27.06.2025

Die interzum 2025 war intensiv und lebendig. Teils turbulent, aber niemals überbordend. Das Fazit der Aussteller klingt vielstimmig positiv. Dabei zeigte die Messe auf, wie wichtig ein Miteinander ist. Bei allem gesunden Wettbewerb.

Dirk Biermann, Chefredakteur KÜCHENPLANER.

Liegt es am top-modernen Messestandort? An der hervorragenden Infrastruktur? Oder an der geselligen Lebensart der Gastgeber? Es gibt sicher viele Gründe, warum die interzum in Köln als Leitmesse für den Möbelbau und das Interior-Design weltweit den Ton angibt. Der wohl wichtigste lautet: Weil sich einige führende Unternehmen der Branche bewusst dafür entschieden haben, dass es so sein soll. Zusammen mit der Koelnmesse zieht man an einem Strang und betreibt ein effizientes globales Besuchermanagement. Mit deutlichen Erfolgen bei den Gästezahlen, die bis zur Coronazäsur von Jahr zu Jahr stiegen. Analog zur Zahl der Aussteller und der belegten Messefläche. Im Rausch des Wachstums gerieten irgendwann sogar die Jahre nach der Jahrtausendwende in Vergessenheit, als von einem gemeinsamen Anliegen noch keine Rede sein konnte und Wasserbälle und Campingmobiliar die Lücken zwischen den Messeständen kaschieren sollten. Veranstalter und Aussteller waren jedenfalls begeistert. Schließlich sind Besucherzahlen das Erfolgsbarometer jeder Ausstellung.

Vertrauen war schnell wieder da
Das war die Situation vor Corona. Dann kam die Pandemie und überrollte das Messewesen. Nach schmerzhaften Jahren mit der Suche nach neuen Konzepten, kurzfristigen Absagen und umfangreichen Investitionen in eine Online-Plattform, von der niemand weiß, ob es sie heute noch gibt, hieß es auch für die Koelnmesse: endlich wieder aufstehen, Staub aus den Klamotten schütteln, Krone richten, weitermachen. Während dies im Einrichtungsbusiness mit der imm cologne bislang nicht wie gewünscht läuft und das neue Premium-Format idd cologne noch der Premiere entgegenfiebert, war ein Großteil der Zulieferer schnell bereit, „ihrer“ interzum wieder Vertrauen zu schenken. Schon 2023 brummte es in den Kölner Messehallen vernehmlich. Die Statistik der interzum 2025 dokumentiert ähnliche Kennzahlen. 1.616 Aussteller aus 57 Ländern zeigten vor wenigen Wochen in Köln Ideen, Produkte und Services. Zweifelsfrei ein Erfolg angesichts der schwierigen konjunkturellen Lage hierzulande und in vielen Teilen der Welt. Und doch ist selbstverständlich nicht alles rosarot. Zur Wahrheit gehört auch, dass die Lücken im Ausstellerverzeichnis unübersehbar sind. Und mit Unternehmen wie Grass, Kaindl, Pfleiderer, Surteco, Sonae Arauco oder Continental überaus prominent.

Vielstimmig positiv
Trotzdem fällt das aktuelle Fazit vielstimmig positiv aus. Der zusammenfassende Tenor lautet: Die interzum 2025 war intensiv und lebendig. Teils turbulent, aber niemals überbordend. Rund 60.000 Fachbesucher zählten die Veranstalter an den vier Messetagen. Zum Vergleich: 2023 waren es 62.000 und 2019 sogar 74.000. Das bedeutet aber nicht, dass die Aussteller in diesem Jahr deutlich weniger Kundenkontakt hatten, sondern dass die jeweiligen Besuchergruppen je Kunde oft kleiner ausfielen als in der Vergangenheit. Um Reisekosten zu sparen. Oliver Freese, Geschäftsführer der Koelnmesse, drückt es in seinem Messefazit so aus: „Die Rückmeldungen aus den Gesprächen mit unseren Ausstellern bestätigen: Die Besucherqualität auf der Messe war durchweg herausragend – der fachliche Austausch fand auf höchstem Niveau statt. … Gemeinsam mit einer engagierten Branche schaffen wir hier Veranstaltungen mit weltweiter Strahlkraft.“ Aus dem Kreis der Aussteller sind ähnliche Aussagen zu hören. Mit doppeldeutiger Prägnanz formulierte es Philipp Blum: „Das Miteinander ist die beste Alternative.“

Die Richtung aufgezeigt
Wer Aussagen wie diese für Floskeln hält, irrt gewaltig. Sie sind aktueller denn je. Denn dass sich die Welt gerade so überaus kompliziert und besorgniserregend anfühlt, kommt nicht von ungefähr. Es ist menschengemacht und resultiert aus politischen und wirtschaftlichen Kräften in Ost und West, die das Miteinander zugunsten der eigenen Interessen und Anschauungen mit allen Mitteln bekämpfen. Sie führen Krieg. Physisch, wirtschaftlich, digital, religiös, sozial. Und damit gegen alles, was uns verbindet. Gegen das, an dem wir in der Vergangenheit gewachsen sind und an dem wir weiter wachsen können. Die interzum hat erneut gezeigt, dass ein Miteinander trotz natürlichen Wettbewerbs gelingen kann und wie wertvoll das ist.
 
Dirk Biermann