30.09.2015

Der Export freut die Küchenmöbler

Auch das Inland beschert der deutschen Küchenmöbelindustrie aktuell Zuwächse, doch der „Wachstumsmotor“ sei klar der Export. Dieses Fazit zog Vorsitzender Stefan Waldenmaier bei der Jahrespressekonferenz des Verbands der Deutschen Küchenmöbelindustrie (VdDK e.V). Wie Waldenmaier erläuterte, konnte die deutsche Küchenmöbelindustrie zum 30.6.2015 ihre Umsätze um 4,82% steigern.

VdDK-Vorsitzender Stefan Waldenmaier (Foto 2. von rechts) referiert zur aktuellen Lage der Küchenmöbelindustrie, Dr. Olaf Plümer, Dr. Frank B. Müller und Dr. Lucas Heumann (Foto von links) lauschen konzentriert. Foto: Biermann

Dabei hat sich das Auslandsgeschäft deutlich besser entwickelt als der Inlandsmarkt. Eine Entwicklung, die der VdDK bereits auf seiner letztjährigen Jahrespressekonferenz prognostiziert hatte. Der Zuwachs im Auslandsgeschäft lag per Ende Juni demnach bei 9,92%, im Inlandsgeschäft belief er sich auf 2,03%. Waldenmaier dazu: „Der Export ist wieder der Wachstumsmotor unseres Wirtschaftszweiges. Gerade im Ausland hat die deutsche Küchenmöbelindustrie erneut eindrucksvoll ihre führende Stellung als stärkste und leistungsfähigste Branche in Europa untermauert.“
Laut Verband haben sich nahezu alle bedeutenden Exportmärkte positiv entwickelt. So liegen die zehn stärksten Exportmärkte der deutschen Küchenmöbelindustrie durchweg im Plus, die drei wichtigsten sogar zweistellig mit einem Zuwachs von +10,00% in Frankreich, +17,4% in den Niederlanden und +14,7% in der der Schweiz. Lediglich Belgien als viertwichtigster Exportmarkt bewegt sich mit einem Zuwachs von nur 0,3% faktisch um die Nulllinie.

Euroschwäche beflügelt
Einen deutlichen Zuwachs der Exporte konnte die deutsche Küchenmöbelindustrie auch außerhalb der Eurozone realisieren. Großbritannien mit +14,7% und China mit +24,9% zeigten dabei die deutlichsten Wachstumsraten für Märkte außerhalb der Eurozone. Dort, so Waldenmaier, profitiert die deutsche Küchenmöbelindustrie von dem niedrigen Eurokurs, der faktisch Wettbewerbsvorteile beispielsweise gegenüber heimischen Herstellern bewirke.
Nicht überraschend sei demgegenüber der deutliche Umsatzrückgang nach Russland mit 26,9%. Dies sei klar die Folge der politischen Ereignisse – insbesondere der Sanktionen gegenüber Russland aus Anlass der Ukraine-Krise – und des Einbruchs des Rubelkurses, der zudem zu einer Verteuerung von deutschen Exportprodukten geführt hat, wie Waldenmaier betont. Die Auswirkungen dieser Schwäche am russischen Markt seien für die deutsche Küchenmöbelindustrie allerdings verkraftbar. Anders als in vielen anderen Konsumbranchen machen die Exporte nach Russland weniger als zwei Prozent der gesamten Exporte der deutschen Küchenmöbelindustrie aus – gemessen am Gesamtumsatz liegt der Anteil sogar bei unter 1%. Eine weitere interessante Zahl zum Vergleich: In der Summe exportiert die deutsche Küchenmöbelindustrie aktuell fünf Mal mehr Ware nach Holland als nach China.

Importe nahezu bedeutungslos
Faktisch keine wirtschaftliche Rolle spielen in Deutschland nach wie vor die Importe. Die Importquote für Küchenmöbel liegt laut VdDK unter 3% und ist damit „operativ vernachlässigbar“. Und selbst auf diesem niedrigen Niveau sanken die Importe weiter. Die gesamten Importe an Küchenmöbeln in den deutschen Markt sind um 1,46% zurückgegangen, diejenigen aus Italien als „dem einzigen relevanten Herkunftsland mit einer relevanten Größenordnung“ laut VdDK sogar um 29,8%.
Damit weist die deutsche Küchenmöbelindustrie per 30.6.15 einen Außenhandelsüberschuss von knapp 800 Mio. Euro auf, der bis zum Jahresende auf über 1,5 Mrd. Euro steigen dürfte. Waldenmaier: „Der Außenhandelsüberschuss der deutschen Küchenmöbelindustrie entwickelt sich außergewöhnlich positiv. Er ist zum Abschluss des 1. Halbjahrs 2015 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 10,13% gestiegen. Damit setzt die deutsche Küchenmöbelindustrie ihre Exportoffensive erfolgreich fort mit dem Ziel, die Abhängigkeit vom Inlandsmarkt zu reduzieren.“

Durchschnittspreise steigen wieder
Ebenfalls eine positive Bilanz zog der VdDK-Vorsitzende in Bezug auf die Entwicklung des Durchschnittspreises für Küchenmöbel. Bereits in den Jahren 2011 bis 2013 war es der Küchenmöbelbranche gelungen, einen deutlichen Trend am Markt hin zu werthaltigeren Küchen durchzusetzen. Diese Entwicklung habe im Jahr 2014 einen zwischenzeitlichen Rückschlag erlitten. „Der Durchschnittspreis von Küchen war im Jahr 2014 bedingt durch Überkapazitäten und eine schwierige Entwicklung insbesondere im Inlandsmarkt zurückgegangen“, führte Waldenmaier aus, ergänzte, jedoch: „Diesen Rückgang haben wir in diesem Jahr stoppen können. Wir erwarten zum Jahresende 2015 keine negative Veränderung des Küchen-Durchschnittspreises im Inlandsgeschäft und im Ausland sogar eine deutliche Steigerung.“ Zur Beachtung: Wenn der VdDK von „Küchen“ spricht, ist stets der Holzanteil der Kommissionen gemeint, also ohne Geräte und Zubehör.

Starkes 2015 zu erwarten
Für das zweite Halbjahr 2015 erwartet der VdDK eine Fortsetzung der bisher genannten Entwicklungen bei leicht abnehmender Dynamik. Zum Jahresende, so die Analyse des Verbandsvorsitzenden, rechnet der VdDK mit einem Umsatzzuwachs von insgesamt ca. 4% und mit einer weiteren Stärkung der führenden Stellung der deutschen Küchenmöbelindustrie im internationalen Wettbewerb.
Überaus erfreulich, wie Stefan Waldenmaier betont, sei die Beschäftigungsentwicklung in der deutschen Küchenmöbelindustrie. Hier konnte faktisch im dritten Jahr in Folge die Beschäftigungslage gehalten werden. Die Zahl der Beschäftigten in der deutschen Küchenmöbelindustrie lag zum 30.06.15 sogar geringfügig über derjenigen zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres (+0,16%).

Fachkräftemangel und Demografie-Falle
Der Fachverband erwartet mittelfristig auch für die deutsche Küchenmöbelindustrie einen spürbaren Fachkräftemangel. Waldenmaier wörtlich: „Dies ist die Folge des demografischen Wandels, von dem auch unsere Branche betroffen ist. In bestimmten Regionen wird dieser Fachkräftemangel heute schon spürbar, sich allerdings in Zukunft noch deutlich flächendeckend verstärken. Daher müssen wir ein starkes Augenmerk auf Ausbildungsfragen setzen.“
Hierzu wird der VdDK in Kürze eine Initiative zur Anerkennung des Ausbildungsgangs für „Maschinen- und Anlageführer Holz“ starten. Der Verband hält die Anerkennung dieses neuen Ausbildungsgangs für äußerst dringlich und zwingend, um den Anforderungen einer zunehmenden Automatisierung und Digitalisierung unserer Branche gerecht zu werden. Und, wie ausgeführt, um die Auswirkungen der demografischen Entwicklung zumindest zu mindern.

www.vhk-herford.de