28.09.2022

Mein Blick auf Küche: Je bunter, desto besser

Wer ein Kochbuch schreibt, für den muss die Küche der wichtigste Raum im Haus sein. Dachten wir bisher. Die Illustratorin und Kochbuchautorin Kat Menschik sieht das ein wenig anders: Für sie muss eine Küche zwar hübsch sein, aber hauptsächlich funktionieren und Persönlichkeit zeigen.

In ihrem kreativen Küchenumfeld hat Kochbuchautorin Kat Menschik die besten Ideen. Foto: Menschik

„Essen essen“ lautet der ungewöhnliche Kochbuchtitel. Es ist ein Erfolg. Foto: Menschik

Kat Menschik hat eines der fröhlichsten und ehrlichsten Kochbücher der letzten Jahre verfasst. „Essen Essen“ ist ein praktischer Ratgeber mit Kochtricks und (fast) geheimen Familienrezepten und darüber hinaus zauberhaft illustriert. Damit sind wir auch beim eigentlichen Beruf der Berlinerin. Sie ist Illustratorin, arbeitet u.a. für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung oder illustriert Bücher, etwa von Haruki Murakami oder Mark Bennecke.

Hübsch muss sie sein
Die Küche ist für sie ein ebenso wichtiger Raum wie das Bad oder Schlafzimmer. Sie benutzt sie gerne, würde aber nie behaupten, dass sie der wichtigste Raum im eigenen Haus ist. Das liegt ihrer Ansicht daran, dass sie Hobbies hat, die nicht in der Küche stattfinden, wie Töpfern, Gärtnern, Malen, Basteln oder das Haus gestalten.
Trotzdem legt sie großen Wert darauf, dass die Küche hübsch aussieht. So haben auch die Gäste im Esszimmer etwas davon, denn die offene Küche, in der sich übrigens auch ein gemütliches Sofa und ein Kamin befinden, geht in den Essraum über.
„Ich arbeite daran, dass meine Küche immer bunter wird“, sagt sie und so dominieren Muster- und Farbmixe den Raum. Eine Wand ist mit einer Hinterglasmalerei versehen. Die daran angrenzende Wand wurde mit selbstgemachten Porzellanfliesen geschmückt. Sammlerstücke, wie schöne alte Dosen, stehen offen im Regal. Darüber wächst die Wand allmählich mit Bildern zu.
Unter- und Oberschränke gibt es in ihrer Küche nicht, stattdessen offene Regale und Schubladen aus gesammelten Weinkisten. Da Kat Menschik Küchengeräte grundsätzlich hässlich findet, sind die in ihrer Küche Mangelware. Sie besitzt noch nicht einmal eine Kaffeemaschine und gießt den Kaffee einfach in der Tasse auf.

Kreativer Buchtitel
In diesem kreativen Umfeld entstand auch die Idee für das Buch „Essen essen“. Es begann mit einer Suppe, die sie für ihre Freundinnen gekocht hatte. Auf Nachfrage nach dem Rezept schrieb Kat Menschik alles auf und zeichnete kleine Bildchen ins Rezept. Und so entstand die erste Seite des Kochbuches – eine Kartoffelsuppe. Der Illustratorin gefiel die Idee, erfundene Gerichte mit Klassikern zu mixen, die sie „im Schlaf“ kochen kann, weil sie sie von ihrer Omi gelernt hatte. Dazu kamen Gerichte von Freunden und Familie, die sie gerne bei diesen isst.
Stand im Vorwort ihres Kochbuches noch „Kochen zählt nicht zu meinen größten Leidenschaften, aber man muss ja die Familie satt bekommen“, hat sich diese Haltung in den letzten Jahren grundsätzlich geändert. Das lag zum einen daran, dass sie nicht mehr jeden Tag kochen musste (das Kind ist ausgezogen), und zum anderen am Lockdown, da ja alle auswärtigen Termine ausfielen.
Sie hatte auf einmal viel mehr Zeit und entdeckte den Spaß am „Rumkulten“ in der Küche. Nudeln wurden selbst gemacht und Brot gebacken. Mittlerweile kocht sie aufwändiger als früher. Wenn Gäste da sind, unterhält sie sich beim Kochen gerne mit ihnen, doch in die Quere kommen darf ihr in der Küche niemand. Als gute Gastgeberin fühlt sie sich dazu verpflichtet, dass sich ihre Gäste wohlfühlen und amüsieren.

Aus dem eigenen Garten
Vieles von dem, was Kat Menschik in der Küche verarbeitet, kommt aus dem eigenen Garten. In diesem Jahr hat sie vor allem Tomaten angepflanzt. Sie möchte Tomatensauce für den ganzen Winter vorkochen. Das verwundert nicht, denn Nudeln mit Tomatensauce sind ihr absolutes Lieblingsgericht. Mit dem Buch „Tomaten“ hat sie dem roten Gemüse ein buntes Denkmal gesetzt. „Es macht mich außerdem wirklich glücklich, einfach in den Garten zu gehen und Zwiebeln, Bohnen, Kräuter aus der Erde zu holen, wenn ich sie brauche.“
Wichtig ist ihr ein nachhaltiger Umgang mit Dingen. Daher kauft sie möglichst unverpackte Lebensmittel und versucht, Plastik zu reduzieren bzw. zu vermeiden. Ihre Familie verzichtet auf Fleisch und kauft hochwertige Lebensmittel, gerne auch in Bioqualität. Auch in Sachen Einrichtung lebt sie Nachhaltigkeit und kauft hochwertige Einrichtungsgegenstände, die sie sehr lange nutzt.

Sybille Hilgert


Völlig subjektiv
Mit unserer Serie „Mein Blick auf Küche“ wollen wir in loser Folge Menschen vorstellen, für die der Lebensraum Küche eine besondere Bedeutung hat. Und dabei unterschiedlichen Perspektiven folgen. Je subjektiver desto besser. Den Anfang machte in KÜCHENPLANER 7/8 2022 die Jungköchin Kaja Beckmann aus Bielefeld. Heute folgt die Kochbuchautorin Kat Menschik.