28.04.2025

Die Entwicklungen in der Lichttechnik schreiten rasant voran – maßgeblich getrieben von der Küchenmöbelindustrie. Filigran und am besten unsichtbar sollen die Leuchten für Möbel sein, dabei zugleich robust und energieeffizient. Und die Steuerung? Smart. Eine Herausforderung, die an einen Spagat erinnert.

Alexander Abke führt das Familienunternehmen Hera als geschäftsführender Gesellschafter in dritter Generation. Weiterer Geschäftsführer ist Dr. Philipp Andrae. Foto: Biermann

Hochwertige Bedienung für hochwertige LED-Lichttechnik: die neue 3-Kanal-Funkfernbedienung „H-iDrive“.

Trafo und Controller in einem Bauteil mit Steckerplätzen die modular bestückt werden können: das neu „Smart System“ von Hera. Foto: Biermann

LED-Lichtbänder in Polyurethan lassen sich vielfältig kreativ einsetzen. In der Küche zum Beispiel auf langen Strecken als Griffmuldenbeleuchtung. Foto: Biermann

Fertig für den Versand: Hier zeigt sich die Individualität der „Losgröße 1-„Produktion. Foto: Biermann

Alu-Profile zum flächenbündigen Einbau in den Möbelkorpus werden immer filigraner, müssen aber auf kompletter Länge stabil und robust sein. Die Varianten oben im Bild messen im Lichtaustritt gerade mal 5 mm. Foto: Biermann

Zu den Spezialisten, die sich dieser Aufgabe stellen und mit Innovationen bereichern, zählt das Unternehmen Hera aus Enger. Besonders die Entwicklungen für die Küchenmöbelindustrie sorgen dafür, dass es in der F&E-Abteilung an der Dieselstraße nie langweilig wird. Hera konzipiert und produziert zwar auch ein großes Portfolio an Einbau-, Unterbau- und Linienleuchten, die klassisch über Distributoren und Fachhändler vertrieben werden, doch ein Großteil der Entwicklungsarbeit erfolgt in Zusammenarbeit mit Industriekunden. In letzter Zeit rückt dabei vor allem die besonders filigrane Umsetzung in den Fokus: Licht soll Atmosphäre schaffen und Möbel sowie Schrankinhalte in Szene setzen – während die Technik im Idealfall unsichtbar bleibt.
So werden immer schlankere Aluprofile flächenbündig in den Möbelkorpus integriert oder vergossene LED-Lichtbänder nahtlos eingelassen – beispielsweise für maßangefertigte Griffmuldenbeleuchtungen. Dabei wird durchgehend ein homogenes Flächenlicht ohne sichtbare Lichtpunkte angestrebt, mit durchgehenden Lichtbändern von mehreren Metern Länge und flexiblen Teilungsmaßen, jedoch ohne störende Dunkelzonen an den Rändern. Hochwertige Innovationen wie diese – entwickelt und produziert von Hera – tragen dazu bei, dass Lichttechnik in der Küchenplanung eine immer größere Rolle spielt. Zumindest dann, wenn sie genutzt wird. Das gilt prinzipiell für Küchen aller Preisklassen, insbesondere jedoch für hochwertige Planungen, die oft Teil offener Wohnkonzepte sind. Hier müssen bekanntlich blendfreies Arbeitslicht in Tageslichtqualität und atmosphärisches Wohlfühllicht intelligent kombiniert werden – je nach Tageszeit und Stimmungslage der Nutzer.

Meilenstein der Entwicklungsarbeit
Doch bei den Entwicklungen in der Lichttechnik geht es nicht nur um die Lichtstärke und -farbe oder das Trägermaterial der LED-Lichtbänder und -flächen (wie Aluprofile oder Polyurethan), sondern zunehmend auch um Steuerung und Bedienung. Erst kürzlich stellte Hera nach intensiver Entwicklung das „Smart System“ vor – ein neues Steuerungsmodul, das den Controller direkt in den Trafo integriert und verschiedene Modulsteckplätze bietet. Das neue System ergänzt das bereits seit Jahren etablierte System, welches aus Trafo und separatem Controller besteht. Der Controller des Smart-Systems übernimmt unter anderem die Dimmbarkeit der Lichtstärke sowie die Einstellung der Lichtfarbe.
„Diese Funktionen zu kombinieren, war eine große Herausforderung in der Entwicklung“, berichtet Alexander Abke, geschäftsführender Gesellschafter von Hera in dritter Generation, über einen Meilenstein in der Evolution der Lichttechnik. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Die Reduzierung auf ein zentrales Bauteil vereinfacht vieles: von der Bestellung und Auftragsabwicklung in der Industrie über Produktion, Logistik und Lagerhaltung bis hin zur Montage. Für Endkunden reduziert sich zudem der Kabelsalat hinter oder unter den Schränken. Auch für Verkäufer und Planer im Handel wird die Arbeit durch das neue „Smart System“ erleichtert – es kann helfen, Lichtlösungen häufiger zu integrieren oder in Smart-Home-Anwendungen einzubinden. Einfach, weil es unkompliziert ist.
Das gilt ebenso für die Bedienung der neuen, mit dem „Smart System“ entwickelten 3-Kanal-Funkfernbedienung „H-iDrive“. Ein hochwertiges, rundes Bedienelement im minimalistischen Apple-Style, das den Nutzern ein haptisches und akustisches Feedback gibt – und das sich auch in exklusiven Küchen nicht länger in Schubladen verstecken muss.

Leuchte nach Maß
Hera setzt bei der Sortimentsplanung nur noch zum Teil auf standardisierte Lagerware, diese wird aber variantenreich vorrätig gehalten. Viele Leuchtsysteme werden inzwischen individuell nach dem Prinzip „Losgröße 1“ gefertigt. Dafür steht den Kunden ein eigens entwickelter Online-Konfigurator zur Verfügung. Rund 20 Prozent des Gesamtumsatzes von 25 Millionen Euro, den das Unternehmen am Standort Enger im Geschäftsjahr 2024/25 erwirtschaftete, entfallen auf individuell konfigurierte Leuchten – in der Küchenbranche sind es sogar fast 40 Prozent. Tendenz steigend.
Um diesen Bedarf noch flexibler und mit kurzen Lieferzeiten bedienen zu können, investierte Hera vorausschauend: Rund zwei Millionen Euro flossen in den vergangenen zwölf Monaten in einen 1.500 Quadratmeter großen Anbau. Damit konnten die Flächen für Montage und Metallbearbeitung verdoppelt sowie die Lagerkapazitäten für sperrige Leuchten von bis zu drei Metern Länge erweitert werden. Hinzu kamen weitere Investitionen in moderne Ausstattung und Montagearbeitsplätze. „Wir haben auf Zuwachs geplant“, erklärt Alexander Abke – ein klares Signal, dass neue Kunden willkommen sind. Besonders im Küchenbereich, der als umsatzstärkstes Segment gilt. Hier zählen bereits namhafte Unternehmen wie LEICHT, Sachsenküchen, Beckermann Küchen und Schröder Küchen zu den Referenzen.

„Gut zufrieden“
Neben der Küchenbranche, die etwa 40 Prozent des Umsatzes ausmacht, ist der Ladenbau die zweite tragende Säule für Hera. Weitere Bereiche sind Innenausbau/Tischlereien, Elektrogroßhandel sowie allgemeiner Möbel- und Messebau. Insgesamt erwirtschaftete Hera im Geschäftsjahr 2024/25 (endete am 31. März) am Standort Enger einen Umsatz von 25 Millionen Euro – ein Plus von rund drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Auftragsbestand liegt vier Prozent über dem Vorjahresniveau. „Damit sind wir in Anbetracht der herausfordernden Marktsituation gut zufrieden“, kommentiert Alexander Abke das Ergebnis.
Auch die Schwestergesellschaft Hera Litghting L.P. mit Sitz nahe Atlanta/USA erwirtschaftete rund 25 Millionen Euro – dort jedoch ausschließlich im Ladenbau, insbesondere mit Display- und Regalbeleuchtung für namhafte Handelsketten.
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Alexander Abke mit einem „leichten einstelligen“ Umsatzplus. Aktuell beschäftigt die Unternehmensgruppe Hera rund 125 Mitarbeiter in Enger und Atlanta.

Vorschau auf die interzum
Vom 20. bis 23. Mai 2025 trifft sich die internationale Möbelzulieferbranche in Köln zur interzum – und Hera ist als Aussteller dabei. „Die Messe ist für uns gesetzt“, sagt Alexander Abke. Ebenso wie Messebeteiligungen in Pordenone (Sicam), Düsseldorf (Euroshop) und Salzburg (küchenwohntrends). Auf der Kölner interzum wird das Unternehmen die Vielfalt seines Produktportfolios präsentieren, den Konfigurator in den Fokus rücken und aktuelle Neuheiten vorstellen – darunter das „Smart System“ mit der neuen Funkfernbedienung, innovative Unterbauleuchten sowie extrem filigrane LED-Lichtbänder mit weiter reduzierten Teilungsmaßen („Free Cut“ und „Mini Cut“). Die Kernbotschaft für das Messepublikum lautet: „Wir können alles abdecken und bieten gemeinsam mit unseren Kunden eine hohe Entwicklungskompetenz.“

Dirk Biermann


Hera auf der interzum: Halle 10.2, Stand G011