Damit kein Schimmel droht
Wenige Themen werden in der Branche so kontrovers diskutiert wie die Frage des Dunstabzugs. Bis vor etwa 20 Jahren ging es vergleichbar übersichtlich zu. Abluft oder Umluft, lautete die wichtige, aber letztlich einfache Frage. Grundsätzlich ist sich die Fachwelt einig, dass die Abführung der Kochdünste über einen ausreichend groß dimensionierten und strömungstechnisch optimierten Abluftkanal und einen energieeffizienten Mauerkasten nach außen, die meisten Vorteile bietet. So wird die Raumluft effektiv von Gerüchen, Fetten, Staub und diversen anderen Partikeln befreit. Auch die Feuchtigkeit im Innenraum ist bei der Abluftführung kein Thema. Doch nicht immer ist diese Art der Planung möglich oder gewünscht. Die vorausschauende Neubauplanung bietet noch die meisten Möglichkeiten. Etwa mit der Verlegung der Luftkanäle im Estrich oder unter der Kellerdecke. Bei der Küchenerneuerung im Bestand oder in Mietwohnungen ist der Spielraum deutlich geringer.
Erweiterte Fragestellung
Die Ausgangsfrage „Abluft oder Umluft?“ ist nach wie vor relevant (der Vollständigkeit halber: Sie kann auch mit einer Hybridlösung beantwortet werden), aber mit der massenhaften Verbreitung des Dunstabzugs nach unten, per Kochfeldabzug oder Downdraft-System, geht es zusätzlich um den Komplex der geführten, teilgeführten oder ungeführten Umluft. Mit anderen Worten: Werden im Falle der Umluftplanung die abgesaugten Kochdünste direkt in den Unterschrank oder bei der Zeilenplanung in den Spalt zwischen Möbel und Raumwand geblasen (ungeführt)? Oder durch ein geschlossenes Kanalsystem in den Möbelsockel geleitet (teilgeführt)? Oder vollständig durch den Küchensockel und über die passende Ausblasöffnung in der Sockelblende zurück in den Küchenraum (geführt)?
Strukturierte Anleitung
Was davon sinnvoll oder notwendig ist und was nicht, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die AMK stellt in ihrer Entscheidungshilfe jedoch sinngemäß fest: Entscheidend für den reibungslosen Umluftbetrieb eines Dunstabzugs nach unten ist das Zusammenspiel von Wrasenführung, Planungsvariante (Insel oder Zeile) und Gebäudezustand (Gebäude-/Geschossdeckendämmung). Denn die Physik lässt keine Zweifel, dass es generell schwierig wird, wenn warme, feuchte Luft auf eine kalte Außenwand oder einen kalten Fußbodenbelag trifft. Bei Gebäuden, die vor 1995 errichtet wurden, sind diese problematischen Bedingungen verbreitet, weil die Dämmung von Außenwänden und Geschossdecken noch keine große Rolle spielte. Ist der Unterschied zwischen Raum- und Wandtemperatur jedoch zu groß, können Staunässe, Fettablagerungen und Schimmel die Folge sein. Mit ungünstigen Auswirkungen auf die Gesundheit der Bewohner, auf das Mobiliar und gegebenenfalls auf die Bausubstanz. Diese Folgen müssen nicht zwangsläufig eintreten, aber es besteht ein Risiko. Dies zu ignorieren, erscheint nicht ratsam.
Stimmen Planung und Montage?
Für die planenden Fachleute im Handel und im Küchenverkauf können diese Zusammenhänge zu einer unübersichtlichen Situation führen, die auch eine haftungsrechtliche Relevanz hat. Denn sollte der Kunde nach einiger Zeit Feuchteschäden oder Schimmelbildung reklamieren, rücken neben dem Lüftungs- und Heizverhalten der Nutzer und den Produkteigenschaften der Geräte auch Planungs- und Montageaspekte in den Fokus der Ursachenforschung der Sachverständigen. Die im September 2024 veröffentlichte Entscheidungshilfe der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche (AMK) setzt hier vorausschauend an und gibt dem Küchenfachhandel eine grundlegende Orientierung. Sie bietet eine kompakte und strukturierte Anleitung zur Systemauswahl unter Berücksichtigung der räumlichen Gegebenheiten und der Planungssituation.
Relevante Aspekte werden dabei miteinander in Beziehung gesetzt: Ist der Dunstabzug Teil einer Kochinsel oder einer Küchenzeile? Befindet er sich an einer Innenwand oder an einer Außenwand? Ist die Außenwand isoliert oder nicht? Ist eine Fußbodenheizung vorhanden? Ist die Geschossdecke gedämmt oder befindet sich unter der Küche ein beheizter Raum? Bei der Einstufung des Gebäudezustands kann laut AMK das Baujahr hilfreich sein. Wurde das Gebäude vor oder nach 1995 gebaut?
Das Nutzungsverhalten beeinflussen
Zusammenfassend ist festzuhalten: Die Ausarbeitung der AMK ist wörtlich als nützliche und wichtige Entscheidungshilfe im Zusammenhang mit der jeweiligen Raum- und Planungssituation zu verstehen und nicht als Empfehlung für ein bestimmtes System. Die in diesem Beitrag angesprochenen möglichen Auswirkungen auf die Raumlufthygiene, die Möblierung und die Bausubstanz werden in den Fußnoten der Übersicht angesprochen, aber nicht im Detail ausgeführt. Es wird jedoch auf das wichtige Nutzungsverhalten im laufenden Betrieb hingewiesen, für das Küchenkäufer im Verkaufs- und Planungsgespräch sensibilisiert werden sollten. Stichwort Nachlaufaktivierung. In den Fußnoten heißt es:
- Für die Luftführung von Kochfeldabzügen ist die Wärmedämmung der Außenwände und des Fußbodens über unbeheizten Räumen / auf Bodenplatten entscheidend.
- Im ungeführten oder teilweise kanalgeführten Umluftbetrieb kann Schimmelpilzwachstum im Korpusbereich durch ausreichenden Nachlauf verhindert werden.
- Der Nachlauf soll nicht manuell ausgeschaltet werden. Die Empfehlungen des Geräteherstellers zum Nachlauf sind zu befolgen.
- Die Planungshinweise des Geräteherstellers sind zu befolgen.
- Die AMK übernimmt keine Haftung für eventuelle Schäden. Es verbleibt ein Restrisiko von Feuchteschäden an Möbeln und Bausubstanz.
Die AMK Entscheidungshilfe „Luftführung von Kochfeldabzügen“ (Untertitel: So finden Sie schnell und einfach die beste Lüftungsvariante unter Berücksichtigung der räumlichen Gegebenheiten) ist bei der AMK in Mannheim erhältlich. Darüber hinaus finden sich weitere, das komplexe Thema vertiefende, Informationen über die AMK-Merkblätter MB008 und MB014 im Mitgliederbereich der AMK-Webseite.