16.06.2020

Katrin de Louw, kreative Strategin und Gründerin der Designberatungsagentur „Trendfilter“, hat das COLORNETWORK® ins Leben gerufen. Im Mittelpunkt stehen Farben. Klar, das sagt schon der Name. Aber keine gewöhnlichen, schnelllebigen Töne, sondern „Sustained Colors“. Was es damit auf sich hat, verrät sie im Interview zusammen mit Surteco-Designchef Jörg Dietz.

„be rooted!®“ lautet der Name dieses satten Brauntons von Surteco. Er soll das Zeug für eine nachhaltige Farbe haben. Foto: Surteco

Katrin de Louw, Gründerin von COLORNETWORK®, bei der Arbeit mit Surteco-Designchef Jörg Dietz. Foto: Colornetwork

Unsere Räume sind vollgestellt mit Trends. In verschiedensten Formen, Materialien und Farben. Dabei ist es vor allem die Farbe, welche Wände, Objekte und Mobiliar in die Kategorie „zeitlos“ oder – und damit von kürzerer Verweildauer – in die Kategorie „modisch“ einordnen lässt. Für die nachhaltigere Option hat Katrin de Louw das Colornetwork ins Leben gerufen. Einmal im Jahr begibt sie sich mit einem Expertengremium namhafter Designer und Innenarchitekten auf die Suche nach der besonderen Farbe für Interior und Lifestyle, die es durch Zeitgeist, Langlebigkeit und Kombinierfreudigkeit verdient hat, eine „Sustained Color“ zu werden. Also eine nachhaltige Farbe. Jörg Dietz, Head of Design von Surteco, hat als Mitglied des Expertengremiums die erste nachhaltige Farbe mitbestimmt: „be rooted!®“ – Ein zeitloser, erdiger Braunton, der mit nahezu allen Farben und allen Holzarten kombiniert werden kann. Im Interview erläutern Katrin de Louw und Jörg Dietz ­Hintergründe.

Katrin de Louw, wie kam Ihnen die Idee für das Colornetwork?
Katrin de Louw: Die Grundidee ist sicherlich schon länger in meinem Kopf gereift. 2018 habe ich mich dann entschieden, aus der Theorie endlich in die Praxis überzugehen. Da habe ich deutlich gemerkt, dass mich schnell ausgerufene, modische Trends kaum noch emotional berühren. Ich wollte meine Zeit lieber in sinnvolle und ökologische Projekte stecken und beschloss, nachhaltige Einrichtung verstärkt zu fördern.

Welche Vision verbinden Sie damit?
Katrin de Louw: Das Colornetwork begreift Farbe als einen der relevantesten Hebel, um Einrichtungen eine Langfristigkeit und Nachhaltigkeit hinzuzufügen. Wir definieren jedes Jahr mithilfe eines Expertengremiums eine „Sustained Color“, die nicht nur gut kombinierbar ist, sondern auch dem Zeitgeist der nächsten zehn Jahre gerecht wird. Gleichzeitig bietet Colornetwork über den Farbverbund über alle Produkte des Interiors hinweg einen einzigartigen Servicegedanken. Denn auf unserer Plattform stellen wir für Innenarchitekten, Innenausbauer, Bauherren und Endverbrauchern Produkte in der „Sustained Color“ vor. So gibt es Fußböden, die zur Küche passen, und Textilien, die zu den Leuchten passen. Das erleichtert das Einrichten enorm. Unsere erste Farbe, bei der Jörg Dietz Teil des Expertengremiums war, heißt ‚be rooted!‘. Es ist ein zeitloser, erdiger Braunton, der mit nahezu allen Farben und allen Holzarten kombiniert werden kann. Die nächste Farbe ist bereits definiert, aber aktuell noch geheim.

Jörg Dietz, Sie waren Teil des Expertengremiums – woran erkennt man das Potenzial einer Farbe für die Nominierung zur „Sustained Color“?
Jörg Dietz: Wir sind es in der Mode oder im Bereich Interior ja eigentlich gewohnt, eine Farbrange zur Auswahl zu haben. Vor diesem Hintergrund dann eine Farbe zu benennen, die branchen- und materialübergreifend einen Trend beschreibt, ist eine besonders herausfordernde Aufgabe. Ziel war es, eine Trendfarbe und keine modische Farbe zu entwickeln, die vergänglicher ist. Da bedarf es einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema. Es war spannend, im Expertengremium mit einem Kreis aus ganz unterschiedlichen Designern mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenzuarbeiten. Jeder Einzelne brachte Farben mit, begründete seine Entscheidung der Vorauswahl und so kamen wir zu dem Ergebnis „be rooted!“. Das ging relativ schnell, weil wir interessanterweise alle in eine ähnliche Richtung vorgearbeitet hatten. Das bestätigte unsere gemeinsame Entscheidung und untermauert das Potenzial unserer definierten ‚Sustained Color‘.

Was ist das Spannende an der Zusammenarbeit in einem so hochrangig besetzten Gremium?
Jörg Dietz: Zum einen war es spannend, seine eigenen Visionen und Recherchen in den Expertenkreis einzubringen und diese mit den Erwartungen und Vermutungen der anderen abzugleichen. Dann ist es für mich sehr interessant, als Designer mit anderen Kollegen auf hohem gestalterischem Niveau an einer ganz konkreten Aufgabe zusammenzuarbeiten und gleichzeitig einen Einblick in unterschiedliche Branchen mit der dortigen Entwicklung zu erhalten. Dabei geht es weit über konkrete Farbtrends hinaus. Auch gesellschaftliche Entwicklungen, Materialtrends und Denkanstöße sind hier interessant. Wo sind neue Impulse? Wo gibt es Anknüpfungspunkte und Gemeinsamkeiten, die man herausstellen kann?

Die richtige Farbe ist maßgebend für ein Produkt, das einen nachhaltigen Platz in den Wohnräumen einnimmt. Wie entwickeln Sie die richtigen Farben bei Surteco?
Jörg Dietz: Farbentwicklung bei Surteco ist eine Teamleistung der Spezialisten in diesem Bereich. Alle Prämissen der Trendrecherche fließen in die Farbentwicklung mit ein. Es folgt ein Briefing für Farbtöne, die klar definiert sind. Zum Schluss muss die perfekte Nuancierung auch erlebbar sein. Es geht darum, sensibel und nuanciert in den unterschiedlichen Substraten genau den gewünschten Ton zu Ton zu erschaffen. Zwar sind Farben messbar, über unterschiedliche Systeme ist sogar eine exakte Beschreibung des Tons möglich, am Ende ist aber doch das Auge entscheidend. „be rooted!“ haben wir bei Surteco aktuell als ABS-Kante und als bedrucktes Dekorpapier. Bei beiden Produkten ändert sich der Farbeindruck mit der Oberfläche. Und genau das macht den Reiz aus: Das Spiel mit den Oberflächen.

Ein kleiner Ausblick in Sachen Trends: Welche Farben werden uns in den nächsten Jahren verstärkt begleiten?
Jörg Dietz: Grundsätzlich sehe ich weiter eher dunkle abgetönte Farben und weniger kräftige Töne im Einrichtungsbereich. Grün ist im Moment besonders im Trend - in verschiedensten Schattierungen, aber auch eher dunkel, seriös abgetönt und weniger grell, klar und laut. Ebenso spielen Gelb und Orange im Einrichtungsbereich eine große Rolle. Aber auch diese Farbtöne sehe ich in abgetönten, nicht klaren Variationen. So können diese mit anderen Farben und Materialien sehr gut bestehen.

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