23.11.2022

Die deutsche Möbelindustrie hat ihren Umsatz in den ersten drei Quartalen dieses Jahres um 10,7% auf rund 14 Mrd. Euro gesteigert. Im Inland gelang ein Plus von etwa 10%, im Ausland von 12%. Allerdings beruhen die Zuwächse nicht auf gestiegener Nachfrage.

Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK). Foto: VDM

„Die Umsatzzuwächse sind in erster Linie preisgetrieben und bilden die dramatisch gestiegenen Material- und Energiekosten ab“, stellt Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK), fest. Die Möbelnachfrage habe sich allerdings in den vergangenen Monaten merklich abgeschwächt. Nach einem guten Jahresstart sei der Auftragseingang schon seit dem Sommer deutlich rückläufig. „Unsere Hersteller bekommen das eingetrübte Konsumklima zu spüren“, berichtet Kurth. Die Inflationsängste führten zu einer starken Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Im Monat September wurde ein überschaubares Umsatzplus von 3,3% erzielt. Positiv stachen dabei die Küchenmöbelindustrie (plus 9,2%) und die Büro- und Ladenmöbelindustrie (plus 10,4%) heraus. Alle anderen Segmente verzeichneten Einbußen.

Erholung im Vereinigten Königreich
Die Exportquote erhöhte sich in den ersten neun Monaten 2022 leicht auf 33,3% (Vorjahr: 32,7%). Die Sparten Polstermöbel, Küchenmöbel sowie sonstige Möbel, zu denen auch die Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel gezählt werden, konnten beim Umsatz in etwa gleich stark zulegen (plus rund 12%). Die Büro- und Ladenmöbelhersteller verbuchten ein Plus von 11%.
Beim Blick auf das Exportgeschäft fällt die laut VDM „erfreuliche Steigerung“ der Ausfuhren in das Vereinigte Königreich mit einem Plus von rund 11% ins Auge. „Der britische Markt erholte sich nach der Unterzeichnung des Handelsabkommens mit der EU überraschend schnell und stellt den fünftwichtigsten Exportmarkt der deutschen Möbelindustrie dar“, heißt es vom Möbelverband. Frankreich belegt nach wie vor Platz eins im Ranking der wichtigsten Exportländer. Allerdings im Berichtszeitraum mit einem Umsatzminus von 3,7%. Auf den weiteren Plätzen folgen die Schweiz (plus 5,9%), Österreich (minus 1,7%) und die Niederlande (plus 9,3 Prozent).

Starker Zuwachs in den USA
Stark ausbauen konnten die deutschen Möbelhersteller ihr Geschäft in den Vereinigten Staaten, dem wichtigsten Auslandsmarkt außerhalb Europas. Laut VDM kletterten die deutschen Möbelexporte über den Atlantik von Januar bis September – auch währungsbedingt – um rund 20%. Dagegen gingen die Möbellieferungen nach China, dem zweitwichtigsten außereuropäischen Markt, um knapp 13% zurück. Als Ursache gilt vor allem die strenge Null-Covid-Strategie der chinesischen Regierung. Positiv entwickelten sich die Ausfuhren nach Saudi-Arabien (plus 24,4%), was vor dem Hintergrund der politischen und wirtschaftlichen Öffnung des Landes zu sehen ist. Die Möbelexporte nach Russland sanken infolge des Angriffskrieges gegen die Ukraine um 41%.

Weiterhin viele Unsicherheiten
Der Blick auf die kommenden Monate sei von vielen Unsicherheiten geprägt, sagt Kurth. So lasse sich beispielsweise nur schwer abschätzen, wie sich die staatlichen Entlastungspakete zur Abfederung der stark gestiegenen Energiekosten auf die Konsumstimmung auswirken werden. „Die Rahmenbedingungen für unsere Industrie bleiben sehr herausfordernd“, so Kurth. „Die Material- und Energiepreise befinden sich weiterhin auf einem hohen Niveau, die Lieferketten sind nach wie vor fragil und die Auftragslage hat sich spürbar eingetrübt.“ Auf der anderen Seite stelle die Investition in langlebige Konsumgüter wie Möbel angesichts hoher Inflationsraten eine wertstabile Anlage dar, und dem eigenen Zuhause komme in unsicheren Zeiten eine herausragende Bedeutung zu.

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