10.05.2014

Die hohe Kunst des Kombinierens

Von Astrid Plaßhenrich. Egger präsentiert seine Neuheiten in diesem Jahr unter dem Motto „MatchworX“.

Das bedeutet im Grunde nichts anderes, als Farben, Materialien, Stile, Oberflächen und Trends zu kombinieren. Die Idee scheint simpel – und ist doch hochkomplex. Denn was so vermeintlich leicht aussieht, ist es ganz und gar nicht.

Eggers Designexperte Klaus Monhoff erläutert das ­Prinzip von MatchworX: „Die hohe Kunst des Kombinieren ist es, nicht beliebig zu werden.“ Foto: Plaßhenrich

Verena Michels aus dem Egger-Dekormanagment erklärt, wie Hölzer als Spannungsträger im Möbeldesign eingesetzt werden. Foto: Plaßhenrich

Kombinieren kann jeder. Ob dabei aber alles stimmig ist, das liegt im Auge des Betrachters. Oder doch nicht? Denn die hohe Kunst liege darin, nicht beliebig zu werden. So sagt Eggers Designexperte Klaus Monhoff: „MatchworX bedeutet natürlich nicht, dass plötzlich alles geht.  Auch wenn das Mix und Match eine neue Dimension erreicht hat, ist eine grundsätzliche Harmonie zwischen Materialien und Farben wichtig.“ Die Zusammensetzung aller Komponenten muss passen. Dafür brauche es eine Palette an spannenden, trendigen und doch miteinander harmonierenden Materialcharakteren. „Was für einen Außenstehenden vielleicht wie ein Mix ohne Match aussehen mag, ist für den Nutzer sein individuelles Patchwork mit einem starken persönlichen Touch“, erklärt Monhoff.
Mix ohne Match? Individuelles Patchwork? Starker persönlicher Touch? Monhoff jongliert gekonnt mit diesen Begriffen. Anscheinend ist das eine Frage der Übung. Denn der Design-Experte und sein Team beschäftigen sich seit Monaten mit nichts anderem. Dem Außenstehenden, der zum ersten Mal damit in Berührung kommt, kreisen zunächst gleich mehrere virtuelle Fragezeichen über dem Kopf. Doch Monhoff präsentiert „MatchworX“ so wie sie sein soll: vom Einfachen ins Komplexe. Dadurch wird es einleuchtend.

Landflucht des 21. Jahrhunderts
Die Idee, die hinter „MatchworX“ steht, wurzelt in den Megatrends: Individualisierung, Globalisierung, Digitalisierung. Dies verdeutlichte auch Ulrich Bühler, der den Vertrieb und das Marketing der Egger Gruppe leitet. „Unsere Herausforderung ist es, Neuheiten zu finden und zu definieren“, lautete sein Einleitungssatz. Sicherlich, dieser Aufgabe steht jedes Unternehmen gegenüber. Diesen Satz kann jeder Betrieb auf sich münzen. Aber Firmen wie Egger, die sich mit Wohnkonzepten und -situationen auseinandersetzen, müssen dem Statement noch eher nachstreben. Denn, so sei es durch eine Studie erwiesen, werden im Jahr 2020 wohl 72 Prozent aller Europäer in Städten leben. Das Leben inner- und außerhalb der Städte wird sich rasant ändern. Es wird Rechnung getragen gegenüber der Landflucht des 21. Jahrhunderts. „Energie muss deshalb dort erzeugt werden, wo sie gebraucht wird. Städte müssen dennoch auch Landstrukturen anbieten. Und Ressourcenknappheit erfordert Innovations- und Pioniergeist“, sagt ­Bühler.

Vom Absurden zur Normalität
Die Zukunftsvisionen, die der Vertriebs- und Marketingleiter auf der Hausmesse Eggerzum vorstellt, sind keineswegs neu. Dennoch verdeutlichen sie wieder einmal, wie sich heute noch absurd wirkende Ideen immer mehr zur Normalität entwickeln. Wer kann sich – außer Studenten – schon vorstellen, seinen Wohnraum zu teilen? Das werde aber schon in ein paar Jahren gang und gebe sein, und zwar unabhängig von Alter, Geschlecht, sozialer oder religiöser Herkunft. So erfordere die Urbanisierung flexible Möbelsysteme, Trendwand- und Montagesysteme sowie hybride Produkte. Sie werden durch wandelbares, spielerisches Design und zeitlose Materialien geprägt. Bei Egger kann deshalb nicht mehr auf Jahrzehnte hinaus geplant werden. Wie genau sich das Leben in Städten entwickeln wird – das kann noch niemand sagen. Dafür verändert sich die Welt zu rasant.
Das sind die Ideen im Großen. Das Designteam um Klaus Monhoff muss diese nun auf eine viel kleinere Ebene herunterbrechen. Auf Dekore Oberflächen und Farben. Und das ist sie, die große Kunst, die hinter „MatchworX“ steckt.

www.egger.com