„Made in Europe ist unser Geschäftsmodell“

Zbigniew Platek: Geschäftsführer Amica International. Foto: Amica
Wir wollten natürlich noch mehr von Zbigniew Platek wissen. Zum Beispiel mit welchen Stärken sich die Marke in Deutschland in welchen Marktsegmenten positioniert und warum „Made in Europe“ für das Unternehmen so wichtig ist.
KÜCHENPLANER: Herr Platek, der Hausgerätemarkt in Deutschland ist hart umkämpft. In welchen Marktsegmenten positioniert sich die Marke Amica? Und mit welchen Nutzenversprechen?
Zbigniew Platek: Die gegenwärtige Marktlage bringt mehrere Herausforderungen mit sich. Der schwächelnde Neubausektor, der 2024 weiter geschrumpft ist, stellt ein erhebliches Problem dar. Dies betrifft direkt die Nachfrage nach Hausgeräten. Zusätzlich belasten internationale Unsicherheiten das Geschäft. Als Anbieter im preiswerteren Segment steht Amica zudem unter intensivem Wettbewerbsdruck, während steigende Energiekosten sowohl die Produktion als auch die Kaufkraft der Verbraucherinnen und Verbraucher beeinträchtigen.
Trotzdem bietet die aktuelle Marktlage auch Chancen. Wir sind als etablierter Hersteller mit über 70 Jahren Erfahrung und einer umfangreichen Auswahl an soliden, gut ausgestatteten Produkten gut positioniert. In Polen sind wir Marktführer und auch am deutschen Markt trifft Amica als preiswerte, aber solide Marke zunehmend den Nerv preisbewusster Verbraucherinnen und Verbraucher. Wir versprechen ihnen europäische Qualität, schnelle Lieferzeiten und ausgezeichnete Kundenzufriedenheit. Dass wir damit überzeugen, sehen wir daran, dass unsere Geräte bereits in über 500 Millionen Haushalten weltweit zu finden sind.
KÜCHENPLANER: Gibt es im Produktsortiment von Amica besondere Stärken in einzelnen Produktkategorien?
Zbigniew Platek: Ja, besonders stark sind wir im Bereich Kochen mit unseren „Made in Europe"-Geräten. Unsere Backöfen, Herd-Sets und Induktionskochfelder werden in Polen entwickelt und produziert. Hier können wir die komplette Wertschöpfungskette kontrollieren und innovative Funktionen wie „HoodConnect Pro“ anbieten.
KÜCHENPLANER: Amica produziert in Polen. Welchen Unterschied macht „Made in Europe" für den Küchenfachhandel konkret?
Zbigniew Platek: „Made in Europe" ist für uns mehr als ein Marketing-Argument – es ist unser Geschäftsmodell und unsere DNA. Unsere Hauptproduktionsstätten befinden sich in Wronki, in der Nähe unseres Firmensitzes in Posen. Die Nähe zur Produktion erlaubt es uns, die Fertigung selbst zu kontrollieren und gleichbleibend hohe Produktqualität nach europäischen Standards sicherzustellen. Gleichzeitig bleiben wir preislich wettbewerbsfähig, weil wir kurze Transportwege zu unseren Partnern haben – das ist ein großer Vorteil, da heute die Logistikkosten schwanken. Eine nachhaltige Produktion ist auch für unsere Kunden immer wichtiger und dem möchten wir gerecht werden.
KÜCHENPLANER: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für Amica? Sowohl im Produkt als auch in der Produktion?
Zbigniew Platek: Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Trend, sondern wird zunehmend zum Kaufkriterium. Hier sind wir durch „Made in Europe“ mit unserer Produktion in Polen gut aufgestellt. Innovation bedeutet für uns praxisnahe Lösungen, die das Leben der Verbraucher verbessern. Wir entwickeln nicht um der Technik willen, sondern immer mit Blick auf den Nutzen. In der Produktion setzen wir auf moderne, umweltschonende Verfahren und Materialien zur CO2-Reduktion. Bei den Produkten bieten wir verbesserte Energieeffizienzklassen und Technologien wie den Inverterkompressor, der Geräte leiser und energieeffizienter macht.
KÜCHENPLANER: Sie waren bereits von 2016 bis 2020 Geschäftsführer der Amica International GmbH in Deutschland und haben diese Rolle nun wieder übernommen. Was ist bei Amica heute anders als in Ihrer ersten Amtszeit?
Zbigniew Platek: Von außen betrachtet war beeindruckend zu sehen, wie sich Amica zu einer festen Größe im Küchenhandel entwickelt hat. Amica versteht den Markt und ist nah an den Bedürfnissen der Verbraucherinnen und Verbraucher. Besonders die konsequente Kommunikation der europäischen Herkunft und die Investitionen in Endverbraucher-Marketing haben Amica spürbar gestärkt. 2020 war Amica noch sehr stark im traditionellen Elektrohandel verwurzelt. Heute haben wir uns auch erfolgreich im anspruchsvolleren Küchenhandel positioniert. Wir haben als Marke an Glaubwürdigkeit gewonnen und verfügen über ein deutlich klareres Profil. Unsere Kommunikation ist zielgerichteter geworden und wir haben gelernt, unsere Stärken besser zu vermitteln.
KÜCHENPLANER: Was hat Sie davon überzeugt, dass die Rückkehr der für Sie stimmige nächste Karriereschritt ist?
Zbigniew Platek: Die Rückkehr zu Amica fühlt sich an wie ein Heimkommen. Ich habe die Marke mitgeprägt und möchte nun sehen, wie sie ihr volles Potenzial ausschöpft. Mit 65 habe ich die Gelassenheit und den Überblick für strategische Entscheidungen, aber auch noch genug Energie, Dinge zu bewegen. Das ist die perfekte Kombination für die anstehenden Aufgaben.
Ich habe die Entwicklung von Amica auch in den vergangenen Jahren aufmerksam verfolgt. Gleichzeitig sehe ich enormes Potenzial, die Markenbekanntheit zu steigern. Die Chance, an diesem Punkt wieder einzusteigen und gemeinsam mit Marcel Kühn und Arthur Stahlberg die nächste Entwicklungsphase mitzugestalten, war für mich sehr reizvoll. Zudem kenne ich die Strukturen und bin davon überzeugt, sehr schnell zusammen mit dem Team weiter die Partnerschaften mit unseren Handelspartnern zu stärken.
KÜCHENPLANER: Wie sehen Sie Ihre kurzfristigen Schwerpunkte in der operativen Verantwortung?
Zbigniew Platek: Meine Aufgabe ist es, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Teams optimal arbeiten können. Dabei setze ich auf kurze Entscheidungswege und pragmatische Lösungen. Meine Erfahrung hilft mir, schnell zu erkennen, welche Themen wirklich wichtig sind. Weiter liegt der strategische Schwerpunkt auf Kochen, auf unserem Werk in Polen und damit auf über 2.000 Kollegen in der Produktion. Hier sehe ich auch meine Rolle den Fokus nicht zu verlieren, und dies immer wieder in den Mittelpunkt zu stellen.
Arthur Stahlberg (Director of Operations) bringt die operative Marktexpertise mit, Marcel Kühn (Director Sales und Marketing) kennt die Kundenkanäle wie kein anderer, und ich kann die strategische Gesamtverantwortung übernehmen. Diese Kombination aus Erfahrung und Fachwissen ist ideal für die aktuelle Marktphase, die vom schwächelnden Neubausektor beeinflusst wird. Die Nachfrage nach Hausgeräten ist davon unmittelbar betroffen. Die Dreierstruktur ist bewusst gewählt, um verschiedene Expertisen zu bündeln. Diese Konstellation ist optimal, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern.
KÜCHENPLANER: Und mittel- bzw. langfristig? Wie soll der Küchenfachhandel Amica in drei bis fünf Jahren wahrnehmen?
Zbigniew Platek: Kurzfristig konzentrieren wir uns darauf, unsere Marktposition zu festigen. Unser Fokus liegt klar auf dem Bereich Kochen. Hier können wir unsere europäische Produktion und Qualitätsstandards voll ausspielen. Bei Kühlgeräten sind wir stark im Retro-Segment, das sehr gut läuft. Generell konzentrieren wir uns auf Bereiche, wo wir echte Differenzierungsmerkmale haben.
Die Zweikanalstrategie – Retail und Küchenhandel – ist fundamental für unseren Erfolg. Beide Kanäle haben völlig unterschiedliche Anforderungen. Vom Sortiment bis zur Betreuung. Hier hat Marcel Kühn mit seinem Team eine fantastische Arbeit geleistet. Wir haben gelernt, dass man nicht mit der gleichen Strategie in beiden Kanälen erfolgreich sein kann. Wir sind jeweils mit eigenen, spezialisierten Teams unterwegs, die die Anforderungen ihres Kanals genau kennen. Das ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil für Amica.
KÜCHENPLANER: Wie organisiert Amica in Deutschland den Vertrieb und den technischen Kundenservice?
Wir haben in Ascheberg über 110 Mitarbeiter, darunter ein großes Service-Team und spezialisierte Außendienst-Teams für beide Handelskanäle - Retail und Küchenhandel. Unser Kundenservice ist telefonisch und per Mail erreichbar. Unsere Außendienstmitarbeiter verstehen sich als Problemlöser und haben immer ein offenes Ohr für unsere Handelspartner. Diese Spezialisierung ermöglicht es uns, die jeweiligen Kanäle optimal zu bedienen.
KÜCHENPLANER: Was ist Ihre zentrale Aussage mit Blickrichtung Küchenfachhandel in Deutschland? Warum lohnt es sich, mit Amica zu arbeiten?
Zbigniew Platek: Amica ist der verlässliche europäische Partner, der auch in unsicheren Zeiten garantiert liefern kann. Wir bieten ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis mit umfangreicher Ausstattung zu moderaten Preisen. Durch unsere wachsenden Strukturen und spezialisierten Teams können wir optimale Betreuung gewährleisten. Als unabhängig agierende Marke können wir schnell auf Trends reagieren und bieten mit „Made in Europe" ein Qualitäts- und Nachhaltigkeitsversprechen, das bei Endverbraucherinnen und -verbrauchern immer wichtiger wird.
KÜCHENPLANER: Was sind Ihre wichtigsten Neuheiten, die auf der area30 in Löhne präsentiert werden?
Zbigniew Platek: Unsere Highlights sind die neuen Muldenlüfter, d. h. Kochfelder mit integriertem Dunstabzug, die das Sortiment sinnvoll erweitern und sich für moderne Küchenkonzepte eignen. Ebenso zeigen wir Produkt-Highlights, wie die Geräte der ‚Noir Design‘-Serie in Schwarz – zeitlos elegant und passend zum Trend dunkler Küchenfronten. Auch die „HoodConnect Pro“-Funktion, die Kochfeld und Dunstabzug via Bluetooth verknüpft und automatisch aufeinander abstimmt, wird auf dem Stand zu sehen sein.
Dirk Biermann