„Nicht zu hoffen gewagt“
Geprägt war das Jahr 2020 auch bei Hettich in Kirchlengern von einem Wechselbad der Gefühle. Dem starken Nachfrageeinbruch im 2. Quartal folgte ab Sommer der komplette Richtungswechsel. Vor allem die starke Küchenindustrie füllte die Auftragsbücher. Umsatzfördernd waren zudem die Themen Homeoffice und Heimwerken sowie der Fokus auf ein gemütliches Zuhause generell. In Summe erwirtschaftete das Unternehmen 1,066 Mrd. Euro. Das sind zwar 2,4 % weniger als 2019, aber laut Hettich dennoch ein großer Erfolg. „Das hätten wir nach dem Knick im 2. Quartal nicht zu hoffen gewagt“, brachte Jana Schönfeld die offizielle Einschätzung bei Bekanntgabe der Bilanzzahlen auf den Punkt. Rund 30 % des Umsatzes wird in Deutschland erwirtschaftet, 70 % international. Präsent ist Hettich weltweit: mit 24 Tochtergesellschaften und sechs Produktionsstandorten. Die Unternehmensgruppe beschäftigt 6600 Mitarbeiter, davon mehr als 3500 in Deutschland – und davon wiederum 224 Auszubildende. Als Wertschätzung und Anerkennung für den hohen persönlichen Einsatz in dem besonderen Jahr 2020 erhielt jeder Mitarbeiter am Jahresende eine Corona-Prämie in Höhe von 1.000 Euro.
72 Mio. Euro investiert
Die Investitionen beliefen sich im Jahr 2020 auf 72 Mio. Euro. Laut Sascha Groß, neben Jana Schönfeld zweiter gleichberechtigter Geschäftsführer der Hettich Holding, wurde unter anderem ein neuer Produktionsstandort in Indore/Indien eröffnet („lokale Produkte für den lokalen Markt“) sowie in Kirchlengern eine neue Halle für die Fertigung der Auszug-Plattform „AvanTech You“.
Eine weitere größere Investition wird erst die Bilanz 2021 prägen. Denn nach einem Großbrand am 11. Februar 2021 muss die gesamte Galvanik am Standort Berlin neu aufgebaut werden. Einen genauen Zeitplan konnten die Geschäftsführer dafür noch nicht benennen. Allerdings betonten sie, dass die vorhandenen Kapazitäten inzwischen wieder die Bestellungen abdecken. Dafür werden bestehende Kapazitäten restlos genutzt. Hinzu kommen neue Lieferanten. „Wir hatten noch Glück im Unglück“, betonte Sascha Groß. Trotz der erheblichen Schäden sei es glücklicherweise zu keinen Personenschäden gekommen.
Chancen und Risiken
Der Stellenwert von Zuhause, mehr Heimwerken, mehr Homeoffice oder Mobileoffice und besonders die große Lust auf Küche und Kochen – diese Trends haben Hettich eine starke zweite Jahreshälfte 2020 beschert. Auch 2021 werden diese Entwicklungen nach Einschätzung der Geschäftsleitung den Weg vorgeben. Was die Verantwortlichen positiv stimmt und zuversichtlich nach vorn blicken lässt, wie Beiratsvorsitzender Dr. Andreas Hettich zusammenfasst. Parallel dazu treibt die Verknappung beim Rohstoff Stahl den Verantwortlichen Sorgenfalten auf die Stirn. Und die damit verbundenen Preisschwankungen. Diese „signifikant gestiegenen Einkaufskosten“ wird das Unternehmen an den Markt weitergeben, kündigte Uwe Kreidel an. „Wir machen das mit Augenmaß, aber wir werden es tun müssen, dafür sind die Kosten einfach zu bedeutend“, so der Geschäftsführer der Hettich Marketing und Vertriebs GmbH & Co. KG auf Nachfrage. Auch Kreidel sieht die Unternehmensgruppe gut aufgestellt. Dafür stehe das dynamische Zusammenspiel der Faktoren „Produktinnovationen“, „partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten“ sowie „nachhaltige Wertschöpfung“.
HettichXperiencedays 2021
Aktuell gestartet wurde das hybride Messe- und Präsentationskonzept „HettichXperiencedays“. Über mehrere Wochen erhalten Kunden auf dieser digitalen Plattform und zusätzlich auch offline neue Ideen zu den großen Megatrends „Urbanisierung“, „Individualisierung“ und „New Work“. Wer sich als Fachbesucher auf dem Webportal xdays.hettich.com online registriert, kann sich ein individuelles Präsentations- und Veranstaltungsprogramm zusammenstellen – und dies zeitlich flexibel nutzen.