigten Staaten zu rechnen. Gleichwohl wollen 80 Prozent der befragten Betriebe ihre Investitionen in das US-Geschäft stabil halten. Zum fünften Mal in Folge organisieren die Verbände der deutschen Möbelindustrie gemeinsam mit der AMK einen vom Bund geförderten deutschen Gemeinschaftsauftritt auf der wichtigsten amerikanischen Küchenfachmesse KBIS, die vom 17. bis 19. Februar 2026 in Orlando, Florida, stattfinden wird. Weiterhin kaum eine Rolle spielen unterdessen Küchenmöbelimporte nach Deutschland. Von Januar bis Juli 2025 beliefen sich die Einfuhren auf lediglich 98,7 Millionen Euro. Die wichtigsten Lieferländer stellen Polen, Italien, Litauen und Österreich dar.
„Anlass zu vorsichtigem Optimismus“
Für das Gesamtjahr 2025 prognostizierte Kurth für die deutsche Küchenmöbelindustrie einen Umsatz auf dem Vorjahresniveau von rund 5,6 Milliarden Euro. Anlass zu vorsichtigem Optimismus böten etwa die gestiegenen Realeinkommen der Verbraucherinnen und Verbraucher und die damit verbundene Erwartung, dass aufgeschobene Küchenkäufe in naher Zukunft umgesetzt werden. „Auch das Investitionsprogramm der öffentlichen Hand und der Bau-Turbo versprechen Impulse, wenngleich es noch dauern wird, bis diese Maßnahmen zu mehr neuen Wohnungen und damit mehr Einrichtungsbedarf führen.“ Der stockende Wohnungsneubau setze der Branche stark zu. Unter der Regie des VdDK haben sich daher seit Jahresbeginn zahlreiche Partner aus den Bau-, Möbel- und Einrichtungsbranchen zur Initiative „Deutschlands heimische Wirtschaftskraft“ zusammengetan, um auf politische Impulse für mehr Wohnungsbau zu drängen. Die Küchenmöbelindustrie sei aber nicht nur vom Neubau abhängig, sondern könne auch vom Bauen im Bestand profitieren, sagte Kurth.
Darüber hinaus verwies er auf die zunehmende Bedeutung des eigenen Zuhauses. „In einer Welt voller externer Unruhe wird das Heim mehr denn je zum Rückzugsort, zum Ort der Sicherheit, Geborgenheit und persönlichen Entfaltung.“ Damit steige die Bereitschaft, in die eigenen vier Wände zu investieren. Die mit ihren hocheffizienten Werken bestens aufgestellte Küchenmöbelindustrie habe daher viele Gründe, optimistisch in die Zukunft zu blicken.
Blick auf die Küchentrends
Mit Blick auf das Design der Küchen befinden sich laut Möbelverband besonders die beigen und grünen Farbwelten stark im Kommen, wie eine Verbandsumfrage unter den Mitgliedsunternehmen ergeben hat. Weiterhin beliebt sind auch Weiß, Grau- und Blautöne, während der Trend zum Schwarz etwas abzuebben scheint. „Gemäß dem Wunsch nach viel Wohnlichkeit sind die warmen und hellen Farben stark angesagt“, berichtete Pressesprecherin Christine Scharrenbroch. Gerne werden sie – meist in matter Ausführung – mit Holz kombiniert. Für eine gemütliche Atmosphäre halten zudem organische Formen Einzug in die Küche, etwa in Form abgerundeter Schrankecken.
Weiter stark im Trend liegen Schrankfronten mit Rillenstruktur. Als Materialien für die Fronten befinden sich vor allem Echtholzfurnier, Schichtstoff, Melaminharz, UV-Lack, Acryl, Linoleum und Massivholz weiter auf dem Vormarsch. Bei den Küchenarbeitsplatten gewinnen derzeit Keramik, Naturstein und Quarzkomposit stark an Beliebtheit.
In der Gunst der Kundinnen und Kunden weit oben stehen weiterhin der minimalistisch-moderne Designstil mit seinen klaren Linien, meist grifflosen Fronten und dünnen Arbeitsplatten sowie der moderne Landhauslook mit den charakteristischen Rahmenfronten. Stark im Kommen befindet sich zudem der Japandi-Stil, eine Mischung aus japanischen und skandinavischen Designelementen. Kennzeichnend sind eine reduzierte Formensprache, natürliche Materialien, Erdtöne und filigrane Rahmenfronten. Darüber hinaus setzen die deutschen Küchenmöbelproduzenten immer stärker auf raumübergreifende Einrichtungskonzepte und bieten Lösungen für den Ess- und Wohnbereich, für Hauswirtschaftsräume, Flure und auch Badezimmer an.