01.07.2010

Resopal. Nur als Oberfläche ist Schichtstoff viel zu schade, meint Geschäftsführer Donald Schaefer, und baut konsequent die "Rooming"-Kompetenzen des Unternehmens aus.

Tausende Menschen leben in einer Küche mit Schichtstoff-Oberflächen der Marke Resopal: Alle bedeutenden Küchenhersteller, so Geschäftsführer ­Donald Schaefer, beziehen Werkstoffe für Arbeitsplatten und Fronten von der Resopal GmbH in Groß-Umstadt bei Hanau. Das Unternehmen - seit 1998 im Besitz des amerikanischen Laminatherstellers Wilsonart International, einem Teil des ITW-Konzerns (Illinois Tool Works Inc.) - hat laut Donald ­Schaefer in Deutschland einen Marktanteil von ca. 50 Prozent im Segment Schichtstoff. 20 Millionen Quadratmeter wurden im vergangenen Jahr verkauft.
Resopal in Groß-Umstadt ist eine von sieben Produktionsstätten des Geschäftsbereichs Wilsonart, zwei weitere befinden sich in den USA, je eine in Kanada, China, Thailand und Frankreich. "In der Summe sind wir der größte Schichtstoffhersteller weltweit", stellt Donald Schaefer fest. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erwirtschaftete alleine das deutsche Unternehmen einen Umsatz von ca. 130 Millionen Euro, das bedeutet eine Steigerung von "deutlich über 10 Prozent" gegenüber dem Vorjahr. Der Löwenanteil des Umsatzes, ca. 85 Prozent, entfiel auf Produkte für den Innenausbau und den Möbelbau. Die Arbeitsplatten darunter machten ca. 23 Prozent aus, das entspricht, will man’s als "Strecke" ausdrücken, einer Jahresproduktion von ca. 3,5 Millionen laufende Meter. Rund 15 Prozent Umsatz erzielten die Produkt-Programme für den Einsatz im Außenbereich, zu denen beispielsweise die "Resoplan"-Fassadenplatten gehören, mit denen Industrie-, Verwaltungs- und Wohnbauten ummantelt werden.

Ein Pionier macht Furore
Als echte Innovation auf den Markt gebracht und durch die damalige Römmler AG zum Patent angemeldet wurde Resopal bereits 1930. Erstmals war es gelungen, aus geschichteten, mit Kunstharzen getränkten Papierbahnen unter hohem Druck und Hitze eine funktionale und gleichzeitig dekorative Oberfläche zu fertigen - ihr Glanz vergleichbar mit Opalen, so urteilten die Erfinder, und ließen sich von dieser Optik sowie dem lateinischen Wort "resina" für Harz zum Namen "Resopal" inspirieren.
Den Durchbruch schaffte der Schichtstoff-Pionier in der Wiederaufbau-Ära nach dem Zweiten Weltkrieg. Der bereits ab 1946 in Groß-Umstadt produzierte neue Werkstoff - robust, pflegeleicht, ästhetisch, bezahlbar - revolutionierte den Markt. Die Resopal-Küchen der 50er- und 60er-Jahre mit ihrem typischen Dekor, einer hellgrauen Leinenstruktur-Optik auf hellem Grund, die Nierentische und Blumenständer mit farbigen Oberflächen wurden Inbegriff moderner Wohnkultur. Das spiegelte sich bald im allgemeinen Sprachgebrauch. "Resopal" wurde zum Synonym für Kunststoff und entwickelte sich zum Gattungsbegriff. Als im Jahr 1971 die Umfirmierung des Unternehmens auf den Produktnamen Resopal erfolgte, hatte der Bekanntheitsgrad der Marke mehr als 85 Prozent erreicht.

Die Wahrnehmung heute
Die Einsatzbereiche von Resopal aus den vergangenen Jahrzehnten sind vielfältig, manifestieren sich jedoch nicht mehr im genannten Maße im Bewusstsein der Konsumenten. So sind ICEs und Kreuzfahrtschiffe mit dem Schichtstoff ausgestattet, er wird im Innenausbau bis hin zu Nasszellen, in Laboren und Sportanlagen angewendet, dient als Außenfassade, und selbstverständlich profitieren Möbel­oberflächen und Küchen von dem funktionsstarken und dekorativen Material. Der Öffentlichkeit bekannt ist die hohe Präsenz von Resopal nicht.

Florale Hochglanzelemente auf seidenmattem Grund: Das Wanddekor "Jardin des Plantes" von Lars Contzen, die Premiere zur Erweiterung des Anwendungsspektrums von "Resopal Rooming".

Das gilt auch für Endverbraucher-Küchen, wo die allseits bekannte Unverwüstlichkeit, die Farben und Dekore den Kaufimpuls auslösten. Stete Weiterentwicklungen der Harz-, Papier-, Druck-, Oberflächen- und Presstechnologie führten zu einer Produktqualität und zu Designvarianten, die jede individuelle Gestaltungslösung in sich bergen: Das Dekorpapier ist meistenteils ein durchgefärbtes oder gedrucktes Motiv-Papier, es können jedoch auch Textilien, Holzfurniere, Metallfolien eingebettet werden. Dauerhaft geschützt werden die Oberflächen durch ein transparentes Overlay, das "Finish" der Resopal-Platten.
Die gestalterische Vielfalt ist quasi unerschöpflich. Derzeit umfasst die Standardkollektion von Resopal 226 Dekore, die Arbeitsplatten-Kollektion ca. 100 Dekore. Realisiert werden nach Auskunft Schaefers rund doppelt so viele, denn für mehrere Küchenhersteller werden gemeinsam erarbeitete, zum größten Teil exklusive Entwicklungen aufgelegt.
Dazu kommen die Oberflächen: Resopal arbeitet vorwiegend mit acht Varianten. Diese sind Spiegelbild des Pressbleches, mit dem die Papierbahnen - Kern- plus Dekorpapiere - zur homogenen Platte verpresst werden. Die Strukturen und Glanzgrade reichen von hochglänzend über supermatt und glatt bis zu porig oder steinig. "Design wird sich in Zukunft mehr über Oberflächen und Farben definieren als über Fantasiedekore", prognostiziert Donald Schaefer. "Schichtstoff an sich erlebt eine Renaissance, weil das Design vornehmlich von der Oberfläche bestimmt wird." Als Tendenz auszumachen seien edelmatte Oberflächen mit natürlich samtiger (Holz-)Haptik sowie deutlich strukturierte Oberflächen - das emotionale, haptische Erlebnis gewinnt weiter an Raum.

Ganzheitliche Raumkreationen
"Wahrscheinlich ist Schichtstoff das beste Oberflächenmaterial der Welt", bewertet Donald Schaefer die Qualitäten von HPL ganz subjektiv. Vor allem aber: "Das Produkt ist viel zu gut, um es nur als Oberfläche zu verwenden." Auf dieser Basis entstand die Raumgestaltungsidee "Resopal Rooming". Bereits in den vergangenen Jahren legte der Markenanbieter eindrucksvolle Produkt­innovationen mit dem Ziel hin, den Werkstoff vom Image einer puren Oberflächen-Veredelung zu befreien und ihm eine eigene Identität zu verleihen.

Donald Schaefer, Geschäftsführer Resopal: "Über das Kernpapier wird die Schichtstoff-Dicke variiert. Standard für die Beschichtung von Trägermaterial sind 0,8 Millimeter." Schnittfreundlich und flexibel wird HPL durch die Harzimprägnierung des Kerns.

Hierzu zählt seit 2008 der hochabriebfeste Hochglanzfußboden "Resofloor". Eingelagert ist Korund, nach dem Diamanten das zweithärteste Mineral. Die brillante Optik geht einher mit extremer Beanspruchbarkeit, ein Klicksystem gewährleistet die schnelle und einfache Verlegung sowie die Mitnahme in ein neues Domizil. 2009 hatte "SpaStyling" Premiere, ein Programm aus wasserfesten und besonders leichten Wand- und Fußbodenelementen für Bäder und Duschen mit Leichtbauplatten als Trägermaterial.

Neue Geschäftsfelder erschließen
Den eigentlichen Markstein im kontinuierlichen Ausbau der Rooming-Kompetenzen setzte jedoch die Einführung der Pressblechoberfläche "Pure Identity", ebenfalls 2009. Die Entwicklung gestattet die Gestaltung von Wänden und damit die Erschließung neuer Anwendungsbereiche bzw. Geschäftsfelder. Umgesetzt wurde die "weltweit einzigartige" Oberfläche für Wände mit dem Design "Jardin des Plantes" von Lars Contzen, das er zusammen mit einem Tapetenhersteller entwickelte. Resultat ist die Darstellung hochglänzender, dreidimensional wirkender Pflanzenranken auf seidenmattem Grund. Im Originalton Resopal: "Als erstes wirkliches Wanddekor im Schichtstoffbereich untermauert ‚Pure Identity’ das Raumgestaltungskonzept ‚Resopal Rooming’, dessen Ziel es ist, Schichtstoff vom Oberflächenmaterial zum Raumgestaltungsmaterial zu führen."

Highlight auf der Messe status_KULT 2010: Die Küche im Edelstahl-Look mit der funktionalen, extrem scheuerfesten und pflegeleichten Oberfläche "Brushed Titanium". Integriert ist die Studie "Moonlight", mit fluoreszierenden Pigmenten bedruckte Dekor- und Unidekore - im Schwarzlicht verwandelt sich die Holznische optisch in ein Flaschenregal.

Der strategische Wandel in der Produktphilosophie ist Programm im Hause Resopal. Donald Schaefer sieht darüber hinaus das Potenzial für die Stärkung des Schichtstoff-Marktes unabhängig von den eigenen vier Wänden: "Wir hoffen, dass uns die Schichtstoffindustrie darin unterstützt, die Geschäftsfelder rund um HPL zu erweitern. Selbstverständlich stehen wir im Wettbewerb, kein Unternehmen kann sich davon lösen. Als Schichtstoffhersteller müssen wir uns fragen, wo der Wettbewerb stattfindet."

Neue Produkte und Ideen
Die Innovationsdichte, mit der Resopal den HPL-Markt belebt, unterstreicht die Intention. Auch in diesem Jahr konnte das Unternehmen erneut spannende Novitäten zur Erweiterung des Rooming-Portfolios präsentieren. Diese spielen mit Lichteinwirkungen und stehen somit für höchste Modernität: Das von Lars Contzen entworfene Design "Whispering Grass irisé" verändert je nach Lichteinfall und Blickwinkel optisch sein Dekorbild. Zweites Novum ist die Studie "Moonlight", bei der Uni- und Dekorpapiere mit fluoreszierenden Pigmenten bedruckt sind, die bei Auftreffen bestimmter Lichtquellen zum Leuchten gebracht werden.

"Resopal Rooming" als sinnliches Erlebnis, hier mit der Oberfläche "Pure Identity" (rechts) von Lars Contzen sowie einem Kunstwerk aus der Kollektion "Wandlungen" von Markus Wasse.

Die enge Zusammenarbeit des Unternehmens mit Lars Contzen bringt eine weitere Dimension in die Resopal-Ideenschmiede: Unter dem Namen "colourcourage" definierte der Designer ein Farbsystem aus mehreren Farbfamilien, die sich zu harmonischen Farbklängen zusammenfügen. Produkte und Materialien in deckungsgleichen Farben liefern sechs namhafte Unternehmen, darunter A.S.Création mit Tapeten, Indes mit textilen Dekostoffen und Resopal mit Schichtstoffen für Wände und Böden. "Wir wollen die Symbiose schaffen zwischen Farbe und Material", erklärt Donald Schae­fer. Es entstehen Farbkompositionen, die den Endverbraucher emotionalisieren, ihm nachvollziehbare Atmosphären präsentieren und schließlich Kundenbindung sowie Markentreue folgen lassen. (hb)

www.resopal.de

 


 

Ausbau der Vertriebswege
Neben der Direktbelieferung der Küchenmöbelindustrie läuft der Vertrieb der Resopal-Produkte hauptsächlich über den Holzhandel, im Segment Arbeitsplatten parallel über Konfektionäre. Speziell für Küchenfachhändler und Küchenstudios wurde nun eine Vertriebsschiene ergänzt: Resopal-Produkte können in Einzelmengen, "kartonweise", wie Donald Schaefer betont, direkt ab Werk bezogen werden.