13.11.2018

Küchenkäufer achten noch am ehesten auf die Marke

18,8 Mio. Menschen möchten ihre Wohnung umgestalten. Das ist eins der Ergebnisse der VDM-Studie „Wohnen in Deutschland“. Der Blick in die Details zeigt: Die Marke zählt bei Wohnmöbeln wenig. Am ehesten achten noch Küchenkäufer auf die Herkunft.

Diskussion zur Lage der Branche (Foto von links): Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der koelnmesse, Axel Schramm, Präsident des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie, Prof. Dr. Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, und Jan Kurth, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie. Foto: VDM.

Erarbeitet wurde die Studie vom Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag vom Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM). In den Räumen der koelnmesse präsentierte Prof. Dr. Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, Details. Fakt sei: „Der Möbelmarkt in Deutschland ist mit einer Gesellschaft im Wandel konfrontiert. Der Anteil der Singlehaushalte wächst kontinuierlich, wie auch der Anteil älterer Kunden; die Bedürfnisse und der Geschmack der Kunden verändern sich und besonders dynamisch auch ihr Informations- und Kaufverhalten.“
 
Lust auf eine individuell gestaltete Wohnung
Der Stellenwert der eigenen, individuell gestalteten Wohnung ist laut Prof. Dr. Renate Köcher groß: Für die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung ist die eigene Wohnung der Ort, an dem man sich wohlfühlt und entspannt und auch ein Rückzugs- und Freiheitsraum. Entsprechend legen 79 % der Bevölkerung Wert darauf, dass ihre Wohnung ganz nach ihren Bedürfnissen und ihrem individuellen Geschmack eingerichtet ist.
Die Mehrheit der Bevölkerung ist mit ihrer Einrichtung zufrieden, 27 % jedoch – dies entspricht 18,8 Mio. Menschen – möchten ihre Wohnung gerne umgestalten. Veränderungswünsche haben dabei überdurchschnittlich viele Frauen, während Männer am liebsten alles beim Alten lassen. Männer mögen das Wohnen eher funktional, wohingegen Frauen auch gerne kreativ sind und immer mal wieder umdekorieren oder Möbel verrücken. 61 % aller Frauen umgeben sich gerne mit schönen Dingen, während das nur 29 % aller Männer wichtig ist.
26 % aller Befragten hätten gerne eine neue Couch, 24 % neue Gartenmöbel, 23 % eine neue Küche und ebenfalls 23 % ein neues Bad. 22 % der deutschen Bevölkerung wollen gerne ein neues Bett. Objekte der Begierde sind also zurzeit vor allem Sitzmöbel, Garten- und Terrassenmöbel, Küchen sowie Bäder und Betten.
 
Design und Qualität wichtiger als der Preis
Bei der Auswahl von Möbeln spielen vor allem Design, Verarbeitung, Bequemlichkeit und Funktionalität eine Rolle. Der Preis spielt heute eine geringere Rolle als noch vor einigen Jahren.
Beim Geschmack gibt es hierzulande vier große Gruppen, die einen bestimmten Wohnstil favorisieren: 29 % der Bevölkerung mögen das mobile Wohnen mit leichten und flexiblen Möbeln, die man einfach mal verstellen kann und die bequem sind. 21 % mögen Möbel und Einrichtungen aus dem Bereich der modernen Klassik. Solche Möbel sind eher schlicht, die Raumanmutung wirkt aufgeräumt. 20 % – und vorwiegend ältere Menschen – mögen das Wohnen eher konservativ mit gediegenem Sofa, bodenständigem Design und traditionellen Heimtextilien. 14 % der Bevölkerung – und hier vor allem die Jüngeren – mögen das Wohnen funktional mit modernen Möbeln und einer klaren Formensprache. Einen reduzierten und avantgardistischen Wohnstil mögen nur 9 % der Menschen in Deutschland.
Herkunftsland und Marken haben als Kaufkriterien derzeit nur begrenzt Bedeutung – und dies, obwohl 77 % der Bevölkerung überzeugt sind, dass es bei Möbeln große Qualitätsunterschiede gibt. Anders als in vielen ausländischen Märkten werden weder „Made in Germany“ noch Marken im deutschen Möbelmarkt als Qualitätsindikator gesehen. Zwei Drittel achten bei ihren Möbelkäufen kaum auf Marken. Noch am ehesten spielen Marken beim Kauf von Küchen, Sitzmöbeln und Betten eine Rolle.
 
Informationssuche im Handel
46 % der Bevölkerung haben in den letzten ein, zwei Jahren Möbel gekauft. Viele Kunden haben jedoch Mühe, trotz des großen Angebots und der zur Verfügung stehenden Informationen das Passende zu finden: Nur knapp der Hälfte der Kunden, die in nächster Zeit Möbel kaufen wollen, fällt die Suche und Auswahl leicht, während 35 % sogar klagen, es sei schwer, das Passende zu finden – trotz der Zunahme der Informationsmöglichkeiten.
Nach wie vor ist der stationäre Handel mit Abstand die wichtigste Quelle von Information und Inspiration. Das gilt auch für die junge Generation, in der jedoch das Internet und der Austausch mit Freunden und Bekannten eine überdurchschnittlich große Rolle spielen. Insgesamt 40 % zählen mittlerweile das Internet zu den besonders hilfreichen Informationsmöglichkeiten vor Möbelkäufen, in der jungen Generation sind es 63 %. Auch soziale Netzwerke spielen hier zunehmend eine Rolle: Knapp 30 % ihrer Nutzer tauschen sich in Plattformen und Blogs auch über Einrichtung und Möbel aus. Insgesamt sind aber 77 % der Bevölkerung davon überzeugt, dass Möbelhäuser eine der besten Quellen für Information und Inspiration vor dem Möbelkauf sind.

Handel und Industrie sollten „gemeinsam anpacken“

In der an den Vortrag anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die deutsche Möbelbranche zusammen mit der koelnmesse viele Ansatzpunkte sieht, um den Branchenumsatz anzukurbeln. „In Sachen Angebotspräsentation, Markenbildung oder auch mit dem Slogan „Made in Germany“ sollten Handlungsfelder entstehen, die Industrie und Handel gemeinsam anpacken“, summiert VDM-Geschäftsführer Jan Kurth. Vor dem Hintergrund des eher kleiner werdenden deutschen Möbelmarktes sind diese Handlungsfelder gerade auch für den Export relevant. Hierbei steht die koelnmesse der Branche mit ihren Messen im Wohn- und Einrichtungsbereich hilfreich zur Seite, betonte Messe-Chef Gerald Böse. Exemplarisch nannte er die im Januar stattfindende imm cologne (2019 mit dem Küchenevent LivingKitchen), der Orgatec, der Gafa oder Kind- und Jugend.

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