27.08.2025

Küchenumsätze haben sich wieder gefangen

Die deutsche Möbelindustrie kämpft weiter mit Umsatzrückgängen. Im ersten Halbjahr 2025 sank der Inlandsumsatz deutlich, während das Exportgeschäft differenzierte Entwicklungen zeigt. Das geringste Minus fährt die Küche ein.

Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutsche Möbelindustrie, berichtet in Köln über die Geschäftsentwicklung der Branche. Foto: VDM

Laut amtlicher Statistik erzielten die deutschen Möbelhersteller von Januar bis Juni 7,9 Mrd. Euro. Das ist ein Rückgang um 5,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders der Heimatmarkt schwächelte mit minus 6,2 Prozent (5,2 Mrd. Euro). Im Ausland waren die Einbußen mit 2,9 Prozent geringer (2,7 Mrd. Euro). Die Exportquote stieg leicht auf 34,1 Prozent.
Am besten behauptete sich die Küchenmöbelindustrie: Mit minus 2 Prozent auf 2,9 Mrd. Euro blieb sie vergleichsweise stabil. Auch beim Auftragseingang zeichnet sich in diesem Branchenzweig eine Stabilisierung ab. Polstermöbel gaben dagegen um 8 Prozent nach, Matratzen sogar um fast 19 Prozent.
 
Ursachen: Konsumklima, Wohnungsbau, Bürokratie
„Unsere Branche sieht sich weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gegenüber: international aufgrund der vielfältigen Auswirkungen der US-Zollpolitik, vor allem aber auf dem Heimatmarkt“, erklärte Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie, bei der Jahres-Pressekonferenz in Köln.
Neben dem schwachen Konsumklima belaste auch der rückläufige Wohnungsbau. Zwar gebe es mit dem „Bau-Turbo“ der Bundesregierung positive Ansätze, doch ohne aufgestockte Förderprogramme blieben die Impulse unzureichend. Wachsende Bürokratie verschärfe die Situation zusätzlich. Etwa durch die EU-Entwaldungsverordnung, die Nachweispflichten über eine entwaldungsfreie Lieferkette fordert. Für deren Umsetzung entstünden den Möbelherstellern sechsstellige Kosten und hoher Personalaufwand.
 
Außenhandel: Chancen und Risiken
Die Exportmärkte zeigen ein gemischtes Bild. Während Frankreich, Österreich und das Vereinigte Königreich Rückgänge meldeten, wuchsen die Lieferungen nach Spanien, Italien und der Schweiz. Auch in die USA legten die Ausfuhren um 3,7 Prozent auf 132 Mio. Euro zu. Doch die Aussicht ist getrübt: 85 Prozent der Unternehmen erwarten Belastungen durch die US-Zölle von derzeit 15 Prozent. Kurth warnte: „Für neue Verunsicherung sorgt die Ankündigung von Donald Trump, höhere Zölle auf Möbelimporte prüfen zu wollen.“
Gleichzeitig drängen infolge der US-Zollpolitik chinesische Möbel stärker auf den deutschen Markt. Im ersten Halbjahr stiegen die Einfuhren aus China um 25 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro. Insgesamt wuchs der Importanteil auf knapp 60 Prozent – ein Rekordwert.
 
Verhaltener Optimismus
Trotz aller Belastungen sieht der Verband im Herbst Chancen auf Belebung. Erfahrungsgemäß rücke nach der Urlaubszeit das Zuhause stärker in den Fokus. „Die steigenden Realeinkommen werden unserer Einschätzung nach dazu beitragen, dass aufgeschobene Möbelkäufe dann auch getätigt werden“, so Kurth. Für das Gesamtjahr 2025 rechnet die Branche mit einem Minus von rund 3 Prozent – weniger dramatisch als 2024 mit minus 7,8 Prozent.
 
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Auf einen Blick

  • Umsatz der deutschen Möbelindustrie im 1. Halbjahr 2025: 7,9 Mrd. Euro (–5,1%), Küchenmöbel relativ stabil mit –2%.
  • Belastungen durch schwaches Konsumklima, Wohnungsbaukrise, Bürokratie und US-Zölle.
  • Importdruck steigt: Möbelimporte legten um 15% zu, Importanteil nun fast 60%.