14.03.2016

Wenn Waschmaschine und Trockner sichtbar in die Küchenzeile integriert sind, ist es um die Raumästhetik oft geschehen. Die Strategien für eine schicke und zugleich funktionale Geräteintegration sind bei den Küchenmöbelherstellern sehr unterschiedlich und reichen von einer defensiven Grundhaltung bis zum aktiven Engagement.

Im geschlossenen Zustand erinnert nichts an die Hauswirtschaft, die Hochschrankzeile wirkt porentief wohnlich mit einer ruhigen Ausstrahlung. Fotos: Leicht Küchen

Hinter den mit vertikalen Griffmulden ausgestatteten Einschubtürenschränken dieser Leicht-Küche (Modell Bondi, Fronten in Struktur­eiche Abruzzen), sind Waschmaschine und Trockner integriert. Die Abluftführung muss natürlich ähnlich wie bei Dunsthauben professionell gelöst werden.

Der Hauswirtschaftsraum von Pronorm wurde komplett mit Serienartikeln ausgestattet. Foto: Pronorm

Natürlich lässt sich jedes Gerät dank normierter Maße in einen Serienschrank hineinstellen und per Front dem direkten Blick entziehen, doch weitere Gedanken zur ganzheitlichen Integration der Wäschepflege in der Küche sind eher rar. Parallel zu einzelnen Lösungen gibt es aktuell wieder neue Ideen zu separaten und professionell ausgestatteten Hauswirtschaftsräumen, mit denen sich zusätzliche Umsätze generieren lassen. Vor dem Hintergrund, dass in den Städten Wohnanlagen und Mehrfamilienhäuser immer öfter als Einraumlösung plus kleinem Hauswirtschaftsraum geplant werden, hat zum Beispiel Ballerina mit seinen Standard-Küchenmöbeln nicht nur einen funktionalen Hauswirtschaftsraum geplant, sondern diesen in Kooperation mit Hailo professionell mit Einbautechnik ausgestattet. Ziel ist es, die Geräte nicht nur clever zu verbergen, sondern eine Zusatzausstattung rund um Waschpulver und Weichspüler anzubieten. Noch ist es eine Studie, aber die ersten Reaktionen aus dem Markt seien positiv, heißt es. Pronorm geht seit der Hausmesse 2015 einen ähnlichen Weg und zeigte ebenfalls einen separaten Hauswirtschaftsraum. Andere Unternehmen wie Nobilia, Häcker, Schüller oder Nolte bleiben eher defensiv, wenn es ums Waschen und Trocknen geht. Alle von uns befragten Küchenmöbelhersteller haben für ihre Strategien schlüssige Begründungen.

Leicht Küchen: Nachfrage steigt an
Küchenhersteller Leicht widmet sich dem Themenfeld mit großem Engagement. Auch das aktuelle, zur Hausmesse 2015 gezeigte Modell Bondi bietet einen etwas breiter gebauten Schrank, der es ermöglicht, Waschmaschine und Trockner zu integrieren. Der Boden, auf dem die Geräte stehen, ist von den Schrankwänden entkoppelt. Somit werden keine Schwingungen von den Geräten an den Korpus übertragen. Dank der speziellen Einschubtüren erfüllt diese Lösung weitere funktionale Ansprüche. Denn im geöffneten Zustand stehen keine raumhohen Fronten im Weg, und im geschlossenen Zustand wirkt die Zeile wohnlich und wie aus einem Guss. Erstmals präsentiert wurden diese speziellen Wasch­tower-Schränke bereits vor mehreren Jahren mit verschiedenen Küchenmöbel-Programmen.
Leicht gestaltet das Thema deshalb so aktiv, weil der Wohnraum in den Städten immer kleiner wird. Dies gelte auch für viele sanierte Altbauwohnungen. „Es ist in solchen Situationen ideal, Waschmaschine und Trockner – egal ob sichtbar oder unsichtbar und funktionell verstaut – in der Küche unterzubringen“, sagt Nicole Fetzer von der Unternehmenskommunikation. „Somit müssen angrenzende Räume nicht verplant und verbaut werden. Und es muss auch nicht der Weg über mehrere Stockwerke gegangen werden, wenn es beispielsweise einen Waschkeller gibt.“ Die Nachfrage von Küchenhändlern bezüglich der Integration der Geräte steigt nach Aussage des Unternehmens immer mehr an. www.leicht.de

Nobilia: Kein gesonderter Stellenwert
Nobilia sieht das anders. Bei dem Verler Unternehmen genießt das Thema keinen gesonderten Stellenwert. „Die Geräte können aufgrund ihrer Normung aber problemlos wie ein Geschirrspüler in die Unterzeile integriert werden“, sagt Marketingleiterin Sonja Diermann. Waschmaschine und Trockner können auch so verkleidet werden, sodass lediglich die Bedienfelder frei bleiben. Für jedes Nobilia-Programm sei das möglich. „Dann sind die Maschinen kaschiert und es sieht wie aus einem Guss aus“, erläutert sie. Eine Zusammenarbeit mit Zulieferern hinsichtlich weitergehender Funktionen gibt es nicht und sei auf absehbare Zeit auch nicht geplant. „Wir haben festgestellt, dass Waschmaschine und Trockner immer häufiger als Turm ins Badezimmer gestellt werden“, erklärt die Marketingleiterin. Und bei (saniertem) Altbau böten Vermieter zunehmend kombinierte Wasch- und Trockenräume an, damit die Immobilie interessanter wird. Deshalb ist der nobilia-Fokus nicht auf das Thema gerichtet. www.nobilia.de

Nolte: Keine spezielle Lösungen
Nolte verweist in seiner Antwort auf sein flexibles Standardsortiment. Dies mache es prinzipiell möglich, Räume über die Küche hinaus zu planen. Dadurch könnten zum Beispiel an die Küche grenzende Hauswirtschaftsräume aus einem Guss gestaltet werden, wobei Schränke und Fronten aus dem bestehenden Sortiment zum Einsatz kommen. „So können auch Waschmaschinen und Trockner integriert und bei Bedarf verborgen werden“, heißt es. Spezielle Schranklösungen für Waschmaschinen oder Trockner seien jedoch derzeit nicht im Programm. www.nolte-kuechen.de

Ballerina: Prototypen kommen sehr gut an
Während der Hausmesse 2015 stellte Ballerina einen separaten Hauswirtschaftsraum vor, der mit der Innenausstattung von ­Hailo eingerichtet war. „Die Besucher fanden vor allem die Studie des Hochschrankes mit den Prototypen von Hailo sehr interessant“, sagt Heidrun Brinkmeyer, Geschäftsführung Marketing und Vertrieb bei Ballerina.
Der Hauswirtschaftsraum, den der Rödinghauser Küchenmöbelhersteller präsentierte, bietet auf kleinstem Raum die Möglichkeit der Aufbewahrung der Hilfsmittel, die man für Hausarbeiten ergänzend zur Küche benötigt und bietet zusätzlich ausreichend Platz, um Wäsche zu waschen und zu trocknen oder zu bügeln. Dazu bietet er Stauraum für Putzmittel, Waschmittel, Staubsauger, Besen, Kehrblech, Eimer, Bügelbrett, Putzlappen, Staubtücher, Handtücher und Körbe für Schmutzwäsche. „Allerdings hat es unseren Besuchern nicht gefallen, dass es sich bei der Schrankinnenaufteilung zunächst um eine Studie handelt und diese noch nicht zu beziehen ist“, berichtet Heidrun Brinkmeyer.
Der auf der Hausmesse gezeigte Hauswirtschaftsraum wurde konkret mit Umbauten für Waschmaschine und Trockner, Besenschrank, Hailo-Hausarbeitsschrank, Schrank mit Körben für Schmutzwäsche, Spülenschrank und Auszugschränken ausgestattet. Begleitet wurde die Darstellung von einer Kundenbefragung. Kristina Wetz vom Hailo-Marketing holte bei den Messegästen ein Stimmungsbild zum Hauswirtschaftsraum ein. www.ballerina.de

Schüller: Keine gesteigerte Nachfrage
Für Schüller wiederum spielt das Thema keine besondere Rolle. Das Unternehmen aus dem fränkischen Herrieden sieht bei Kunden keine gesteigerte Nachfrage, Waschmaschinen und Trockner in die Küche zu integrieren. „Dafür gibt es in den allermeisten Fällen andere Lösungen“, erklärt Marketingleiterin Annette Schumacher. Wie andere Hersteller verweist auch Schüller darauf, dass die Geräte aufgrund der Normung in die Schränke des bestehenden Sortiments integriert werden können. www.schueller.de
Häcker: Viel zu beachten
Auch Häcker führt kein spezielles Programm, das sich mit der Integration von Waschmaschinen und Trockner befasst. „Bei der Planung ist über das normale Maß hinaus viel zu beachten, wie beispielsweise die Vibrationen der Waschmaschine, Kippsicherung und vieles mehr“, erklärt Florian Goos von der Unternehmenskommunikation. „Selbstverständlich obliegt es jedem einzelnen Küchenhandelspartner, sich aus dem Sortiment zu bedienen und entsprechende individuelle Planungen vorzunehmen.“ www.häcker-kuechen.de

Pronorm: Ausstattung mit Serienartikeln
Wie Ballerina hat auch Pronorm während der Hausmesse einen Hauswirtschaftsraum in seiner Ausstellung gezeigt. „Viele unserer Kunden waren davon zunächst überrascht. Aber die Idee wurde ausnahmslos positiv bewertet und wird künftig sicherlich auch in der einen oder anderen Ausstellung umgesetzt“, sagt Udo Helweg, Verkaufsleiter Deutschland. Die Besucher fanden dabei besonders interessant, dass auf engstem Raum alles untergebracht wurde, was zum Waschen, Trocknen, Kühlen und Bevorraten nötig ist und trotzdem genügend Platz für die Bedienbarkeit bleibt. „Die Kunden haben auch darauf hingewiesen, dass viele Wohnungen nicht den erforderlichen Platz bieten, um einen solchen separaten Hauswirtschaftsraum zu integrieren“, gibt Helweg zu bedenken.
Der Raum wurde komplett mit Pronorm Serienartikeln ausgestattet. „Wir haben weder mit Sonderteilen noch mit Prototypen gearbeitet. Bei der Gestaltung kam uns natürlich sehr entgegen, dass wir sowohl Einschubtüren im Hochschrankbereich, als auch ein Schiebetürensystem für Unterschränke anbieten“, erklärt der Verkaufsleiter.
Ergänzt mit einem Rollladenschrank im Oberschrankbereich sei dies eine gute Möglichkeit, Technik und Vorräte auf kleinstem Raum „verschwinden“ zu lassen. Die Artikel dafür sind bereits verfügbar. www.pronorm.de