18.04.2019

Digitalisierung erreicht die Möbelkante

#edge is digital – unter diesem Motto stand das traditionelle Kantensymposium, das seit 28 Jahren ein fester Bestandteil in den Terminkalendern der Branche ist. Anwender und Industriekunden trafen sich in diesem Jahr turnusgemäß in den Räumen der Homag AG in Schopfloch.

 

Im Praxis-Check: Zahlreiche Fachbesucher nutzten das Kantensymposium bei Homag zur persönlichen Fortbildung. Foto: Rehau / Homag

Wie jedes Jahr boten die Veranstalter Rehau und Homag einen tiefen Einblick in die technischen Neuerungen, Marktentwicklungen und Designtrends, die für das „Kantenjahr“ wichtig werden. Das führte zahlreiche Branchenexperten in den Schwarzwald.

Praxis zum Auftakt
Auch das 28. Kantensymposium teilte sich in zwei Abschnitte. Der erste Teil war der Praxis gewidmet. An sechs Stationen wurden anwenderbezogene Themen vorgestellt. Das Thema Digitalisierung stand auf der Tagesordnung ganz oben. Rehau mit digitalen Informationen auf der Kante, Leuco mit digitalen Informationen auf dem Werkzeug und Homag als Verarbeiter der digitalen Informationen auf der Maschine – die Partnerfirma tapio bietet die Infrastruktur, um die digitalen Informationen zu verwalten. Weiterhin wurde das tapio Service Board gezeigt, mit dessen Hilfe dem Kunden ein Online-Support via Video ermöglicht wird. Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Verarbeitung: „Rauvisio crystal“ und „Raukantex pro OMR – die Laser-Lösung z.B. für die feuchtebeständige Bekantung von Küchenbauteilen und Dekorkanten mit Reliefs – wurden live an den Maschinen gezeigt. Dabei umspannte die digitale Prozesskette viele Stationen und zeigte Wege für die industrielle Möbelfertigung auf.

Vertiefende Theorie
Im zweiten Teil der Veranstaltung wurden die Praxisthemen in der Theorie vertieft. Das Fachpublikum hatte jederzeit die Möglichkeit, Fragen zu stellen oder Einzelgespräche mit den Referenten zu führen. Vier Expertenbeiträge standen auf der Tagesordnung. Den Anfang machte Referent Markus Kostenbader, Product Manager Edge Processing bei Homag. Er stellte die Neuheiten in der Maschinenentwicklung vor. Schwerpunkt waren die technischen Neuerungen in der Radienfräsung mit einer neuen Möglichkeit des Formfräsens, die stufenlos einstellbare Nutbearbeitung ab Losgröße 1 sowie der Status zur Maschinengeneration in der Laserverarbeitung. „Wir haben alles in die neue Maschinengeneration integriert, was sich der Markt gewünscht hat“, so Markus Kostenbader.

Einblick in die Kantenwelt von Rehau
Einen breiten Einblick in die Kantenwelt von Rehau gab im Anschluss Matthias Hacker, Projektleiter und Senior Engineer für die Division Edgeband bei Rehau. Sein zentrales Thema war die Digitalisierung über die gesamte Prozesskette hinweg. Ganz im Sinne von „#edge is digital“ stellen sich Fragen wie diese: Wie lassen sich Bestandsverwaltung, Fertigungsprozesse, Stammdatenanlagen optimieren? Wo lassen sich die Fertigungsdaten abgreifen und Maschinenparameter optimieren? Wie erfolgt die Bestandspflege von Restmengen? Hackers Überzeugung: „Mit der ‚digitalen Kante‘ wird die Fertigung transparenter, schneller und weniger fehleranfällig.“ Die Stamm- und/oder Instanzdaten auf der Kantenrolle können über eine cloudbasierte Datenübermittlung oder über „data on tag“ (mittels Barcode, 2D-Code, RFID) erfasst werden. In drei verschiedenen Ausbaustufen lassen sich die Stamm- und/oder Instanzdaten einlesen, verarbeiten und dokumentieren. „Damit ist ein großer Schritt in Sachen Prozesssteuerung und Qualitätsmanagement getan, der richtungsweisend für Industrie 4.0 in der industriellen Möbelfertigung ist“, sagte Matthias Hacker.

Die Technik agiert im Hintergrund
Natürlich ergäben sich auch konsumentenseitig technologiegetriebene Trends, wie Matthias Hacker erläuterte: Von High Tech zu Shy Tech gehe die Entwicklung – die Technik, die uns umgibt, nehme sich mehr und mehr zurück, werde intuitiver und sei nur noch wahrnehmbar, wenn sie benötigt würde. Solche „smarten“ Zusatzfunktionen könne man nahtlos und unsichtbar in die Oberflächen integrieren und damit eine völlig neue Dimension in der Verbindung von Ästhetik und Funktion erschließen. Hierzu gibt es bei Rehau bereits heute einige Ansätze wie Lichtintegration, berührungssensitive Oberflächen und Wireless Charging. Über das „Smart Backend“, eine Rehau-Komplettlösung für ein visionäres Fahrzeugheck, wurden Synergien für die Möbelindustrie hergestellt, zum Beispiel in Sachen Lichtdesign oder Funktionsflächen.

Noch feuchtebeständiger
In den Ausführungen von Matthias Hacker ging es um die vielen neuen Trends und Entwicklungen, die das Thema Kante nie langweilig werden lassen: International sei etwa ein deutlicher Umsatzzuwachs bei der Laserkante „Raukantex pro“ zu verzeichnen. Basierend auf der klassischen Laserkante wurde eine komplett neue Produktlinie entwickelt: Türbekantung mit Laserkanten. Seit Frühjahr 2019 hat die erste Serienanlage zur Bekantung der Türfalz mit Laser-Technologie bei einem Pilotkunden die Produktion aufgenommen.
Für Küche und Bad wurde das Kantenportfolio der Laserkanten „Raukantex pro“ bereits im vergangenen Jahr um die Funktionsschicht OMR erweitert. Sie ist speziell für die Verarbeitung von dünnen oder spröden Deckschichten entwickelt worden – und ist mit ihrer optimierten Feuchtebeständigkeit die erste Wahl in besonders anspruchsvollen Raumsituationen. „Hinsichtlich des Designs müssen keine Abstriche gemacht werden“, versprach Hacker. In Sachen Designtrends bewege sich der Markt in Richtung Stein, Keramik, Metall oder Textil.

www.rehau.com

www.homag.com